Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
Oder muss ich mich bei dir entschuldigen?«
Mencheres trat einen Schritt zurück, bevor er antwortete. » Ja, das ist völlig normal.«
Sein Tonfall war so förmlich, dass Kira ihn musterte. Seine Miene war vollkommen undurchdringlich, ausdruckslos, als wäre er eine Statue. Was hast du denn erwartet?, fragte sie sich. Für sie war die Erfahrung vielleicht neu, aber Mencheres biss jeden Tag irgendwelche Leute. Und gähnen musste er vermutlich bloß nicht, weil er nicht zu atmen brauchte.
Dann kniete er urplötzlich vor ihr, fasste mit einer Hand ihr Gesicht und sah mit grün lodernden Augen in ihre.
» Nichts ist geschehen, Kira. Ich habe dich nicht gebissen. Du warst nie in meinem Haus. Am Dienstagmorgen bist du nach der Arbeit heimgegangen und liegst seither krank im Bett.«
Etwas seltsam Dichtes presste sich auf ihre Gedanken, und seine Stimme schien in ihr zu vibrieren. Einen Sekundenbruchteil lang war Kira überglücklich. Offenbar funktionierte es endlich! Doch die Traurigkeit folgte auf dem Fuße. Sie würde Mencheres vergessen. Nicht wissen, dass sie ihm überhaupt begegnet war…
Sie blinzelte, und der bohrende Druck in ihrem Kopf verschwand. Mencheres’ Augen sahen noch immer in ihre, so grell leuchtend, dass sie ihr unwirklich vorkamen; aber sie spürte nicht länger den Drang, in ihnen zu versinken.
» Es klappt nicht.« Ein ganz sonderbares Gefühl überkam sie. Bedauern? Erleichterung? Kira unterbrach ihre Grübeleien, bevor sie es identifizieren konnte.
Sekundenbruchteile später stand Mencheres auch schon am anderen Ende des Raumes und drehte ihr den Rücken zu. Seine breiten Schultern gaben ihr keinen Hinweis auf das, was in ihm vorging.
» In zwei Tagen versuchen wir es noch einmal«, verkündete er.
Dann wäre seit dem schicksalhaften Morgen im Lagerhaus schon eine Woche vergangen. Mencheres hatte gesagt, dass es höchstens so lange dauern würde, bis die Wirkung seines Blutes auf sie nachließ. Kira verkniff sich die Frage, die ihr sofort in den Kopf schoss.
Was, wenn er in zwei Tagen ihre Erinnerung noch immer nicht löschen konnte? Und wenn Mencheres sie nicht dazu bringen konnte, alles, was sie über ihn und die anderen Vampire erfahren hatte, zu vergessen… würde er sie dann überhaupt gehen lassen?
Mencheres lag am Grund des Pools. Die Strahlen der späten Nachmittagssonne drangen gedämpft durch die getönten Scheiben. Er lag jetzt schon seit über einer Stunde hier unten im geheizten Wasser, doch selbst dieser für gewöhnlich entspannende Zeitvertreib brachte ihm keine Ruhe. Immer wieder musste er daran denken, wie Kiras Haut sich am Tag zuvor unter seinen Lippen angefühlt hatte, wie sie geschmeckt und ihr Geruch vor Erregung eine üppigere, schwerere Note angenommen hatte.
Er wusste, dass ihre Erregung nur auf seinen Biss zurückzuführen war. Kira hatte nicht anders reagiert als die unzähligen Frauen und Männer, deren Blut er bereits getrunken hatte. Der Unterschied lag in seiner Reaktion. Als Kira ihn stöhnend gebeten hatte, nicht aufzuhören, war er kurz in Versuchung geraten. Er hätte beim Sex die ganze Zeit über von ihr trinken können, nur ein kleines bisschen, ihr aber das gleiche Wohlgefühl– und mehr– bescheren können. Seine Lust war so groß gewesen, dass es ihm körperliche Schmerzen bereitet hatte, Kira von sich zu schieben. Mencheres konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal ein solches Verlangen nach jemandem verspürt hatte. Vielleicht noch nie.
Und doch war da mehr als nur Lust. Als er erneut gescheitert war, in Kiras Geist einzudringen, war er unleugbar erleichtert gewesen. Er konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob sein eigener Unwille bei seiner Unfähigkeit, Kiras Erinnerungen zu löschen, eine Rolle spielte. Ja, es konnte auch einen anderen Grund haben, dass er ihre Gedanken nicht manipulieren konnte, aber dass er sie nicht fortlassen wollte, stand fest. Es bereitete ihm Freude, jeden Tag Kiras Gesicht zu sehen. Er sehnte sich danach, ihre Stimme zu hören, ob sie sich an ihn richtete oder nicht, und die Nähe zu ihr beschäftigte ihn weit mehr, als er zugeben wollte.
Es war die pure Ironie; er hielt sie gefangen, und doch war sie es, die ihn in der Hand hatte.
Mencheres stieg aus dem Pool, Ruhe hatte er dort ohnehin nicht gefunden. Er wusste, wodurch er sich besser fühlen würde, und mit Herumliegen im Wasser hatte das nichts zu tun. Er würde Gorgon auftragen, diskret alles über Kira in Erfahrung zu bringen. Mencheres hatte
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