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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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wenigstens Grund gehabt, mich zu hassen, doch, inzwischen gab ich das gern zu.
    Die Jungen wollten wissen, was los sei, als sie sahen, wie sich Sarah mit ihrer Tube über mich beugte und ich meine Körnchen schluckte.
    - Oh … Naja, dein Vater ist Elsie über den Weg gelaufen …. seufzte sie, während sie meine Haare zurückstrich.
    - Ach du Schande! Laß hören …!
    Richard schnappte sich die Fernbedienung und stellte den Ton leiser, während sich Hermann neugierig rüberschob.
    - He, Jungs, ihr amüsiert euch wohl über alles …! knurrte ich.
    Hermann baute sich vor mir auf und pfiff durch die Zähne.
    - Mannomann! Komm mal her …! meinte er in Richtung Richard. Das mußt du dir ansehn!
    Richard sprang auf, seine Katze in den Armen. Etwas so Interessantes durfte Gandalf auf keinen Fall verpassen, die arme kleine Mieze. Daß sie sich nur ja über die Miseren der Spezies Mensch informierte.
    - Ach du jemine, guck sich einer an, wie das glänzt …! -Ja, und sag mal, das ist ja knallrot, ogottogott …!
    Ich trank mein Glas aus, während Sarah sie aufforderte, ein Stück zur Seite zu treten, wenn es ihnen nichts ausmache, sie brauche nur eine Minute, danach hätten sie soviel Platz, wie sie wollten.
    - Wie ist das denn passiert …?
    - Nichts ist passiert, sie hat mir ihre Handtasche auf den Schädel geknallt, das ist alles! Ich weiß noch nicht, ob sie versucht hat, mich umzubringen, oder nicht …
    - Jaja, aber sie muß doch einen Grund gehabt haben …?!
    Ich blickte sie sanft an und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
    - Ah …! Ihr bringt mich zum Lachen, ihr zwei … Ihr seid kaum auf die Welt gekommen.
    Ohne daß ich darauf gefaßt war, brachte die liebevolle Pflege, die Sarah meiner Beule angedeihen ließ, eine weitere zustande, bestimmt ihre mit Salbe eingeschmierten Finger, wähnte ich, zwecklos, mir weiter den Kopf zu zerbrechen. Dann jedoch, als wäre ich plötzlich in eine andere Welt geraten, sah ich mich über Elsies nackten Körper herfallen, und das war so real, daß ich fast ihren Namen gemurmelt hätte.
    - He, sachte …! rührte ich mich, frisch aus dem Wunder erwacht. Zum Glück hatte niemand etwas gemerkt. Ich beugte mich nach vorne, im Herzen noch bleich ob der Prägnanz dieser Vision, und schaute nach, wie die Sache stand.
    - Beweg dich nicht … Ich bin bald soweit.
    - Trotzdem, das ist nicht Elsies Art, behauptete Hermann.
    - Ja … Ganz und gar nicht!
    - He … Wollt ihr mir mit dieser Geschichte noch lange auf den Wecker fallen, ihr zwei …?
    - Na schön, ich glaube, das reicht …. informierte mich Sarah. Willst du die Tube behalten …?
    Eine Sekunde später prusteten sie alle drei los. Ich schlug die Beine übereinander, dann wandte ich den Kopf, um Sarah anzusehen.
    - Weißt du, du bist auch nicht besser als die beiden …
    Sie fanden mich nur noch komischer. Aber es störte mich nicht, daß sie über mich lachten, ich sah ihnen zu, und sie hatten meinen Segen. Zusammen mit Gladys waren sie alles, was ich hatte. Die Beule, die da auf meinem Schädel zuckte, erinnerte mich daran, daß man die guten Momente ergreifen mußte.
    Sarah ging hinaus, um sich die Hände zu waschen. Ich nahm die Gelegenheit wahr, die beiden ein wenig aufzuziehen:
    - Überdies … Ihr habt mir noch gar nichts von eurem Ausflug heute morgen erzählt … Ich hatte noch keine Zeit, euch zu beglückwünschen …!
    Nach kurzem Zögern schüttelte Richard mit bekümmerter Miene den Kopf:
    - Scheiße … Die Tante kam von links … !
    - Ach, wirklich …?!
    - Jaja, die ist auf uns zugerast, Richard ist ihr gerade noch ausgewichen …!
    - Dan, verdammt, das war haarscharf … Scheiße, dabei hatten wir Vorfahrt, das laß dir gesagt sein …!
    Ich beobachtete ihn und grinste von einem Ohr zum anderen. Ich erinnerte mich daran, wie ich zum erstenmal den Zündschlüssel ins Schloß gesteckt hatte, und an das Gefühl, das mich erfaßt hatte, als ich die Handbremse löste. Und an das Gesicht meines Vaters einige Stunden später.
    - Hmm, das ist wirklich Pech für ‘ne kleine Proberunde, meinte ich.
    - He … Glaubst du mir nicht …?
    - Hör mal, du bringst mich in Verlegenheit … Was zählt schon das Wort von einem, der nicht mal ‘nen Führerschein hat …?
    Seine Augen glänzten, aber er ließ sich nicht auf mein Flachsen ein. Man spürte, es fehlte nicht viel, und er hätte laut gelacht.
    - Ich konnte nichts dafür, stieß er hervor. Die ist wirklich aus dem Nichts aufgetaucht … Hör mal, Mann saß neben

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