Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
auch wenn du es jetzt bist. Aber er ist ganz und gar anders. Er sieht sogar aus wie ein Vampir, so düster, groß und sexy. Wohnt er auch in so einem riesigen unheimlichen Haus?«
» Nein, die beiden Häuser, die ich bisher gesehen habe, waren ganz normal«, antwortete Kira und fügte in Gedanken hinzu: Aber da gibt es noch dieses andere, in dem ich noch nicht war. Das große pyramidenförmige in der Nähe von Gizeh.
Tinas Blick huschte an Kira vorbei zu ihrem Bruder. » Rick kannst du es nicht sagen. Er liebt dich, aber bei der Polizei hat er sofort gegen dich ausgesagt. Alles, was du seit deinem zehnten Lebensjahr getan hast, hat er denen unter die Nase gerieben. Wenn du ihm das jetzt erzählst, rennt er sofort damit zu den Bullen, den Nachrichtenagenturen und sonst wohin.«
» Nein, Rick sage ich nichts«, seufzte Kira, die jetzt ebenfalls ihren Bruder ansah. Der saß auf dem Boden, summte vor sich hin und wirkte insgesamt so entspannt, wie sie ihn sonst nur kannte, wenn er total stoned war. » Er wird sich nicht mal an meinen Besuch erinnern. Du aber schon. Wenn du das willst.«
Tina schien sich wieder beruhigt zu haben, auch wenn sie noch ein bisschen blass um die Nase war. » Ich will es. Du kannst mir vertrauen.«
» Das weiß ich doch, Tiny-T«, antwortete Kira, sie bei dem Spitznamen nennend, den sie schon als Kinder benutzt hatten. Sie trat zu ihrer Schwester und spürte, dass sie ganz leicht zitterte, als sie die Arme um sie legte. Als Kira sie dann tatsächlich nur umarmte, entspannte sie sich, nicht ahnend, dass Kira sich in Gedanken immer wieder » Eierschalen« vorsagte, um nicht aus Versehen zu fest zuzudrücken.
» Ich muss gehen«, sagte sie schließlich und löste sich von ihrer Schwester. » Ich musste mich von Mencheres wegschleichen, als er Besorgungen gemacht hat. Er hätte mich nicht zu dir gelassen, ich habe also nicht viel Zeit. Er flippt aus, wenn er zurückkommt und ich nicht da bin.«
Tina berührte ihren Arm. » Er lässt dich nicht aus dem Haus?«
» Er ist nicht wie Pete«, antwortete Kira mit sanfter Stimme. Sie wusste, warum Tina sich Sorgen machte. » Er hat bloß Angst, dass mir etwas zustößt, weil dieser andere Vampir hinter ihm her ist. Deshalb musste ich warten, bis er weg war, um zu dir zu kommen. Aber sobald alles sich beruhigt hat, kann ich gehen, wohin ich will.«
» Hoffentlich«, meinte Tina. » Ruf mich nicht an und schick auch keine E-Mails. Ich glaube, die Polizei überwacht mein Telefon und vielleicht sogar meinen Computer, aber pass auf dich auf.«
» Mach ich.«
Kira näherte sich Rick und starrte ihn an. Wäre seine Krankheit doch genauso leicht zu behandeln gewesen wie Tinas.
» Du hast mich heute Abend nicht gesehen«, begann sie schließlich mit grün blitzenden Augen auf ihn einzureden. » Du hast geschlafen. Wenn du in ein paar Stunden aufwachst, wirst du wissen, dass Tina und ich dich lieben, und dass das immer so sein wird. Du wirst zu den anonymen Drogenabhängigen gehen, weil du zu der Erkenntnis kommst, dass es im Leben um mehr geht, als sich zu besaufen und high zu werden. Du wirst wissen, dass an dir mehr dran ist als deine Sucht und dass du sie besiegen kannst. Ach, und in Tinas Gegenwart rauchen wirst du auch nicht mehr«, fügte sie abschließend hinzu.
Kira konnte ihren Bruder nicht clean machen oder ihn dazu bringen, es zu bleiben, aber vielleicht würde der Befehl an sein Unterbewusstsein ihn auf den Pfad der Tugend zurückführen. Helfen musste Rick sich am Ende selbst. Kira konnte ihm nur einen kleinen Schubs geben.
Schließlich drehte sie sich um, umarmte noch einmal Tina und verließ die Wohnung. Wie zuvor nahm sie die Treppe, zählte die Stockwerke und vermisste Mencheres, obwohl sie erst ein paar Stunden von ihm getrennt war. Im Treppenhaus war es still bis auf das Poltern ihrer Stiefel, aber in der Nähe des sechsten Stocks strich ein Prickeln in der Atmosphäre ihr wie unsichtbare Spinnweben über die Haut.
Sie zögerte nur ganz kurz, bevor sie weiterging. Noch sechs Stockwerke, und sie hätte die Straße erreicht. Das Spinnweben-Gefühl verstärkte sich, aber Kira straffte die Schultern und ging weiter, vorbei an dem Schild mit der Aufschrift AUSGANG zu ihrer Rechten, das auf die Tür zum sechsten Stock hinwies.
Die Vampire fielen über Kira her, bevor sie den vierten Stock erreicht hatte.
30
Mencheres’ neues Handy klingelte. Bevor er sich meldete, starrte er ein paar Sekunden lang Bones’ Nummer auf dem Display an.
Weitere Kostenlose Bücher