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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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ein leichtes Brennen auf meiner Haut zu spüren.
    - Dan … Ich muß mit dir reden …!
    Ich richtete mich auf und schwang mich auf meine Maschine, als ob nichts wäre, blinzelnd starrte ich vor mich. Ich ließ den Motor an. Bald schon würde sie sich fragen, ob sie nicht geträumt hatte.
    - Na schön, Sarah … Fahren wir …?
    - Bitte … Sei doch nicht dumm … ! flehte sie mich mit nervtötender Stimme an.
    Sie, sie hatte mich verlassen, und jetzt war ich derjenige, der dumm war. Meinetwegen, aber ich betätigte den Gashebel, damit man einander nicht mehr verstand. Sarah setzte sich hinter mich, während mich ein ungeheures Gefühl von Macht erfaßte. Ich hatte nicht mehr Mitleid mit ihr, als sie mit mir gehabt hatte, und ich würde mich vor ihrer Nase in Luft auflösen und sie mitsamt ihrer weißen Fahne auf dem Bürgersteig stehnlassen, sie würde Augen machen.
    Tatsächlich hängte sie sich im gleichen Moment buchstäblich an meinen Ärmel.
    - HÖRST DU …?!! schrie sie mir in die Ohren, der ich völlig perplex war, noch da zu sein.
    - Ah! Verdammt nochmal …! knurrte ich. – Dan …! Ich will mit dir reden … !
    Ich riß brutal meinen Arm los und bedachte sie mit einem finsteren Blick.
    - Komm … Bitte …! murmelte sie.
    Natürlich gefiel sie mir noch genauso, aber man muß sich im Leben einige Dinge versagen können und nicht an jeder Ecke nachgeben.
    - Herrgott, Elsie … Zisch ab …!
    Ich muß, so wie ich sie kannte, vollkommen blöd gewesen sein, sie aus den Augen zu lassen, und mein Instinkt total eingeschlafen, daß er mich nicht vor der unvermeidlichen Reaktion warnte, die ich mit diesen Worten heraufbeschwor. Immerhin wurde ich meines Fehlers gewahr und wandte mich mit einer Grimasse ab, kurz bevor sie mir ihre Handtasche an den Kopf pfefferte.
    Ich kam nicht einmal dazu, den Arm zu heben oder einen Schrei auszustoßen, aber ich bemerkte, daß sie gehörig ausgeholt hatte und nicht mehr wiederzuerkennen war, so sehr zerstörten Anstrengung und Wut die sonstige Harmonie ihrer Züge.
    Der Schreck machte mich sprachlos. Ich sah Sternchen und wäre um ein Haar von meinem Sattel gepurzelt, und kurz bevor der Schmerz mein Gehirn durchzuckte, staunte ich über die Heftigkeit des Schlages. Hatte sie ein Hufeisen in ihrer Tasche oder einen kleinen Amboß?
    Durch einen leichten Nebel hindurch erblickte ich sie, wie sie ins Durango eintrat, und die Lampen, die drinnen flackerten.
    - Dan … Wie fühlst du dich …?
    - Gut …. sagte ich.
    Mir war, als hätte sie mir den Schädel eingeschlagen. Parallel dazu verspürte ich eine unbändige Lust, ihr nachzusetzen, aber ich fühlte mich sehr schwach. Als sich Sarah, die ich gerade beruhigt hatte, die Sache näher ansah, brüllte ich vor Schmerz und stieß ein paar deftige Flüche aus.
    - Verflixt nochmal …! räumte sie ein. Das ist so groß wie ein Hühnerei …!
    Auf dem Rückweg, als wir in die quasi menschenleeren Straßen einbogen und ein Polarwind über uns herfiel, fuhr mir die Kälte durch Mark und Bein und blies auf die Kohlen, die rotglühend auf meiner Schädeldecke lagen. Sarah hatte vorgeschlagen, eine Münze darauf plattzuschlagen, aber ich hatte nichts davon wissen wollen, ich wollte bloß nach Hause und so schnell wie möglich Arnikapillen in mich hineinschlingen. Ich konnte die ganze Geschichte überhaupt nicht fassen. Das war das erste Mal in meinem Leben, daß mir ein Mädchen eine derartige Beule zufügte.
    Es war verdammt spät, als ich meine Maschine vor Sarahs Haus abstellte, aber im Erdgeschoß brannte noch Licht. Die Jungen waren noch auf, sie sahen sich eine Sängerin an, die anstelle der Brüste zwei beängstigende, spitze Granaten hatte.
    - Wer ist das denn? fragte ich und ließ mich in einen Sessel fallen, ohne auf die Antwort zu achten. Wenig empfänglich für die Verrenkungen des Mädchens und heilfroh, daß das kein Hard Rock war, schloß ich für einen Moment die Augen.
    Sarah brachte mir einen Eiswürfel, dann flitzte sie los, um Salbe zu holen. Es war angenehm in der Bude. Während ich meine Beule kühlte und der Nebel zerriß, wärmte ich mich allmählich auf, und schon bald stand ich auf, um mir ein Glas zu genehmigen. Ich erinnerte mich, daß mir Franck eines Tages einen Teller auf dem Kopf zerschlagen hatte, aber das war kaum mehr, als hätte sie mir die Haare zerzaust, und wir hatten uns weiter gefetzt. Verglichen mit dieser Bekloppten von Elsie war das wie der Fußtritt von einer Fliege. Obendrein hatte Franck

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