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Ruchlos

Ruchlos

Titel: Ruchlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Baum
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bin der egoistische Scheißkerl, der sich nicht um andere kümmert, stimmt ja!«
    »Das hab ich doch nie gesagt!«
    »Es geht um dich, verdammt noch mal! Gestern früh haben mich zwei Typen in weißen Kitteln aus dem Krankenzimmer geholt, angeblich zu einer Untersuchung. Im Keller wurde mir dann klargemacht, dass sie sich dich vornehmen, wenn ich gegen sie aussage.« Wenn ich mich nicht täuschte, standen ihm Tränen in den Augen. »Sie wussten, wie du heißt, wo wir wohnen, dass wir beide hier arbeiten, einfach alles.« Er drehte den Hahn wieder auf und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
    »Aber.« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, strich ihm zaghaft über den Rücken.
    »Und du hältst mich für einen Feigling, der vor solchen Schlägertypen davonläuft. Dabei«, er stieß ein trockenes Lachen aus, »hab ich die angeknackste Hand dem Versuch zu verdanken, mich mit Karate gegen sie zu wehren.«
    Dieser Kindskopf! Nun kroch mir ein Schluchzen die Kehle hoch.
    »Ich hab dich nie für einen Feigling gehalten. Nie.« Ich umfasste mit beiden Händen seine Schultern, drehte ihn zu mir herum, schaffte es endlich, Blickkontakt zu ihm aufzunehmen. »Du gehst jetzt mit den Kripomännern mit und sagst ihnen alles. Vielleicht haben sie ja ein spezielles Schutzsystem.« Ich konnte nicht verhindern, dass mir in diesem Augenblick wieder einfiel, was der ›Zeit‹-Kollege gesagt hatte. Auch der Gedanke an unser ungeborenes Kind drängte sich mit Macht in mein Bewusstsein. Aber man durfte doch vor solchen Verbrechern nicht klein beigeben. Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Eines, das besser ist als deine angestaubten Karatekenntnisse.«

10 . KAPITEL
    Ronnie war festgenommen worden, stritt allerdings vehement ab, Heinz Wachowiak getötet zu haben. Nachdem er seinem Großvater das Geld entwendet hatte, sei er unterwegs gewesen, gab Hantzsche seine Aussage wieder.
    »Aber Sie schreiben bitte gar nichts dazu, lediglich, dass es sich bei dem tot aufgefundenen Mann um ein Mordopfer handelte.«
    »Das ist nicht viel«, sagte ich, während ich mich durch eine Fotoauswahl für meinen Artikel über die geforderte Aufforstung klickte.
    »Solange wir nicht sicher sind, dass Ronnie Meyersfeld der Täter ist, will ich über den Fall so wenig wie möglich lesen.« Da war er wieder, der alte Hauptkommissar.
    »Dann geben Sie aber die Pressemeldung erst morgen raus«, forderte ich.
    Nach einigem Murren willigte er ein und ich berichtete ihm von meinen Zweifeln, dass der alte Mann Ronnie überhaupt Vorhaltungen gemacht haben konnte.
    »Ein wichtiger Punkt. Darum werde ich mich kümmern. Und Sie sind raus aus der Geschichte, ja? Das geht jetzt bei uns alles seinen Gang. Keine Veranlassung für Sie, weiter Detektiv zu spielen.«
    Ich hätte ihm ohnehin nicht gesagt, dass ich gerade eben einen Termin für ein Unternehmensporträt der ›VitalMed‹ gemacht hatte, der mir überraschend schnell und bereitwillig eingeräumt worden war. Gleich am nächsten Morgen sollte ich in die Firma kommen.
    »Ich hasse diese Schlabberhose«, sagte Andreas mit Blick in den Flurspiegel.
    »Dann lass mich dir mit der Jeans helfen«, bot ich an.
    Wir wollten endlich unser Essen nachholen. Ich trug ein blaugrünes Etuikleid aus grob gewebter Seide, das eindeutig enger anlag als beim letzten Mal, als ich es angehabt hatte. Andy hatte sich für ein dunkelbraunes Leinenhemd entschieden und die Hose vom Tag anbehalten.
    »Von wegen. Damit du dich lustig machst über meinen dicken Bauch? Und was ist, wenn ich im Restaurant auf die Toilette muss?«
    »Dann begleite ich dich einfach. Kann doch ganz aufregend sein.« Ich strich ihm mit der Hand über den Hosenbund, tat so, als wolle ich hineingleiten. Dabei trat ich hinter ihn, schmiegte mein Bein an seines.
    »Weiche von mir!« Andy machte eine halbe Drehung von mir weg. »Ich kann noch nicht mal richtig Luft holen ohne Schmerzen.« Er beugte sich vor und küsste mich lange und intensiv. » Obwohl: Vielleicht versuche ich einfach, nicht zu atmen …«
    Ich fuhr mit den Händen sanft seinen Oberkörper herab, unter das Hemd und wieder nach oben. Ich war so froh, ihn zurückzuhaben. Er stöhnte in mein Ohr.
    »Nicht atmen«, sagte ich und ließ die Hände kreisen.
    In diesem Moment ertönte die Klingel. Wir zuckten beide zusammen.
    »Die Faschos werden nicht anklingeln«, sprach Andreas aus, was ich dachte, dennoch hatte unsere Reaktion uns vor Augen geführt, dass wir im Ausnahmezustand lebten. Bei der Kripo war Andy gesagt

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