Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
Nachtschränkchen und rauschte aus dem Zimmer. Es gab Dinge, die er noch beeinflussen konnte, auch wenn die Zukunft nicht dazugehörte.
Mencheres ging in die Eingangshalle hinunter. Ein Vampir stand bei der Tür, das Lockenhaar kurz geschoren, die schlanke Gestalt in lässige schwarze Hosen und ein ebensolches Oberteil gehüllt. Mencheres bedachte ihn mit einem kurzen Blick. Mein Mitregent. Mein Erbe.
Und Mörder seiner Frau.
» Bones«, begrüßte er den Mann. » Danke, dass du gekommen bist.«
Dunkelbraune Augen sahen ihn mit einer Kälte an, die Mencheres noch immer schmerzte, obwohl er wusste, dass er es nicht anders verdient hatte. » Du sagtest, es sei dringend«, antwortete Bones. Sein britischer Akzent war selbst nach Jahrhunderten noch vernehmbar.
» Was ich dir zu sagen habe, wage ich nicht einmal durch unsere Sippenmitglieder übermitteln zu lassen«, erklärte Mencheres, ohne sich lange mit Höflichkeiten abzumühen. Bones hatte klare Ansagen immer zu schätzen gewusst. Er streckte ihm die Mappe entgegen, die sämtliche persönlichen Informationen über Kira enthielt. » Lege das zu meinem Testament.«
Mit hochgezogenen Brauen nahm Bones die Mappe an sich, die er erst nach Mencheres’ Tod öffnen durfte. Er wusste es nicht, aber zusammen mit der Mappe hatte er im Falle von Mencheres’ Ableben die Verantwortung für Kira übernommen.
» Glaubst du immer noch, du würdest bald verrotten, Urahn?«, fragte Bones mit leisem Spott in der Stimme. » Die Zukunft nicht voraussehen zu können, bedeutet nicht unbedingt, dass man bald sterben muss. Vielleicht hast du deine Fähigkeit nur vorübergehend eingebüßt.«
Bones wusste, dass Mencheres das zweite Gesicht verloren hatte; dass er vor sich allerdings nur Finsternis sehen konnte, hatte Mencheres seinem Mitregenten verschwiegen. Genau wie die Tatsache, dass sein kalter Krieg mit Radjedef langsam heißer wurde. Bones hätte sich in beiden Angelegenheiten zum Handeln verpflichtet gefühlt, und das wollte Mencheres nicht. In der Zeit, die ihm noch blieb, würde er sich um alles kümmern.
» Es ist unklug, nicht auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein«, antwortete Mencheres achselzuckend.
» Stimmt. Wo wir gerade von Eventualitäten sprechen, auf die man vorbereitet sein sollte; wir haben ein Problem mit ein paar Ghulen. Angeblich sind in den letzten Wochen immer wieder herrenlose Vampire verschwunden, und Ghul-Banden sind die Hauptverdächtigen.«
Mencheres verkniff sich ein grimmiges Lächeln, als er an den Morgen im Lagerhaus zurückdachte. » Ich habe davon gehört.«
» Vielleicht muss den Typen bloß eine Lektion erteilt werden«, fuhr Bones fort. » Vielleicht steckt aber auch Apollyon dahinter, der wieder diesen Unsinn verbreitet, meine Frau wäre eine Bedrohung für das Volk der Ghule. Ich überprüfe das mal. Dachte mir, es interessiert dich vielleicht.«
Noch ein Grund, über sein baldiges Ableben frustriert zu sein. Bones würde ohne ihn mit dieser Bedrohung klarkommen müssen, wenn er recht hatte und Apollyon dahintersteckte. Durch seinen Tod ließ er seinen Mitregenten im Stich, wenn dieser ihn am nötigsten brauchte. Wieder einmal verfluchte Mencheres die Finsternis in seinen Visionen.
» Wie geht es Cat?«, erkundigte er sich und unterdrückte mit Mühe den Zorn über sein Los.
» Ganz gut«, antwortete Bones. Seine Lippen kräuselten sich. » Sie lässt ausrichten, dass sie es sehr bedauert, heute verhindert zu sein.«
Mencheres schenkte Bones ein kühles Lächeln. » Ich kann es mir lebhaft vorstellen.«
» Du hast ihre Erinnerungen an einen Vampir ausgelöscht, der sie im zarten Alter von sechzehn Jahren entführt und zur Ehe gezwungen hat«, gab Bones sanft zu bedenken. Seine Augen blitzten grün. » Und erst als dieser Vampir Jahre später wieder hinter ihr her war, hast du dir die Mühe gemacht, uns davon zu erzählen und zu erklären, warum er so versessen auf sie war. Einen solchen Verrat vergisst man nicht so leicht.«
» Geh ein Stück mit mir«, bat Mencheres ihn, ohne auf das angesprochene Thema einzugehen. Er schlenderte in den Garten, blieb an dem kleinen glitzernden Pool stehen und wartete, bis Bones bei ihm war, bevor er weitersprach.
» Die Zukunft ist wie Wasser. All unsere Handlungen schlagen Wellen, ändern das Spiegelbild. Hätte ich Cat oder dir erzählt, was kommen würde, hättest du anders gehandelt, sodass dein Spiegelbild nicht mehr dem entsprochen hätte, was du einmal sein solltest. Wir alle
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