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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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mal«, sagte ich. »Und ich bin nicht schwanger, und wir hatten es mollig warm in dem Haus. Du hattest kein Recht, dich in meine Angelegenheiten einzumischen.«
    »Ich hab doch schon gesagt, wenn ich gewusst hätte, was passiert, hätte ich es nicht getan.« Stellas Augen füllten sich mit Tränen. »Aber deinem Vater ging es nicht gut. Verdammt, Florine, du hast ja keine Ahnung, wie sehr er sich um dich sorgt.«
    »Stella, Florine«, sagte Daddy. »Jetzt hört auf, alle beide.«
    »Meinst du vielleicht, wenn ich tot gewesen wäre, hätte er sich besser gefühlt? Oder wolltest du mich loswerden?«, brüllte ich Stella an.
    »Übertreib doch nicht immer so schamlos«, brüllte sie zurück. »Ich wollte dich nicht loswerden. Ich wollte, dass dir nichts zustößt und dass dein Vater aufhört, sich Sorgen zu machen. Das mit dem Unfall konnte doch niemand vorhersehen. Und wir müssen miteinander auskommen, ob es uns gefällt oder nicht.« Damit marschierte sie hinaus, verschwand im Schlafzimmer und knallte die Tür hinter sich zu. »Ich muss mal«, sagte ich zu Daddy.
    »Okay«, seufzte er. Er brachte mich ins Bad, half mir beim Aus- und Anziehen und brachte mich wieder zu meinem Bett.
    »Tut mir leid, dass ich dir so viel Arbeit mache, Daddy«, sagte ich. »Ich hasse das.«
    »Es macht mir nichts aus, dir zu helfen«, sagte er. »Ich bin einfach nur verdammt froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich dich verloren hätte. Aber, Florine, du musst irgendwie Frieden mit Stella schließen. Sie ist hier, um dir zu helfen, und ich kann nicht die ganze Zeit zu Hause bleiben. Ich muss arbeiten. Ich habe Kunden, und ich muss das Boot fertig machen. Meinst du, ihr zwei kriegt das irgendwie hin? Denn wenn nicht, weiß ich nicht, was wir machen sollen. Du bist noch nicht wieder gesund genug, um allein zurechtzukommen.«
    »Dann muss ich ja wohl«, sagte ich.
    »Sieht so aus«, sagte er.
    Zwei Tage später ging er, um eine Tischlerarbeit zu erledigen, und ließ Stella und mich allein.
    »Brauchst du irgendwas?«, fragte Stella ungefähr zwanzigmal.
    »Nein«, antwortete ich und sorgte dafür, dass es auch so war, außer wenn ich zum Klo musste oder dreimal am Tag meine Übungsrunde durch die Küche und das Wohnzimmer drehte. Sie ging neben mir her und sagte: »Heute machst du das schon viel besser«, als wäre sie eine Krankenschwester. »Fühlst du dich besser? Du siehst jedenfalls besser aus.«
    »Besser, besser, besser«, äffte ich ihren aufmunternden Tonfall nach, bis sie überhaupt nichts mehr sagte, sondern nur noch in meiner Nähe blieb, für den Fall, dass ich stürzte, was ich zum Glück nie tat.
    Sie hatte sich bei Ray zwei Wochen freigenommen, aber der Cocktail, den ich ihr täglich verabreichte - zwei Teile Schweigen, ein Teil Giftigkeit, geschüttelt, nicht gerührt -, bekam ihr offenbar nicht, denn nach einer Woche band sie sich ihre Schürze um und marschierte wieder die schlammige Straße hinauf zum Laden. Sie kam ungefähr alle zwei Stunden, um nach mir zu sehen.
    Im Haus war es still, wenn Stella nicht da war. Es steckte voller Erinnerungen an Carlie und an die erste Zeit ohne sie. Obwohl Stella die Küche in einem fröhlichen Apfelgrün gestrichen hatte und neuer, grün gesprenkelter PVC auf dem Boden lag, den sie so sauber hielt, dass man davon essen konnte, war ich plötzlich wieder elf Jahre alt und hoffte und wartete mit meiner ganzen Seele auf eine Nachricht. Als das Telefon klingelte, wurde ich fast verrückt. Ich konnte nicht zum Apparat kommen, und ich fragte mich, ob das der Anruf war, auf den wir gewartet hatten. Ich erinnerte mich, wie ich neben dem Telefon gesessen und nicht gewagt hatte, aus dem Haus zu gehen. Bei der Erinnerung fühlte ich mich so einsam, dass ich beinahe froh war, als ich Stella die Einfahrt heraufkommen hörte.
    Eines Tages im März hatten Daddy und ich ein Gespräch, das schon lange fällig war. Er war an dem Tag zu Hause und Stella bei der Arbeit. Er kurbelte das Kopfteil meines Bettes hoch, damit ich aus dem Fenster sehen konnte. Dann setzte er sich neben mich in einen Schaukelstuhl, den er ein paar Jahre zuvor gemacht hatte. Jedes Mal, wenn er zurückschaukelte, knarzte der Stuhl.
    »Das muss ich mal reparieren«, sagte er. »Irgendwas ist immer.« Er stand auf und öffnete das Fenster, damit ich die Luft einatmen konnte. Der Frühling kam nach The Point zurückgekrochen wie ein geschlagener Hund. Es regnete, und ich hörte,

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