Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
an den Waschtisch. » Gorgon macht einen Spaziergang– was wohl bedeutet, dass er sich sein Abendessen sucht–, und ich fühlte mich ein bisschen einsam.«
Ihr grünen Augen waren blank und arglos, doch Mencheres zweifelte am Wahrheitsgehalt ihrer Worte. Kira hatte noch nie sein Schlafzimmer betreten, geschweige denn, ihn im Bad überrascht. Sie führte etwas im Schilde. Was, wusste er nicht. Noch nicht.
» Einsam?«, wiederholte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
Sie zuckte mit den Schultern. » Alle, die ich kenne, schlafen zu dieser Uhrzeit, und fernsehen kann man auch nicht ewig, da wird man ja verrückt. Und da ich gerade erst im Begriff bin, meinen Hunger und meine Körperkraft in den Griff zu bekommen, dachte ich, es wäre eine gute Idee, ein bisschen mit dir zu plaudern, statt mich zu stressen, indem ich ziellos herumrenne, bis Gorgon wiederkommt. Habe ich mich da getäuscht?«
Wieder dieser Unschuldsblick, diesmal allerdings mit einem Hauch Herausforderung darin. Mencheres spürte, wie seine Mundwinkel zuckten. Sie gab ihm zu verstehen, dass er sie ruhig wegschicken sollte, damit aber ihre bewundernswerten Fortschritte zunichtemachen würde. Er war gespannt, wie sie weiter vorgehen würde.
» Bitte. Bleib doch.«
Die Finger hinter dem Kopf verschränkt lehnte er sich in der Wanne zurück. Kiras Blick verweilte kurz auf seiner Brust, bevor er tiefer, zur Wasseroberfläche, wanderte und innehielt. Dann breitete sich ein leises Grinsen auf ihrem Gesicht aus.
» Schaumbad. Wenn mich jemand gefragt hätte, was einem steinalten, oberfiesen Vampir so gefallen könnte, hätte ich ein Schaumbad auf einer Skala von eins bis zehn so ziemlich bei null eingeordnet. Das Einzige, was mich jetzt noch überraschen würde, wäre, wenn du noch ein Quietschentchen hättest.«
Wieder musste er sich ein Zucken seiner Lippen verkneifen. » Gummitiere sind ausschließlich den ältesten und gefährlichsten unter den Vampiren vorbehalten. Ich muss noch ein ganzes Jahrhundert älter werden und weitere tausend Männer töten, um diese magische Schwelle zu überschreiten.«
Kira lachte, ein femininer, kehliger Laut, bei dem etwas in Mencheres sich zusammenzog und ihm wieder einfiel, warum er in den letzten Tagen versucht hatte, sich nicht zu lange in ihrer Gegenwart aufzuhalten. In seinem Unterleib begann es heftig zu kribbeln, ein stummer Befehl seines Körpers, sein Blut in diese Richtung zu schicken. Er ignorierte ihn, froh, solche Dinge kontrollieren zu können, statt den Launen seines Körpers hilflos ausgeliefert zu sein.
» Also, wie mache ich mich?«, erkundigte sich Kira und stützte sich auf dem Waschtisch ab, um sich auf die Platte zu setzen. Erst knarzte er, aber sie hatte ihre Kraft so dosiert, dass er keinen Schaden nahm. Wirklich ein bewundernswerter Fortschritt.
Mencheres schloss die Augen. Vielleicht war es einfacher, das Drängen seines Körpers zu ignorieren, wenn er sie nicht ansah. Schlimm genug, dass ihr Duft ihm ihre verlockende Nähe bewusst machte.
» Du machst sehr gute Fortschritte. In ein paar Tagen werden wir dir beibringen, wie man sich von Menschen ernährt. Wenn du das ohne Hilfe hinbekommst, musst du nicht mehr hierbleiben.«
» Ich will mich nicht von Menschen ernähren«, antwortete Kira prompt, der muntere Tonfall wich aus ihrer Stimme. » Ich bleibe bei Blutkonserven. Aufgewärmt und in einen Becher gefüllt, kann ich mir einreden, es wäre dickflüssiger Kaffee. Jemanden beißen… nein, das will ich nicht.«
Mencheres öffnete die Augen. » Es muss sein, auch wenn es nicht deine bevorzugte Art der Nahrungsaufnahme ist. Wenn du an einem Ort Hunger bekommst, an dem keine Blutkonserven verfügbar sind, ist es besser, du weißt, wie man von Menschen trinkt, ohne ihnen zu schaden, statt aus bloßer Unerfahrenheit einen zu verstümmeln oder umzubringen.«
Er konnte fast hören, wie sie auf ihrer Unterlippe kaute. » Du hast recht«, lenkte sie schließlich ein.
Mencheres machte sich nicht die Mühe, Kira zu sagen, dass sie sich wohl nicht mehr mit Blutkonserven begnügen würde, wenn sie einmal direkt aus der Ader getrunken hatte. Konserven waren geschmacklich einfach kein Vergleich zu frischem Blut. Selbst die Energie, die man aus frischem Blut zog, war stärker als die aus dem Ersatzstoff.
» Dieser korrupte Bulle Radje, was hat der eigentlich gegen dich?«, wollte Kira wissen. Der Themenwechsel überraschte Mencheres so, dass er die Augen öffnete.
Fast hätte er geseufzt. Selbst
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