Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
eher wie dir, Kira«, durchbrach Kurt die angespannte Atmosphäre. » Ich wusste nicht, dass es Vampire gibt, bis ich zufällig mit ihnen in Berührung kam und beschloss, mich ihnen anzuschließen, weil es bei ihnen sicherer war als bei der Gang, der ich angehörte.«
Kira war ganz verwirrt von all den neuen Informationen. Selene, Sam und Kurt wussten sehr gut, was Mencheres war, und doch blieben sie aus freien Stücken bei ihm. Oder doch nicht? Hatte Mencheres ihnen unter Hypnose eingeredet, sie hätten ihr Schicksal frei gewählt? Hatte er mit ihr das Gleiche vor? Was, wenn sie nur glaubte, Mencheres’ Fähigkeit, ihre Erinnerung zu löschen, wäre ihr Ticket nach Hause, während sie ihm in Wirklichkeit Gelegenheit gab, sie auf ewig einzusperren?
Der Gedanke war so entsetzlich, dass Kira spürte, wie ihr Magen sich hob. Ihr Instinkt, auf den sie sich jahrelang hatte verlassen können, war, was Mencheres betraf, vielleicht nicht ganz so unfehlbar. Waren Vampire in der Lage, Gedanken zu beeinflussen, dann galt das womöglich auch für Gefühle.
Kira ließ den Blick durch die Küche und über die drei am Tisch Sitzenden schweifen. Oberflächlich betrachtet, wirkte alles ganz normal, aber der kleinste Riss in der Fassade ließ alles bröckeln.
Genau wie ihr Vertrauen in ihr Bauchgefühl, das ihr vorgegaukelt hatte, Mencheres hätte sein Versprechen, sie gehen zu lassen, ernst gemeint.
Kira stand auf, kaum in der Lage, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. » War nett, euch kennenzulernen«, stammelte sie.
Dann machte sie sich schnell in den Garten davon. Sie hatte das Gefühl, die Wände würden sie erdrücken.
Mencheres schlenderte am Pool vorbei in den Garten, von Kiras Herzschlag angezogen wie von einem Signalfeuer. Sie saß ganz hinten, ausgerechnet auf einem niedrigen Baumast. Ein Windhauch trug ihren Duft zu ihm, Zitrone mit einer scharfen Note von Angst, Verwirrung und Zorn.
Er setzte sich auf eine Betonbank am anderen Ende des kleinen Gartens und fragte sich, was Kiras plötzlichen Stimmungswechsel verursacht haben mochte. Als er sie am Morgen in ihrem Zimmer hatte rumoren hören, schien alles noch in Ordnung gewesen zu sein. Auch in dem Gespräch, das sie mit den anderen in der Küche geführt hatte, war kein beunruhigendes Thema angeschnitten worden, aber Kira war danach sofort in den Garten gelaufen und hielt sich nun schon seit drei Stunden dort auf. War sie einfach nur mit der Situation im Allgemeinen unzufrieden? Oder war da noch etwas?
Es hätte ihm egal sein sollen. Es war völlig verrückt von ihm, hier auf der Bank zu sitzen und zu hoffen, Kira würde sich ihm anvertrauen. Wäre er vernünftig gewesen, hätte er sich um Wichtigeres gekümmert als um eine Frau, die sich bald nicht einmal mehr an ihn erinnern würde.
Wieder trug der Wind ihren Duft zu ihm; unsichtbar und verführerisch liebkoste er seine Sinne. Aber was kann so eine nette kleine Verrücktheit schon schaden?, dachte er sich, als er Kiras Duft einatmete. An diesem Punkt in seinem Leben hatte er sich doch schließlich das Recht verdient, nicht jede noch so kleine Entscheidung von kühler, nüchterner Logik abhängig zu machen.
Abrupt wurde er von Kira abgelenkt, als etwas anderes über seine Sinne hinwegfegte. Etwas Altes, Starkes und Rachsüchtiges. Er straffte sich und war schon dabei, seine Emotionen wieder in ihrem vertrauten, undurchdringlichen Panzer einzuschließen, als er Gorgon die Haustür öffnen hörte.
» Ich will zu Mencheres«, verkündete eine ihm allzu vertraute Stimme.
» Hüter«, antwortete Gorgon mit dem der Stellung seines Feindes gebührenden Respekt. » Ich lasse ihn wissen, dass du hier bist.«
Radjedef brach in ein Gelächter wie leises Donnergrollen aus. » Das weiß er, Bursche.«
Mencheres drängte den in ihm aufflackernden Zorn auf ein unauffälliges Maß zurück. Radjedef konnte nur vermuten, dass ihn die herablassende Art ärgerte, mit der er seine Leute behandelte; hätte Mencheres ihm einen Beweis dafür geliefert, wäre er noch ausfallender geworden. Radjedef war sich der Freiheiten bewusst, die seine Stellung ihm verschaffte, und nutzte sie, was Mencheres betraf, weidlich aus.
Wäre der Verdacht im Falle von Radjedefs Verschwinden nicht zuallererst auf ihn gefallen, hätte Mencheres seinen alten Gegenspieler schon vor Jahrtausenden beseitigt. Aber das war ja das Problem. Ihre Feindschaft währte schon so lange, dass jeder über sie Bescheid wusste.
Und wäre Radjedef nicht
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