Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
dauernd wird einer dichtgemacht und der nächste geöffnet. Wenn wir das nicht täten, würden wir über kurz oder lang auffliegen.«
»Aber wie wird das alles gebaut?«, fragte Ruby, während sie in die düstere Öffnung starrte. »Und wie werden die vielen Verbindungsgänge konstruiert? Das verstehe ich nicht …«
»Sollst du auch nicht, Kind – das müssen sie wissen, während wir nur staunen dürfen«, erklärte Hitch ihr mit einem Augenzwinkern.
Hitch und Ruby wurden von einer altmodisch gekleideten Frau begrüßt, die sich schlicht als Summ vorstellte. Ruby dachte sofort an eine Biene, aber sehr emsig kam sie Ruby nicht vor – ganz im Gegenteil.
»Summ?«, wiederholte Ruby.
»Spitzname«, sagte Summ als Erklärung. Man merkte schnell, dass sie nicht sehr mitteilsam war. Der Empfangsraum war hell und blitzend und so geräumig, dass man sich unwillkürlich fragte, wo der viele Platz her kam!
»Lässt du uns eine Minute allein, Kleine?«, sagte Hitch.
Ruby schlenderte durch den hallenartigen Empfangsraum, und ihre Augen huschten von Gegenstand zu Gegenstand, während ihr Hirn versuchte, das Ganze hier einzuordnen. Summ und Hitch waren relativ weit weg, am anderen Ende des Empfangsraums, doch Ruby spitzte die Ohren und bekam fast jeden zweiten Satz mit, na ja, fast jeden zweiten Satz – das meiste war eher langweilig, doch dann wurde sie plötzlich hellhörig.
»Meinst du, sie kann sich wirklich mit Du-weißt-schon-wem messen?«
»Bradley Baker? Tja, das werden wir sehen.«
»Also, ich würde mich schon wundern, wenn sie ihm auch nur annähernd das Wasser reichen könnte.«
»Wer weiß, vielleicht überrascht sie uns alle.«
Ruby hatte keine Ahnung, von wem sie sprachen – Bradley Baker? Wer war er, und warum musste sie sich mit ihm messen?
»Bereit, Kleine?«, rief Hitch.
Ruby musste nicht länger so tun, als würde sie nicht lauschen, und ging zu den beiden hinüber. »Was jetzt?«
»Du wirst zuerst unserer Sicherheitsüberprüfung unterzogen, und anschließend machst du den 99-Sekunden-Test.«
»Was für ein 99-Sekunden-Test?«, fragte Ruby. »Und warum sollte ich den machen wollen? Ich dachte, ich hätte bereits bestanden.«
»Kleine, jeder, der seinen Fuß über die Schwelle von Spektrum setzt, muss den Agententest machen – das ist Vorschrift.«
Ruby wollte schon wieder widersprechen, doch da kam ein Mann mittleren Alters mit einer ungepflegten Frisur und einem leicht dämlichen Grinsen herein.
»Kommen Sie, Miss Redfort, Zeit für Ihr Close-up«, sagte er. »Muss alle Sicherheitsdetails aufnehmen: ein hübsches Fahndungsfoto, zwei Pfotenabdrücke, Fußabdrücke, Größe, Gewicht, Haarfarbe, Farbe der Augen und Zähne und Nägel – egal, was, ich brauche es.«
So ein Witzbold, dachte Ruby, doch dann stellte sich heraus, dass er keine Witze machte.
Nachdem sie auf Herz und Nieren geprüft, vermessen und gewogen worden war und sogar ihre Haare gezählt worden waren – zumindest kam es ihr so vor –, war noch etwas Zeit, bis der Spektrum-Test anfangen würde.
»Summ, zeig der Kleinen doch kurz den Raum mit unseren technischen Spielereien«, sagte Hitch. »Dann ist sie beschäftigt und macht keinen Unsinn.«
Mit dieser Prognose lag er allerdings voll daneben …
Summ erfüllte ihre Aufgabe ohne große Begeisterung, führte Ruby durch diverse Gänge und Räume und zeigte unterwegs auf dies und jenes. In alle Richtungen gingen Korridore ab, Wendeltreppen führten in ein anderes Stockwerk. Ruby kam sich vor wie in einem Labyrinth. Es sah völlig anders aus als in den Headquarters, die Ruby aus dem Fernsehen kannte – es war viel, viel interessanter. Mit Ausnahme von LBs Büro waren die Wände total farbig, während Ruby sich vorgestellt hatte, eine Zentrale müsse in Schwarz, Weiß und Chrom gehalten sein. Nein, weit gefehlt – jede Abteilung hatte eine andere Farbe; Korridore veränderten sich ganz allmählich, und Blau ging zum Beispiel in Indigoblau und dann in Violett über.
»Ah, jetzt verstehe ich«, sagte Ruby. »Deshalb nennt ihr diesen Ort Spektrum – wegen der Farben, richtig?«
»Mhmm«, sagte Summ und nickte.
Als sie den Raum mit den Spezialgeräten betraten, schlug Rubys Herz schlagartig schneller. Von klein auf hatte sie davon geträumt, Superkräfte zu haben. Was sie an den Comic-Heften Agent wider Willen lebt gefährlich am spannendsten fand, waren die technischen Spielereien. In brenzligen Situationen zauberte Agent wider Willen immer irgendein Spezialgerät
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