Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
wenn es ihm möglich gewesen wäre, mehrere tausend Jahre Feindschaft zwischen sich und Radjedef in einer kurzen Erklärung zusammenzufassen, hätte er es nicht gewollt. Da ihrer erbitterten Fehde allerdings Kiras Menschlichkeit zum Opfer gefallen war, fand er es nicht fair, ihr die Antwort zu verweigern.
» Radje entstammt einem Herrschergeschlecht, das jedem seiner Thronerben eine bestimmte Anzahl von Jahren zuwies, in denen der Betreffende über seine menschlichen Untertanen regieren durfte. Zu Beginn dieser Zeit wurde er in einen Vampir verwandelt, sodass er die Chance auf Unsterblichkeit erhielt, aber auch keine Nachkommen mehr zeugen konnte. Die Gemahlin des Erben erhielt einen Gespielen, und eines der Kinder wurde zum neuen Erben bestimmt. Über viele Generationen hinweg hielt man sich an dieses System, bis Radje an die Macht kam. Er grollte, als seine Herrschaft um war. Und als dann sein Nachfolger noch vor Ende seiner Herrschaft auf mysteriöse Weise ums Leben kam, fiel ihm die Aufgabe zu, einen neuen Erben zu bestimmen. In dem Bestreben, selbst wieder die Macht zu übernehmen, zögerte er seine Entscheidung hinaus. Radjes Einwänden zum Trotz wurde ein Erbe bestimmt, aber er weigerte sich zurückzutreten, indem er Zweifel an den Führungsqualitäten seines Nachfolgers äußerte. Als Mordanschläge auf seinen Nachfolger verübt wurden, griff Radjes Meister ein und ließ ihn mit Gewalt außer Landes schaffen. Später wurde dem neuen Erben die Macht verliehen, die eigentlich Radje hätte erhalten sollen. Seither lodert Radjes Hass.«
Kira sah Mencheres an, in ihrem Gesicht standen Mitgefühl, Verstehen und ein Anflug von Zorn. » Du warst der Erbe, den er versucht hat umzubringen.«
Mencheres nickte. » Ja.«
Ihre grünen Augen betrachteten ihn unbeirrt. » Und was für eine Macht war das, die du an Radjes Stelle erhalten hast?«
» Sie ist von Individuum zu Individuum verschieden. In meinem Fall waren es zusätzliche Körperkraft, die Fähigkeit, menschliche Gedanken zu lesen, Zukunftsvisionen und die Macht, Personen oder Dinge durch bloße Gedankenkraft aufspüren und kontrollieren zu können.«
Sie stieß so etwas wie ein Lachen aus. » Ach, so was bloß. Radje ist selbst schuld, da er aber ein zu großer Mistkerl ist, um das zuzugeben, ist es kein Wunder, dass er dich hasst. Weltkriege wurden aus geringeren Eifersüchteleien begonnen.«
Ja, und Kira wäre überrascht gewesen, wenn er ihr erzählt hätte, wie viele der Kriege, die die Menschheit über die Jahrhunderte hinweg ausgefochten hatte, auf Fehden zwischen Meistervampiren zurückzuführen waren.
» Bevor du zum Vampir wurdest, warst du also so eine Art Häuptling?«
Mencheres schenkte ihr ein leises Lächeln. » So ähnlich.«
» Kein Wunder, dass du es gewohnt bist, für andere zu denken«, murmelte sie. » Heutige Politiker machen das auch.«
Als er ihren süffisanten Tonfall hörte, musste er sich ein Lachen verkneifen. »› Absolute Macht korrumpiert absolut ‹ «, zitierte er.
Sie hüpfte vom Waschtisch und fuhr zusammen, als der Boden unter ihren Füßen knirschte, wirkte aber erleichtert, als die Fliesen heil blieben.
» Und verbittert wie Radje war, ist er zur Vampirversion eines Bullen geworden. Komische Wahl.« Mencheres zog eine seiner Schultern zu einem halben Achselzucken hoch. » Gesetzeshüter haben in der Vampirgesellschaft die meiste Macht. Radje wurde eine Form der Macht verwehrt, also hat er sich eine andere angeeignet.«
Kira wirkte nachdenklich. » Ich wollte auch zur Polizei. Hat nicht geklappt.«
Mencheres’ Interesse war geweckt. Sie hatte bereits bewiesen, dass sie eine sehr entschlossene Person war. Was hatte sie von ihrem Ziel abbringen können?
» Was ist passiert?«
Sie warf ihm einen Blick zu. » Wenn du willst, dass ich dir die Geschichte erzähle, muss ich die Füße zu dir ins Wasser stellen. Für diese Reise in die Vergangenheit brauche ich ein bisschen Entspannung.«
Jetzt war er wirklich neugierig. Mencheres nickte Richtung Wannenrand. Kira zog die Schuhe aus und setzte sich vorsichtig darauf. Er nahm die Beine zur Seite, um Platz für sie zu schaffen, aber das war unnötig. Er hatte extra eine große Wanne einbauen lassen, damit er ganz unter Wasser liegen konnte.
Kira stieß einen genüsslichen Laut aus, als ihre Füße und schließlich ihre Waden ins Wasser tauchten. Mencheres sah ihr unbeirrt ins Gesicht, nicht auf die hübschen Schenkel, die ihm viel zu nackt und nah waren, weil der Saum
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