Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
Vielleicht hatte Mencheres ihr nichts als Lügen aufgetischt. Vielleicht hatte er überhaupt nie die Absicht gehabt, sie wieder gehen zu lassen.
» Hi«, sagte die blonde Frau fröhlich und wies mit einer Handbewegung Richtung Herd. » Sind noch Speck und Eier übrig, wenn du Hunger hast.«
» Wie geht’s?«, grüßte der Dunkelhaarige, untermalt von einem freundlichen Grunzen des Rotblonden, der den Mund vollhatte.
Kira war verdutzt. Falls die drei hier gefangen gehalten wurden, nahmen sie es sehr entspannt.
» Danke«, stammelte sie und ging zum Herd, um etwas zu tun zu haben, während sie über die neue Wendung der Ereignisse nachdachte. Kira sah sich um. Keine Spur von Gorgon oder Mencheres, aber sie konnten trotzdem in der Nähe sein.
Sie schob sich den Inhalt der beiden Pfannen auf einen Teller und setzte sich auf den freien Stuhl in der Essecke. Drei Augenpaare musterten sie neugierig.
» Ich bin übrigens Kira«, stellte sie sich vor und fragte sich, wie sie diskret herausfinden konnte, ob die drei gegen ihren Willen hier waren.
» Wissen wir«, antwortete der Schwarzhaarige mit leichtem Grinsen. » Ich bin Sam, und das sind Selene und Kurt.«
Kira kaute ihr Rührei und versuchte, sich locker zu geben. » Wisst ihr, hm?«, sagte sie und schluckte. » Was wisst ihr?«
» Dass du nicht lang hierbleibst und nicht gerade glücklich über deinen Aufenthalt bist«, fasste Selene genauso sonnig lächelnd zusammen.
Kira schluckte einen weiteren Happen Ei hinunter, bevor sie antwortete. » Und ihr seid, äh, glücklich über euren Aufenthalt hier?«
» Besser als acht Stunden schuften am Tag«, meldete sich Kurt zum ersten Mal zu Wort.
Die drei lachten. Kira stutzte. Sie waren freiwillig hier? Wussten sie, was Mencheres und Gorgon waren? Mencheres hatte immerhin steif und fest behauptet, er wäre für gewöhnlich in der Lage, Menschen zu hypnotisieren. Waren sich die drei womöglich überhaupt nicht im Klaren darüber, dass ihre » Mitbewohner« Vampire waren?
» Ihr seid also freiberuflich tätig?«, erkundigte sich Kira, in dem Versuch, die drei zum Weiterreden zu animieren.
Wieder Gelächter. » Wenn du es so ausdrücken willst«, meinte Sam. Er lehnte sich zurück und kippte seinen Stuhl nach hinten. Seinem Aussehen nach war er etwa Anfang zwanzig. Eigentlich wirkten sie alle jünger als sie.
Mencheres übrigens auch, obwohl er nach eigener Angabe » älter als Methusalem« war. Vielleicht täuschte sie sich. Vielleicht waren die drei ja doch keine Menschen. Gut, sie aßen ganz gewöhnliches Zeug, aber bisher hatte sich so ziemlich alles als falsch erwiesen, was Kira über Vampire zu wissen geglaubt hatte. Vielleicht nahmen Vampire ja drei Mahlzeiten am Tag zu sich wie jeder andere auch– nur genehmigten sie sich hinterher noch einen kleinen Blutdrink. Kira musterte die am Tisch Sitzenden so unauffällig wie möglich, während sie ihr Ei auf dem Teller herumschob. Selene, Kurt und Sam kamen ihr völlig normal vor… Mencheres allerdings auch. Zumindest wenn er nicht gerade herumflitzte wie ein geölter Blitz oder irgendwelchen Leuten die Köpfe abriss.
» Wie habt ihr Mencheres kennengelernt?«, fragte sie schließlich nur.
Selene zuckte mit den Schultern. » Als ich noch in Frisco für Meth anschaffen gegangen bin, hat Mencheres meinen Zuhälter dabei erwischt, wie er mich zusammengeschlagen hat. Er hat ihn ausgesaugt und mich gefragt, ob ich ein neues Leben anfangen wollte. Klar wollte ich das. Also hat Mencheres mich mitgenommen, einen Entzug mit mir gemacht, und hier bin ich.«
Als Privatdetektivin hatte Kira schon Schlimmeres gehört, aber sie war dennoch perplex über die Selbstverständlichkeit, mit der Selene einer völlig Fremden gegenüber von ihrer Vergangenheit als Drogenabhängige und Prostituierte sowie dem Mord an ihrem Zuhälter sprach. Bevor sie antworten konnte, meldete Sam sich zu Wort.
» Ich wurde ihm vermacht. Früher habe ich Tick Tock gehört, aber der ist in dem Krieg letztes Jahr ums Leben gekommen. Mencheres war Tick Tocks Meister, also hat er nach seinem Tod all seinen Besitz geerbt, mich eingeschlossen.«
» Meister? Mencheres betrachtet dich als seinen Sklaven?«, rief Kira entsetzt.
Sam warf ihr einen Blick zu. » Nicht Meister in dem Sinn, Lady. Meister der Vampirsippe, aus der Tick Tock stammte. Wenn man als Mensch einem Vampir gehört, ist man sozusagen dessen Leibeigener, aber ich kann jederzeit gehen. Ich bin niemandes Sklave, kapiert?«
» Mir ging’s
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