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Ruchlos

Ruchlos

Titel: Ruchlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Baum
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worden, dass sie uns keinen Personenschutz zur Verfügung stellen könnten. Offenbar wurde die Gefahr für uns trotz der Drohung im Krankenhauskeller als nicht sehr groß eingeschätzt.
    Ich betätigte den Öffner, vergewisserte mich mit einem Blick in den Spiegel, dass ich nicht derangiert aussah.
    Andy zog sein Hemd wieder zurecht: »Ich bestehe auf einer Fortsetzung.«
    »Dann üb schon mal das Nichtatmen«, sagte ich und öffnete die Wohnungstür, stutzte, als Dale am Treppenabsatz erschien. In einem grauen, neu aussehenden Sakko strahlte er mich an.
    »Hallo.« Er nahm mich in den Arm, schien erst dann mein Kleid zu bemerken. »Ich störe wohl«, sagte er.
    »Ein bisschen«, gab ich zu und ließ ihn in die Wohnung. » Wir wollten gerade essen gehen.«
    »Das wollte ich auch«, entgegnete Dale, der Andreas die Hand entgegenstreckte.
    Grinsend bot Andy ihm seine linke an.
    »Sorry, stimmt ja. Hallo!«
    Die beiden Männer musterten sich gegenseitig.
    »Wie geht es dir?«, fragte Dale schließlich.
    »Es geht«, antwortete Andy. »Ich darf nur nicht atmen.« Er zwinkerte mir zu.
    »Ja, also dann.« Dale schickte sich an, wieder zu gehen.
    »Warte doch!«, schaltete ich mich ein. »Willst du etwas trinken? Oder magst du uns vielleicht begleiten?« Schließlich hatten Andreas und ich noch die ganze Nacht, dachte ich.
    »Wir gehen ins Villandry«, fügte Andy an. Vermutlich setzte er darauf, dass Dale vor den relativ hohen Preisen zurückschreckte.
    »Warum eigentlich nicht?«, sagte der jedoch nach kurzem Überlegen, und wir machten uns gemeinsam auf den Weg.
    Auf der Straße legte Andreas demonstrativ seinen Arm um mich, Dale schlenderte auf meiner anderen Seite daher.
    »Du hast also Freunde, die dich so zurichten?«, fragte er über meinen Kopf hinweg.
    »Manchmal kann man sich seine Begleitung nicht aussuchen«, parierte Andy.
    Ich löste mich von ihm. »Die Nazis hatten Andreas damit gedroht, mir etwas anzutun. Heute Nachmittag hat er seine Aussage revidiert.«
    Dale entgegnete nichts, pfiff nur leise durch die Zähne.
    »Die Kripo hat die Hauptschläger verhaftet und ihnen wird der Prozess gemacht.«
    »Gut«, sagte er, holte seine Zigaretten heraus, steckte eine an. »Sei vorsichtig«, bat er mich nach einem tiefen Zug. »Vor allem, wenn du abends allein unterwegs bist.«
    Andy legte seine Hand wieder um meine Hüfte und ich ließ ihn gewähren. Dale war immer übervorsichtig gewesen, sagte ich mir, konnte aber nicht verhindern, dass ich die Alaunstraße mit anderen Augen betrachtete. Würde das Paar dort vor dem japanischen Restaurant mir helfen, wenn jemand mich angriff? Oder der rauchende, junge Mann auf der Terrasse des Mexikaners?
    Im Villandry wurde an unseren reservierten kleinen Tisch ein zweiter herangerückt. Andreas rutschte neben mich auf die Bank, Dale saß uns gegenüber. Der Kellner fragte, ob wir einen Aperitif wollten.
    »Unbedingt«, sagte Andy, »wir haben etwas zu feiern. Drei Sekt?«
    Dale zuckte zustimmend die Achseln, ich sagte: »Für mich ein Tonic, bitte.«
    »Meinst du nicht, dass du so langsam wieder Alkohol verträgst?«, fragte Andreas.
    »Lieber nicht«, antwortete ich. »Vielleicht trinke ich einen Schluck von dir mit.«
    Dale lächelte in sich hinein.
    »Also dann: zwei Sekt, ein Tonic.«
    Als kurz darauf die Getränke kamen und wir angestoßen hatten, fragte Dale Andreas, was er zu feiern habe.
    »Dass ich aus dem Krankenhaus raus bin, dass die Faschos festgenommen sind und dass ich mich heute noch auf was freuen kann.« Er sah mich dabei nicht an, strich aber mit den Fingerspitzen seiner eingegipsten Hand über mein linkes Bein in den dünnen Seidenstrümpfen.
    »Ich gratuliere.« Dales Stimme hatte einen ganz leicht ironischen Unterton. »Ich kann feiern, dass ich einen neuen Auftrag habe: Ronnies Mutter will, dass ich die Unschuld ihres Filius beweise.«
    »Was?« Neugierig schaute ich ihn an.
    »Ja. Ursprünglich war der Fakt, dass sie ihrem Sohn anscheinend alles zugetraut hat, ausschlaggebend dafür, dass ich misstrauisch geworden bin, und nun das.« Er zuckte wieder die Achseln, eher ratlos jetzt. »Heute Nachmittag kam sie direkt von der Kripo zu mir, vollkommen aufgelöst und felsenfest überzeugt, dass er ihren Vater nicht ermordet hat.« Er wandte sich direkt an mich. »Deshalb wollte ich dich bitten, mir nochmals ganz detailliert alles zu berichten, was du weißt und vor allem gesehen hast an dem Abend.«
    »Natürlich, gern. Vielleicht willst du mich morgen früh

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