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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callan Rogers
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mein Geburtstag dieses Jahr auf einen Samstag fiel, fand Madeline wohl, das sei der beste Tag dafür.
    »Von mir aus«, sagte ich.
    »Was wünschst du dir denn zum Geburtstag?«, fragte Glen. Zu seinem Geburtstag vor einigen Wochen hatte er Rays alten Pick-up bekommen. Mit seinen Kavalierstarts hatte er innerhalb kürzester Zeit zwei Reifen platt gekriegt, und nun hatte Ray ihm den Wagen für einen Monat weggenommen, in der Hoffnung, dass Glen eine Lehre daraus ziehen würde.
    »Ich weiß schon, dass ich das, was ich mir wünsche, nicht kriege«, sagte ich.
    »Und das wäre?«, fragte Bud.
    »Ich wollte, dass Daddy mit mir nach Crow’s Nest Harbor rauffährt, damit ich mir ansehen kann, wo Carlie gewohnt hat, und eine Vorstellung von der Gegend kriege, aber er hat sich geweigert.«
    Wir fuhren gerade über den Pine Pitch Hill. Ich sah auf den Wald, in dem all die Jungen und Mädchen außer Stella damals ihr Leben verloren hatten. Warum hatte ausgerechnet sie überlebt?
    »Wie war’s, wenn wir schwänzen und heute rauffahren? Bis Mittag sind wir da, wir schauen uns ein bisschen um, und dann fahren wir wieder zurück. Gegen sechs müssten wir wieder hier sein. Wir können ja sagen, dass wir noch in der Stadt geblieben sind. Oder dass wir warten mussten, bis Bud mit Bumsen fertig war.«
    »Verdammt, Glen«, sagte Bud. »Halt die Klappe.«
    »Ich versuch ja bloß, eine Ausrede für uns zu erfinden«, entgegnete Glen. »Schlag du doch mal was vor.«
    »Ich schlage überhaupt nichts vor.«
    »Ach, komm schon«, sagte Glen. »Wo ist dein Abenteurergeist?«
    »Ich habe ein bisschen Geld«, sagte ich. »Grand gibt mir jede Woche fünf Dollar, und ich habe fünfzehn gespart. Das müsste für Benzin und ein bisschen was zu knabbern reichen.«
    Bud sah mich im Rückspiegel an. »Du bist genauso verrückt wie Glen.«
    »Das ist ja nichts Neues«, sagte ich, und unsere Blicke kreuzten sich, bis er wieder auf die Straße schauen musste.
    Dottie besiegelte das Ganze. In einem seltenen Anfall von Übermut sagte sie: »Bald ist unsere Zeit hier zu Ende. War doch nicht schlecht, wenn wir noch mal was zusammen machen würden, bevor wir in alle Winde verstreut werden.«
    »Was sagst du dazu?«, fragte Glen Bud.
    »Ich sage nur >Feuerwerkskörper<.« Bud sah mich erneut im Rückspiegel an. Ich schenkte ihm ein so breites, rührseliges Lächeln, dass seine Augen tanzten, bevor er den Blick wieder auf die Straße richtete.
    »Ich finde, Florine sollte kriegen, was sie sich wünscht«, sagte Glen.
    »Jedenfalls diesmal noch«, sagte Dottie.
    Bud schüttelte den Kopf, doch als wir bei der Schule ankamen, fuhr er daran vorbei. Wieder kreuzten sich unsere Blicke im Rückspiegel. »Sei vorsichtig, was du dir wünschst«, sagte er.
    Wir fuhren durch Long Reach und überquerten die Hochbrücke, die über den Fluss führte. Direkt hinter der Brücke auf der rechten Seite war die Abzweigung nach Mulgully Beach. Ich folgte ihr mit dem Blick und stellte mir vor, wie Petunia dort entlangrollte, mit einer rothaarigen Frau und ihrer Tochter. Die beiden saßen in ihrem feudalen Innenraum, hörten Sommersongs im Radio und freuten sich auf den Strand, wo sie sich in die Sonne legen wollten.

28
     
    Wir hielten in Wiscasset an, um zu tanken, kauften eine Karte, Pappbecher, Orangensaft und Schoko-Donuts. Nachdem ich Dottie versprochen hatte, dass sie die Hälfte von meinem Geburtstagskuchen bekommen würde, tauschten Glen und ich die Plätze, sodass ich vorne neben Bud sitzen konnte. Grand machte mir jedes Jahr einen Konfetti-Biskuitkuchen mit Vanilleglasur, und Dottie sagte jedes Mal, sie könne nie genug davon kriegen. Dieses Jahr würde sie Kuchen essen können, bis sie platzte.
    Weiß verputzte und rote Backsteinhäuser säumten die Route i, die sich an der Küste entlangschlängelte, und rechts war immer wieder das Meer zu sehen. Zwischen den Städten breiteten sich frühlingsgrüne Felder und Wälder aus, und Bud kurbelte das Fenster herunter, um die Mailuft hereinzulassen, die uns in der Nase kitzelte. Er hielt sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Im Radio sangen die Rascals It’s a Beautiful Morning, wie ein Schwarm Schmetterlinge, die in der Luft tanzten, um mit ihren Flügeln das Sonnenlicht einzufangen.
    Ich stellte mir vor, wie Patty und Carlie dieselbe Aussicht betrachtet hatten, die jetzt vor uns lag. Woran wäre ihr Blick hängen geblieben? Welche Orte hätten sie im Gedächtnis behalten, wenn sie Jahr um Jahr dieselbe Strecke fuhren

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