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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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als Daddy öffnete und uns hereinließ. »Es tut mir leid, dass ich das Essen verpasst habe.«
    »Du klingst gar nicht erkältet«, bemerkte Stella.
    »Ich habe gehört, mir ist ein fantastisches Mahl entgangen«, erwiderte er mit einem Lächeln.
    Stella kochte Kaffee, und wir setzten uns an den Tisch. Daddy sagte nicht viel, aber Stella stellte dafür jede Menge Fragen, nach seiner Familie, wo er aufgewachsen war und wie es in der Schule lief. Als wir ausgetrunken hatten, standen wir auf. Andy gab Daddy die Hand, dankte Stella für den Kaffee, und wir gingen wieder rüber zu Grands Haus.
    »War es so schlimm, wie du befürchtet hattest?«, fragte ich.
    »Nein, meine Süße«, sagte Andy und drückte meine Hand.
    Vor dem Haus stand Rays Pick-up. Auf der Ladefläche saß Hoppy mit heraushängender Zunge und halb geschlossenen Augen in der Wintersonne. Als Ray um den Wagen herumkam, um wieder einzusteigen, sah er uns. »Ich hab grad bei dir geklopft«, sagte er. »Ich brauche Brot, was Besonderes. Vier Stück für ein Abendessen. Schaffst du das bis um fünf?
    Hi«, sagte er zu Andy. Andy nickte ihm zu und kraulte Hoppy hinter dem Ohr.
    »Kein Problem«, sagte ich. Ray stieg ein, wendete und fuhr davon.
    »Ich geh zurück zum Haus, räume auf und koche uns was zum Abendessen«, sagte Andy. »Mach uns doch auch ein Brot und bring es mit.«
    »Danke, dass du hergekommen bist.«
    »Du bist mein Schatz«, sagte er leise und umfasste mein Kinn. »Und um meinen Schatz muss ich mich kümmern.«
    Ich fühlte mich so warm und nachgiebig wie der Teig, den ich an dem Tag knetete und formte. Der Geruch erfüllte meinen Kopf und mein Herz, und auf einmal verstand ich, was Andy so besonders daran fand. Einmal, als er nur ein bisschen bekifft gewesen war, hatte er den Kanten von einem frisch gebackenen Brot abgeschnitten, ihn an seine Nase gehalten und ganz tief eingeatmet. »Da drin könnte ich leben«, hatte er gesagt. »Es ist warm und weich, und am liebsten würd ich einfach reinkriechen. Es riecht so, wie sich Zuhause anfühlen sollte.«
    In dem Moment hatte ich gelacht, aber als ich jetzt am Küchentisch saß und zusah, wie der Teig unter den feuchten Tüchern aufging, die ich über die Formen gebreitet hatte, musste ich ihm zustimmen. Ich trödelte im Haus herum, während das Brot im Ofen war. Gegen halb fünf packte ich die Laibe ein und brachte sie zu Ray.
    Vor dem Laden stand ein fremdes Auto mit einem Kennzeichen aus Massachusetts. Es schimmerte weiß in der Winterdämmerung, und ich fragte mich, ob es wohl den Leuten gehörte, die das Brot bestellt hatten. Es war ein Mercedes oder BMW. Ich konnte mir nie merken, welches Symbol zu welcher Marke gehörte. Ich spähte durch die Scheiben. Buttergelbe Ledersitze. Am liebsten hätte ich mich hineingesetzt, nur um zu sehen, ob sie auch so weich waren wie Butter.
    Im Laden stand ein Mann, mit dem Rücken zu mir, und sprach mit Stella. Ich legte das Brot für Ray auf den Tresen, und als Stella mich bemerkte, geschah etwas Merkwürdiges. Sie wurde plötzlich stocksteif, in ihren Augen lag Angst, und dann drehte der Mann sich um.
    »Du bist bezaubernd«, hörte ich ihn im Geiste sagen, klar und deutlich, als wäre es gestern gewesen. Dann hörte ich Dotties Stimme, ebenso klar: »Ich hab nur darauf gewartet, dass er eine Peitsche zückt und uns alle grün und blau schlägt.« Und Andys Stimme: »Er hat mich geschlagen.«
    Als Mr. Barrington mich erblickte, wurden seine Augen kalt wie die einer Schlange. Aber sein Lächeln war schön, genau wie das seines Sohnes. Ich wusste nicht, ob ich flüchten oder bleiben sollte. Ich warf Stella einen finsteren Blick zu, nur um woanders hinschauen zu können.
    Stellas Gesicht war rot, als sie übertrieben munter sagte: »Mr. Barrington ist hergekommen, um Andy zur Schule zurückzubringen. Er muss dieses Wochenende wieder nach Hause.«
    »Hallo, Florine«, sagte Mr. Barrington leise. »Stella hat mir alles über euch beide erzählt.«
    Ich zuckte die Achseln. »Da gibt’s nicht viel zu erzählen«, sagte ich und wandte mich ab. Mein Herz schlug wie wild, und mein Kopf sagte: Lauf, so schnell du kannst. Ich wollte vor ihm bei Andy sein, wollte ihn warnen. Aber ich versuchte, ruhig zu bleiben, während ich darauf wartete, dass Ray mir mein Geld gab. Er sah mich eindringlich an, als er mir die Scheine in die Hand drückte. Ich bedankte mich und verließ den Laden. Sobald die Tür hinter mir ins Schloss fiel, rannte ich, so schnell ich konnte,

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