Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
gefährdete. Er hatte Kira ein Mittel an die Hand gegeben, mit dem sie die Krankheit ihrer Schwester in Schach halten und ihr eine normale Lebensdauer ermöglichen konnte. Und als Flare sie in seiner Gewalt gehabt hatte, war Mencheres persönlich erschienen und hatte sie ohne das geringste Zögern geheilt.
Was Radjes Ultimatum anbelangte, hatte Mencheres das Einzige in seiner Macht Stehende für sie getan: Er hatte sie wiederauferstehen lassen. Die wenigen Einschränkungen, die er ihr auferlegt hatte, seit sie im Flugzeug als Vampirin erwacht war, dienten lediglich dazu, Unschuldige vor ihr zu schützen. Abgesehen davon durfte sie tun und lassen, was sie wollte, einschließlich telefonieren, E-Mails checken und sogar online einkaufen, damit sie nicht länger in geborgten Sachen herumlaufen musste. Und sobald sie ihre Blutgier und ihre neu erworbene Körperkraft unter Kontrolle hätte, dürfte sie gehen, hatte Mencheres ihr wiederholt versichert. Alles wie gehabt.
» Gleich hast du’s geschafft«, feuerte Gorgon sie an, als sie gerade dabei war, noch ein Ei aus der Schachtel zu nehmen. Ein feiner Riss erschien auf der weißen Schale. Mit gespitzten Lippen machte sie weiter. Kurze Zeit später lag das Ei in ihrer Hand, ein winziger zickzackförmiger Sprung verunzierte die glatte Schale, aber nichts lief aus.
» Und jetzt setze die Eier zurück, ohne sie zu zerbrechen. Dann hast du den Trick raus.« Gorgon zwinkerte ihr zu.
Kira teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen der Aufgabe und dem, was Mencheres nicht sagte und tat. Einige Nächte zuvor hatte sie sein Verlangen gespürt, doch obwohl sie sich ihm quasi aufgezwungen hatte, war er ihr mit der Begründung ausgewichen, ihre neuen Sinne würden ihr Urteilsvermögen trüben. Dann hatte er ihr diese entsetzlichen Dinge über sich erzählt, fast als wollte er, dass sie ihm Vorhaltungen machte. Mencheres benahm sich nicht wie jemand, der keine Rücksicht auf andere nahm. Trotz der großen Macht, die er hatte, prahlte er nicht damit. Ihrer Erfahrung nach hatte er sie bisher sogar nur eingesetzt, um anderen zu helfen. Sie an seiner Stelle hätte sie ständig benutzt. Um sich Blut und Wasser kommen zu lassen, zum Beispiel, während sie dem süßen Nichtstun frönte… und Gnade denen, die ihr die Vorfahrt nahmen, wenn ihr je telekinetische Fähigkeiten zuteilwerden sollten.
Nein, Menscheres entsprach ganz und gar nicht dem wenig schmeichelhaften Bild, das er von sich selbst gezeichnet hatte. Er hatte ihr zwar ans Herz gelegt, ihn zu vergessen, sobald sie mit ihrem neuen Leben klarkam, aber Kira hatte nicht die Absicht, das zu tun.
Aus dem Augenwinkel beobachtete Kira, wie Mencheres mit vertraut gleitendem Gang ins Nebenzimmer verschwand, seine Haltung war aufrecht, sein Hintern füllte seine Hose so sexy aus, dass es sündhaft war.
Nein, so leicht ließ sie sich nicht abwimmeln. Sie würde den Panzer durchbrechen, mit dem er sich vor ihr schützen wollte. Dann würde sie ja sehen, ob das Band zwischen ihnen, das Mencheres anscheinend mit aller Macht zu negieren versuchte, so stark war, wie sie vermutete.
Kira setzte die Eier in ihren schützenden Karton zurück, lächelnd über das Erreichte und in Gedanken bereits ihren nächsten Schachzug planend.
Das Spiel beginnt.
Mencheres hörte, wie die Tür zu seinem Schlafzimmer geöffnet wurde, machte aber nicht die Augen auf. Das heiße Wasser in der Badewanne war angenehm. Er wollte den kurzen Frieden, den er unter seiner Oberfläche fand, nicht aufgeben, nur weil Gorgon ihm Wäsche brachte. Er hatte seinem Freund zwar schon gesagt, dass er sich selbst um den Haushalt kümmern konnte, aber Gorgon hatte darauf bestanden, das für ihn zu übernehmen.
Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, hätte Mencheres wohl auch eine Weile gebraucht, um herauszufinden, wie man eine moderne Waschmaschine bediente. Für gewöhnlich war er in jedem seiner Häuser von einem Heer menschlicher und vampirischer Diener umgeben, die solche Arbeiten für ihn erledigten. Vielleicht dachte Gorgon, er könnte sich auf diese Weise die Mühe ersparen, in absehbarer Zeit Mencheres gesamte Garderobe zu ersetzen.
Ein trommelndes Geräusch brachte Mencheres schließlich doch dazu, die Augen zu öffnen. Durch den Wasserschleier hindurch sah er Kira in der Tür stehen; ihre schlanken Finger pochten gegen den Rahmen.
Sofort streckte er alarmiert den Kopf aus dem Wasser. » Ist etwas passiert?«
» Nein«, antwortete sie, kam ins Badezimmer und lehnte sich
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