Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
in ihre Yellow-Stripe-Sneakers. Das Kleid roch etwas muffig, da es wohl zu lange in dem Secondhandladen gehangen hatte, und deshalb besprühte sich Ruby ausgiebig mit Parfüm. ( Oriental Rose : Sie besaß eine ansehnliche Kollektion von Düften in wunderschönen Flakons, und ihre Düfte ergaben, zusammen mit dem Geruch der Kaugummis, die sie so gern kaute, den einzigartigen Ruby-Redfort-Duft.)
Clancy war noch nicht wieder aufgetaucht, und Ruby trug das Tablett mit den Snacks die offene Holztreppe hinauf, die ihr Zimmer mit der Dachterrasse verband. Sie saß an warmen Abenden gern hier oben und betrachtete die Sterne, machte sich Notizen, las ein Buch oder nahm manchmal ihren tragbaren kleinen Fernseher mit hinauf. Sie machte es sich auf dem Sitzsack gemütlich, in der einen Hand ein Plätzchen, in der anderen den großen grünen Apfel. Ruby war nämlich der festen Überzeugung, dass Äpfel, die ja bekanntlich so gesund sind, die Wirkung von ungesunden Dingen wie Plätzchen wieder aufheben. (Ruby Redfort hatte eine Menge Theorien dieser Art.)
Sie blickte auf, als Clancys Kopf durch die Luke kam. Clancy war ebenfalls recht klein für sein Alter und ziemlich mager – nicht unbedingt ein Mädchenschwarm, aber dafür konnte man sich wunderbar mit ihm unterhalten, wenn man sich die Mühe machte, mit ihm ins Gespräch zu kommen – was viele aber gar nicht erst versuchten.
»Junge, Junge! Ich musste mich heimlich verdrücken, andernfalls hätte sie mich für den Rest meines Lebens Tomaten schälen lassen – würde mich ja nicht weiter stören, aber leider bekomme ich davon immer eine Allergie.«
Er setzte sich zu Ruby, die sich eifrig durch die Fernsehkanäle klickte. Ruby war ein großer Fernsehfan – sie sah viel fern. Sie liebte Sitcoms, Familienserien, Nachrichten, Quizsendungen, Dokumentarfilme, doch ihre größte Leidenschaft waren Krimis und Spionagefilme, besonders Crazy Cops . Crazy Cops war eine Polizeiserie, nach der Ruby und Clancy fast süchtig waren – sie war nicht nur total spannend, sondern man konnte gleichzeitig auch eine Menge lernen. Durch Crazy Cops hatten sie eine Menge Insiderwissen über polizeiliche Ermittlungsarbeit und über menschliche Verhaltensweisen mitbekommen. »Auch erfundene Geschichten haben oft einen wahren Kern«, rief Ruby ihren Eltern gern in Erinnerung, wenn die wieder mal sagten, sie würde zu viel fernsehen. Der späte Sonntagnachmittag war jedoch Zeichentrick-Zeit, und sie waren gerade am Anfang der vierten Folge von Crime Girl in the Crime World , als Ruby den Wagen ihrer Eltern in der Auffahrt hörte.
Clancy warf einen Blick auf seine Uhr und stöhnte. »Ich fürchte, ich muss los, mein Dad findet es gar nicht lustig, wenn ich zu spät komme.«
»Pech für dich, Clancy, aber hey – immer schön lächeln!«
»Klar doch, du bist mir eine tolle Freundin. Ich ruf dich später an, okay?«
Er kletterte vom Dach aus auf den Ast des großen Baumes, der praktischerweise direkt neben dem Haus wuchs – und von dort aus kletterte er wieselflink in den Garten hinunter. Ruby nahm den herkömmlichen Weg nach unten, nämlich die Treppe.
Als sie sah, dass sie vergessen hatte, den Berg von Schuhen mitten im Zimmer wegzuräumen, holte sie den Sitzsack und stellte ihn darüber. Super – die Fotografen konnten kommen! Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel, rückte die Haarspange zurecht, mit der sie immer ihre seitlich gescheitelten, langen dunklen Haare zurücksteckte, damit sie ordentlich aussah.
Zufrieden hüpfte Ruby dann nach unten, um ihre Eltern zu begrüßen, und Floh tapste lautlos hinter ihr her.
3. Kapitel
›Klang nach Dessert‹
»Hallo, Schatz! Na, wie geht es meinem Mädchen!?«, rief ihr Vater, warf Ruby über seine Schulter und zerzauste ihr die Haare. Es war ihr übliches Willkommensritual, aus dem Brant Redfort nie herausgewachsen war.
»Hey, Dad, reg dich wieder ab, du zerzaust mich ja ganz!«, sagte Ruby mit leicht gedämpfter Stimme.
»O Brant!«, rief Sabina Redfort und tat empört. »Für einen intelligenten Mann benimmst du dich manchmal ziemlich albern.« Niemand außer Sabina wäre jemals auf die Idee gekommen, Brant Redfort als intelligent zu bezeichnen. Ruby hatte Eltern, die Einstein wahrlich keine Konkurrenz machten.
Aber davon abgesehen, hatte es das Leben mit Brant und Sabina sehr gut gemeint. Beide besaßen einen natürlichen Charme, waren allgemein beliebt, sahen gut aus und waren sehr gutherzig. Das klingt jetzt vielleicht wie im
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