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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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nötig hat.
    Ich freute mich, zu hören, daß mein Körper mit einem Baum harmonierte, es hätte mich gewurmt, wenn es sich um ein x-beliebiges Gemüse gehandelt hätte, aber im Grunde wunderte mich das nicht. Der Anblick eines sich im Winde biegenden Baumes hatte mir stets eine Grimasse entlockt und mich dazu animiert, mir das Kreuz abzutasten. Sobald die erste Kälte kam, wickelte ich mir einen roten Flanellschal um die Nieren, und je tiefer die Temperaturen sanken, um so nervöser wurde ich. Während der warmen Jahreszeit dachte ich weniger daran, ich führte das Leben eines ganz normalen Typen, vergaß, daß bei Werten um den Gefrierpunkt meine Wirbelsäule jeden Moment zu Matsch werden konnte, daß ich mich mitten in einem Minenfeld befand. Max behauptete, Zwillinge hätten oft ein schwaches Kreuz, sie neigten dazu, auseinanderzubrechen. -Ja sag mal … Hast du etwa zugenommen?
    - Hmm … Vielleicht ein klein wenig. Weißt du, zur Zeit fällt es mir schwer, meinen Bierkonsum zu drosseln.
    Tatsache war, daß ich seit gut einem Monat jeden Morgen meinen Rasen sprengte und meine Hauspflanzen besprühte. Die Tage waren so heiß, daß man erst in den frühen Abendstunden auflebte, so als hätte sich die Zeit verschoben. Kaum war die Sonne verschwunden, sprang ich unter meinem Sonnenschirm hervor und sammelte die leeren Flaschen ein. Danach sprang ich als erstes unter die kalte Dusche.
    Wenn ich wieder hinunterkam, war ich topfit, die Haare noch feucht und sorgfältig zurückgekämmt.
    - Du ruinierst deine Gesundheit …. seufzte Max, während er die Punkte längs meines Rückenmarks suchte.
    - Mach mir bitte keine Angst …. feixte ich.
    Er konnte nicht wissen, daß mich Bernie Goldstein, unser neuer Nachbar, mit mexikanischem Bier vertraut gemacht hatte und daß man mir gerade gut hundert Flaschen Corona Extra geliefert hatte. Naja, für den Anfang.
    Bernie wartete, bis der Tag zu Ende war, bevor er sich nach draußen wagte. Er machte die Tür auf und sah nach, ob das Licht nach seinem Geschmack war, und wenn nicht, machte er auf dem Absatz kehrt und versuchte kurz darauf sein Glück noch einmal. Wenn er alles für gut befand, setzte er sich mit einem Bier, das er in kleinen Schlucken trank, in den Garten und lungerte herum, bis Harold heimkam. Ich hatte mich unverzüglich und brennend für die erwähnte Flasche interessiert, denn sie war von einer Form, die mir gänzlich unbekannt war. In dem Verlangen, mehr darüber zu erfahren, war ich als erster auf ihn zugegangen. Wenn man den Funken benennen wollte, der die Freundschaft entfachte, die uns in der Folge verband, drängte sich der Name Corona geradezu auf, Corona Extra, la cerveza más fina.
    Max ließ von meinen Lenden ab. Er packte mich behutsam am Kopf und fing an, ihn mir abzureißen, während ich mich auf sein Geheiß am Tisch festklammerte und in die entgegengesetzte Richtung zog.
    - Ich weiß, das tut gut, aber man muß sachte vorgehen. Das bricht sonst wie Glas, erklärte er mit vor Anstrengung entstellter Stimme.
    Bernie Goldstein war sechs Monate älter als ich. Ich merkte schnell, wie sehr mir Mat Bartholomi gefehlt hatte. Seit seinem Tod hatte ich keine Gelegenheit gehabt, mit einem Typ meines Alters anzubändeln, und Bernies Ankunft wirkte irgendwie seltsam auf mich, mir war, als wäre ich in einer der abgeschiedensten Gegenden der Welt einem Landsmann begegnet.
    Während ich mich wieder anzog, hörte ich ein langgezogenes Zischen, und ich dachte sogleich, irgendwo ströme fürchterlich Gas aus. Ich hob den Kopf und runzelte die Stirn:
    - He, Max … Hörste das …?
    Er trat hinter der Tür seines Spinds hervor, ein Deospray in der Hand.
    - Was soll ich hören? murmelte er.
    Ein Geruch wie von grünen Zitronen stieg mir in die Gurgel.
    - Verdammt …! Ich dachte, du bist allergisch gegen dieses Zeug …!
    - Jaja, wie ich schon sagte …. stieß er mit finsterer Miene hervor. Ich krieg davon rote Flecken auf der Brust …
     
    Sowie er aufstand, streifte Bernie einen seidenen Morgenmantel über und setzte sich an seinen Arbeitstisch. Er hatte mir erklärt, daß das vor allem morgens kam, daß er morgens die originellsten Formen fand. Dann fing er an zu zeichnen, was ihm durch den Kopf ging, Tische, Stühle, Lampen, Parfümfläschchen, Garderobenständer.
    Leider war ich Meilen davon entfernt, mir je einen Sessel mit der Signatur Bernie Goldstein leisten zu können.
    - Ich hatte ein wunderschönes Appartement in der Stadt, aber nichts, was diese Ruhe

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