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Ruchlos

Ruchlos

Titel: Ruchlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Baum
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Vermutlich würde das dann nicht in voller Höhe ihre Versicherung übernehmen, aber ich solle doch bei Gelegenheit mit ihr in die Klinik kommen. Und auf der gesamten Station herrscht eine Atmosphäre, die mit einer Arztpraxis oder einem Krankenhaus wenig zu tun hat. So richtig zum Wohlfühlen.« Das Letzte betonte er sarkastisch.
    »Also doch!« Aufgeregt legte ich mein Besteck ab. »Warum hast du das noch nicht erzählt?«
    »Wann denn? Gerade zu Hause?« Er grinste mich an, mühte sich dann, mit einer Hand den Rest seines Fisches auf die Gabel zu bekommen.
    »Zum Thema Wohlfühlen, ja«, griff ich seine Anspielung auf. »Na, wenn du meinst, dass man es auf dieser Station aushalten kann, dann müssen sie sich ja wirklich ins Zeug legen.«
    »Hmm.« Andy schluckte den letzten Bissen herunter. » Heute habe ich mich auch noch mal im Wartezimmer herumgetrieben, und eine Patientin hat geradezu geschwärmt. Das Personal würde ganz individuell auf die Leute eingehen, Frau Doktor sei so einfühlsam.«
    Man kreierte eine Atmosphäre, in der kranke Menschen sich geborgen fühlten, um ihnen dann besser das Geld aus der Tasche ziehen zu können. Die ganze Anlage der Klinik mit den herrlichen Gebäuden, der imposanten Geschichte, dem wunderbaren Park passte perfekt dazu. Hörte sich fast zu einfach an, um wahr zu sein.
    Endlich, bei dem Gedanken, diese Geschäftemacherei aufdecken zu können, entspannte ich mich. Im Hintergrund lief leise Loungemusik, die vier Frauen neben uns lachten über eine Bemerkung des Kellners, die klassische Bar vor dem großen Spiegel vermittelte Weltstadtatmosphäre. Ich lehnte mich zurück und genoss den Moment, traf dabei Dales Blick und war fast erschrocken, wie schnell er die Augen abwandte.
    »Als Dessert kann ich Ihnen Pflaumenjus, eine italienische Käseplatte oder unsere Crême brulée anbieten«, sagte der Kellner.
    Dale winkte ab, Andreas bestellte einen Espresso und einen Cognac, ich die Crême brulée. Andy trank zu viel, dachte ich und fragte mich, ob mir das erst jetzt auffiel, weil ich selbst auf Alkohol verzichtete. Zurzeit nahm er, soviel ich wusste, außerdem Schmerztabletten, da sollte er sich wirklich etwas zurückhalten.
    Das konnte ich aber kaum in Dales Gegenwart ansprechen. Stattdessen bat ich Andreas, am nächsten Tag die gesammelten Artikel über die Orthopädie des Hyazinthus’, die sich noch immer auf meinem USB -Stick befanden, durchzusehen. » Dazu musst du nicht raus und kannst trotzdem was Sinnvolles tun.«
    »Ach, es ist doch schön, wenn man als Invalider noch ein nützliches Mitglied der Gesellschaft ist«, lautete seine Antwort.

    Dale bestand darauf, uns bis vor die Wohnungstür zu bringen, und kündigte an, mich am kommenden Morgen auch abzuholen. Ich willigte ein, obwohl ich das Gefühl hatte, dass seine Vorsicht bloß meine Angst schürte, worüber ich nicht gerade begeistert war. Ob er wirklich glaubte, dass uns in dem schönen Altbauhausflur jemand auflauerte?
    Andy ließ ihn ohne Protest gewähren, und auch das gab mir zu denken. Er hatte nicht weiter ausgeführt, was sie dort im Krankenhauskeller mit ihm gemacht hatten und wie genau die Drohung gelautet hatte. Es schien jedoch schlimm genug gewesen zu sein.
    In die Wohnungsdiele fiel ein schwacher Lichtschein durch die offene Küchentür. Dort wurde es dank einer Straßenlaterne vor dem Fenster nie richtig dunkel. Ich schloss sorgfältig ab und schlüpfte aus Trenchcoat und Pumps. Draußen hörte man ein Auto vorbeifahren. Andreas kämpfte mit dem Ärmel seines Jacketts, als er sich befreit hatte, zog er mich eng an sich.
    »Ich hab extra auf den Nachtisch verzichtet«, flüsterte er mir ins Ohr.
    »Aber nicht auf den Cognac«, sagte ich.
    Anstatt zu antworten, tastete er mit der linken Hand nach dem Reißverschluss meines Kleides, ich strich ihm über den Arm, bremste ihn sanft ab.
    »Wir müssen reden.«
    »Weil ich nach einem guten Essen einen Schnaps getrunken habe?«
    »Nicht darüber. Oder vielleicht auch. Aber willst du nicht wissen, worüber Dale und ich gelacht haben?«
    »Nein, ich will nichts über Dale wissen.«
    Mit den Fingerspitzen der rechten Hand schob er mein Kleid hoch. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken und ich beschloss, unser Gespräch noch einmal zu vertagen. Ich öffnete sein Hemd, rieb meinen Oberkörper an seinem, während ich mich mit der Hose beschäftigte. Aufstöhnend zuckte er zusammen, ging dann in die Knie und strich über die Innenseiten meiner Oberschenkel in

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