Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
niemals würde in die Tat umsetzen können. » Du hättest mich früher aufs Korn nehmen sollen, alter Freund. Als ich noch den Wunsch hatte, dir den Kampf zu liefern, auf den du aus bist.«
In dem Gesicht des Gesetzeshüters flackerte etwas auf. Es war, als wäre ihm gerade bewusst geworden, dass Mencheres seine Gleichgültigkeit nicht vortäuschte.
» Du würdest nie deine Leute im Stich lassen, Menkaure.«
Seiner inneren Leere zum Trotz verspürte Mencheres ein Fünkchen Befriedigung. Hatte Radje endlich begriffen, dass seine Chance auf Rache immer kleiner wurde?
» Das stimmt, und deshalb habe ich meine Macht auf Bones übertragen, als ich meine Sippe mit seiner vereinigt habe.«
» Macht, die von Anfang an mir zugestanden hätte!«, rief Radjedef so leidenschaftlich, wie Mencheres ihn seit Jahrhunderten nicht erlebt hatte.
» Grämst du dich deswegen noch immer?«, spottete Mencheres. » Unser Meister konnte frei wählen, wem er seine zusätzliche Energie vermachen wollte, genau wie es meine freie Wahl war, meinen Energieüberschuss auf Bones zu übertragen. Bones gewinnt immer mehr an Stärke, und die Fähigkeiten seiner Frau wachsen ebenfalls. Radje, Radje…« Mencheres gestattete sich ein dünnes Lächeln. » Du hast zu lange gewartet.«
Radje erhob sich so ruckartig, dass die Betonbank unter ihm zu Bruch ging. Mit kurzen wütenden Schritten lief er eine Weile auf und ab, bevor er genauso abrupt stehen blieb.
» Du lügst«, verkündete Radje. Er klang wieder vollkommen beherrscht. » Du willst mich täuschen, wie du es immer getan hast, aber ich kenne dich. Etwas Derartiges würdest du nie tun.«
Hätte Radje das noch vor einem Jahr gesagt, hätte es gestimmt. Aber nun, da Mencheres’ Gemahlin tot war, Bones die Stärke besaß, ihre beiden Sippen zu führen, Cat sich in eine äußerst seltene Art von Vampir verwandelt und Mencheres das zweite Gesicht verloren hatte, gab es für ihn keinen Grund mehr zu bleiben. Sein Tod würde den kalten Krieg mit Radjedef beenden und seinen Erzfeind um die Chance bringen, Mencheres’ Sippe mit ihm ins Verderben zu stürzen.
Jahrtausendelang hatte Radje versucht, Mencheres’ Gefolgsleuten zu schaden, doch seine Visionen hatten das Schlimmste verhindert. Nun, da er sie verloren hatte, würde Radjedef seine Leute erbarmungslos angehen. Aber das würde Mencheres zu verhindern wissen. Er würde diese Welt in dem Bewusstsein verlassen, für die Sicherheit seiner Leute gesorgt und Radjedefs Pläne vereitelt zu haben. Beinahe freute er sich darauf.
Aber da war noch Kira. Sie allein hielt ihn noch am Leben, aber der Sand im Stundenglas verrann immer schneller. Bald würde Kira sich nicht mehr an ihn erinnern… dann konnte er gehen. Durch seinen Tod würde Mencheres für alle Zeit den Sieg über Radje davontragen. Der Gedanke ließ das Lächeln auf seinem Gesicht breiter werden, als er den Gesetzeshüter anstarrte.
» Du kennst mich, Radje? Dann solltest du zittern.«
Ein knackender Ast lenkte Mencheres’ Aufmerksamkeit wieder auf Kira. Sie hatte ihren Platz auf dem Baum verlassen und sich am Stamm zu Boden gleiten lassen. Als sie einen Blick in ihre Richtung warf, schlug ihr Herz schneller. Offensichtlich konnte sie sich denken, dass ihr Abstieg nicht unbemerkt geblieben war.
» Wer ist diese Sterbliche?«, fauchte Radje, fuhr herum und funkelte Kira wütend an.
Mencheres lachte leise. » Bist du so von dir eingenommen, dass dir die Frau bei uns im Garten erst jetzt auffällt?«
» Der Herzschlag hätte von einem Hund kommen können, so vernarrt wie du in diese Köter bist«, bemerkte Radje kühl.
Mencheres erstarrte, als er hörte, wie beleidigend Radje über Kira sprach. Doch als er sah, wie die Augen des Gesetzeshüters schmal wurden, zwang er sich zur Ruhe. Zu spät. Radjedef hatte es bemerkt.
» Lass die Sterbliche vortreten«, forderte Radje, Mencheres anfunkelnd.
Eine Weigerung hätte Radjedef nur noch neugieriger gemacht. Mencheres setzte ein gelangweiltes Gesicht auf und rief: » Kira! Komm.«
Langsam kam sie durch den Garten auf sie zu, sich immerzu umsehend, als suchte sie nach möglichen Fluchtwegen. Mencheres zeigte keine Regung, als Radjedef Kira auf eine Art und Weise beäugte, die keine Rundung ihres Körpers unbeachtet ließ.
» Hübsch«, bemerkte Radjedef gedehnt. Dann lächelte er. » Allerdings nicht so hübsch wie deine verblichene Gemahlin, oder?«
Mencheres’ Gesicht blieb ausdruckslos; er gab sich so entspannt wie auf dem Grund
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