Rubinrot
ein Arschloch
und
das Leben ist scheiße
stand da. Unter anderem.
»Das Erforschen von Geheimnissen liegt mir einfach im Blut«, sagte Leslie. »Vielleicht studiere ich auch noch Geschichte und spezialisiere mich auf alte Mythen und Schriften. Und dann mache ich so was wie Tom Hanks in
Sakrileg.
Ich sehe natürlich besser aus und ich werde einen richtig coolen Assistenten einstellen.«
»Mach das«, sagte ich. »Das wird sicher spannend. Während ich für den Rest meines Lebens täglich im Jahr 1956 herumhängen werde, in einem fensterlosen Kellerraum.«
»Nur drei Stunden am Tag«, sagte Leslie. Sie war vollkommen auf dem Laufenden. Es schien, als würde sie die ganzen komplizierten Zusammenhänge viel besser und schneller erfassen als ich. Sie hatte sich alles bis zu meiner Geschichte über die Männer im Park angehört, einschließlich der endlosen Litanei meiner Gewissensbisse. »Besser du verteidigst dich, als dich selbst wie eine Torte durchschneiden zu lassen«, war ihr Kommentar dazu gewesen. Und merkwürdigerweise hatte mir das mehr geholfen als alle Versicherungen von Mr George oder Gideon.
»Sieh es mal so«, sagte sie jetzt. »Wenn du Hausaufgaben in einem Kellerraum machen musst, kannst du wenigstens nicht auf gruselige Grafen treffen, die der Telekinese mächtig sind.«
Telekinese
war der Begriff, den Leslie für die Fähigkeit des Grafen, mich zu würgen, obwohl er meterweit entfernt stand, gefunden hatte. Über Telekinese, meinte sie, könne man auch miteinander kommunizieren, ohne den Mund zu öffnen. Sie hatte versprochen, sich gleich heute Nachmittag näher mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Den gestrigen Tag und die halbe Nacht hatte sie damit verbracht, das Internet nach dem Grafen von Saint Germain und all dem anderen Kram zu durchsuchen, den ich ihr weitergegeben hatte. Meinen überschwänglichen Dank wehrte sie ab, sie meinte, das würde ihr alles einen Heidenspaß machen.
»Also, dieser Graf von Saint Germain ist eine ziemlich undurchsichtige historische Person, nicht mal sein Geburtsdatum steht genau fest. Über seiner Herkunft liegen viele Rätsel«, sagte sie und ihr Gesicht glühte dabei förmlich vor Begeisterung. »Angeblich alterte er nicht, was die einen auf Magie zurückführen, die anderen auf eine ausgewogene Ernährung.«
»Er
war
alt«, sagte ich. »Vielleicht hat er sich gut gehalten, aber alt war er auf alle Fälle.«
»Na, dann ist das wohl schon mal widerlegt«, sagte Leslie. »Er muss eine faszinierende Persönlichkeit gewesen sein, denn er kommt in zahlreichen Romanen vor und für gewisse Esoterik -Kreise ist er eine Art Guru, ein Aufgestiegener, was auch immer das heißen soll. Er war Mitglied diverser Geheimgesellschaften, bei den Freimaurern und den Rosenkreuzern und noch ein paar, er war ein hervorragender Musiker, spielte Violine und komponierte, er sprach ein Dutzend Sprachen fließend und er konnte angeblich - jetzt halt dich fest - in der Zeit reisen. Jedenfalls behauptete er, bei diversen Ereignissen dabei gewesen zu sein, bei denen er unmöglich hätte sein können.«
»Tja, konnte er wohl doch.«
»Ja, Wahnsinn. Außerdem beschäftigte er sich mit Alchemie. In Deutschland hatte er einen eigenen Alchemieturm für seine wie auch immer gearteten Experimente.«
»Alchemie - das hat was mit diesem Stein der Weisen zu tun, oder?«
»Genau. Und mit Magie. Der Stein der Weisen bedeutet aber für jeden etwas anderes. Die einen wollten nur künstlich Gold herstellen, was zu den merkwürdigsten Auswüchsen geführt hat. Alle Könige und Fürsten waren ganz scharf auf Leute, die behaupteten, Alchemisten zu sein, denn sie waren natürlich alle ganz scharf auf Gold. Bei den Versuchen, Gold herzustellen, entstand zwar unter anderem das Porzellan, nur meistens entstand gar nichts und deshalb wurden die Alchemisten auch schon mal als Ketzer und Betrüger ins Gefängnis geworfen oder einen Kopf kürzer gemacht.«
»Selber schuld«, sagte ich. »Sie hätten eben im Chemieunterricht besser aufpassen sollen.«
»Aber in Wirklichkeit ging es den Alchemisten gar nicht um Gold. Das war sozusagen nur das Tarnmäntelchen für ihre Experimente. Der Stein der Weisen ist vielmehr ein Synonym für Unsterblichkeit. Die Alchemisten dachten, wenn man nur die richtigen Zutaten - Krötenaugen, Blut einer Jungfrau, Schwanzhaare einer schwarzen Katze, haha, nein, war nur ein Scherz -, also, wenn man die richtigen Zutaten mit den richtigen chemischen Verfahren kombiniert, entsteht am
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