Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
Vom Netzwerk:
hinauf in den Wald, zum Sommerhaus und zu Andy.
    Ich stürmte in die Küche, die nach Brathähnchen und Hasch roch. Andy stellte gerade zwei Weingläser auf den Teppich vor dem Kamin. Das Lächeln, mit dem er mich ansah, war unverstellt wie das eines Kindes. Doch als ich sagte: »Dein Vater ist hier. Er will dich holen«, verwandelte es sich in den Ausdruck eines wilden Tieres, das in eine Falle geraten ist.
    »Scheiße«, fluchte er. »Verdammt, ich stecke in der Scheiße.«
    Aus der Eingangshalle erklang ein spöttisches Lachen. »Sei doch nicht so dramatisch, Andrew.« Mr. Barrington lehnte sich gegen den Türrahmen. »Du bist eine schnelle Läuferin«, sagte er zu mir.
    Als ich darauf nicht reagierte, fügte er hinzu: »Das ist ein Kompliment. Bitte sieh mich nicht an, als wäre ich der böse Wolf. Ich bin hier, um Andy nach Hause zu holen, weiter nichts.« Er sah Andy an. »Wie geht’s dir, mein Sohn?« Andy zuckte die Achseln. Sein Blick wanderte unruhig umher, er wirkte verwirrt, in die Ecke getrieben.
    Mr. Barrington schnupperte. »Mmmh. Ist das Hähnchen, was ich da rieche?«
    Da Andy nicht antwortete, sagte ich: »Ja.«
    »Dachte ich mir«, sagte Mr. Barrington. »Ich bin halb verhungert.«
    Ich sah Andy an. Er ließ die Arme hängen, und die Finger der Hand, die nicht die Weinflasche hielt, zuckten nervös. Ich fand die Situation gar nicht so furchtbar. Obwohl ich Mr. Barrington nicht traute, benahm er sich nicht unangenehm, und betrunken schien er auch nicht zu sein. Vielleicht konnten wir das Ganze ja beim Abendessen klären. Vielleicht fanden wir eine Lösung.
    »Möchten Sie mit uns essen?«, fragte ich ihn. Andy starrte mich mit großen Augen an, als traute er seinen Ohren nicht.
    »Mit dem größten Vergnügen«, sagte Mr. Barrington. »Und wie ich sehe, gibt es sogar Wein.«
    Andy sah hinunter auf die Flasche, als frage er sich, wie sie in seine Hand gekommen war.
    »Kann ich euch was helfen?«, fragte Mr. Barrington mich.
    »Andy, kann er uns was helfen?«, fragte ich Andy.
    »Nein«, sagte Andy mit tonloser Stimme. »Es ist alles fertig.«
    »Wunderbar«, sagte Mr. Barrington. »Nun, der Teppich ist sicher sehr schön, aber wie wär’s, wenn wir das Tuch vom Tisch nehmen und ihn vor den Kamin stellen? Fasst du mal mit an?«
    Andy stellte die Flasche auf den Boden und folgte seinem Vater. Die beiden schleppten den schweren Eichentisch herüber und stellten ihn auf den Teppich, auf dem ich entjungfert worden war und wo wir viele Male gegessen, geredet, geschlafen und uns geliebt hatten.
    »So«, sagte Mr. Barrington. »Und jetzt holen wir das Essen. Florine, setz dich doch schon mal auf das Sofa, Andy und ich bedienen dich.«
    »Nein, schon gut«, sagte ich. »Ich helfe mit.«
    Wir gingen in die Küche. Zu dem Hähnchen hatte Andy Möhren und Kartoffelpüree gemacht. Er füllte alles auf die Teller, während ich das Brot anschnitt. Mr. Barrington stand zwischen uns und erzählte von der Fahrt hierher. Im Aschenbecher auf dem Herd lag ein angefangener Joint. Mr. Barrington musste ihn gesehen haben, aber er sagte nichts dazu, nicht einmal, als Andy ihn hinter den Kartoffeltopf schob.
    Wir setzten uns an den Tisch vor dem Kamin, Andy und ich auf das Sofa, Mr. Barrington in einen knarzenden Schaukelstuhl neben mir. Er griff nach der Weißweinflasche und betrachtete das Etikett. »Nicht übel«, sagte er. »Gib mir mal den Flaschenöffner, mein Sohn.«
    Andy sah sich suchend um. Nach einer Weile entdeckte er den Offner auf dem Kaminsims. Er holte ihn, wischte die Asche ab und reichte ihn seinem Vater.
    »Danke«, sagte Mr. Barrington. »Wo hast du den Wein eigentlich her?«
    »Aus der Stadt«, sagte Andy.
    »Und wie bist du darangekommen?«
    »Ich habe ihn gekauft.«
    »Wie?«
    »Sie haben ihn mir verkauft.«
    »Wer ist >sie    »Der Lebensmittelladen in der Stadt.«
    »Haben sie dich nicht nach deinem Ausweis gefragt?«
    »Nein.«
    »Aha. Na, dann gib mir mal dein Glas«, sagte Mr. Barrington. »Du musst ja nicht mehr fahren. Magst du auch, Florine?«
    »Nein, danke.«
    »Ach, komm schon. Die Franzosen trinken immer ein Glas Wein zum Essen.« Er schenkte mir ein wenig ein und wartete, bis ich einen Schluck davon trank.
    »Ich fahre mit dem Pick-up nach Hause«, sagte Andy.
    »So?«
    »Ich wollte ohnehin noch ein oder zwei Wochen hierbleiben.« Andy trank einen großen Schluck Wein. »Und dann zurückfahren.«
    »Ach ja?«, sagte Mr. Barrington. »Zurück wohin?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Nicht

Weitere Kostenlose Bücher