Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
für des Königs heftigste Reaktion: Seine Augen quollen förmlich aus den Höhlen, seine Wangen blähten sich auf und dann spie er den kalt gewordenen Kakao quer durch den Korridor. Die Tasse fiel scheppernd zu Boden und zersprang in tausend Teile. Sein Blick fixierte Rupert. „Du meinst... du meinst... einen Prinzen?“
Rupert Le’Fuet nickte betreten. „Und da liegt das Problem! Ihr seid der einzige König weit und breit, es gibt keinen anderen! Wo also einen Prinzen hernehmen?“
„Gute Frage.“ pflichtete ihm der König bei.
„Aber ich habe eine Idee!“
„Lass hören, Rupert!“
„Wenn es keinen Prinzen gibt, so sollte eure Tochter dennoch heiraten. Aber es sollte jemand sein, dem ihr ohne Einschränkung voll und ganz vertrauen könnt!“ Ein verschlagenes Lächeln umspielte Ruperts Mundwinkel. Und wieder verstand der König nicht ganz so schnell, wie es sich Rupert gewünscht hätte. „Wem vertraut ihr am meisten im ganzen Königreich?“
Der König überlegte nicht lange. „Natürlich meiner Königin!“ antwortete er und warf sich in die Brust. Rupert rieb sich die Schläfen. So langsam entwickelten sich Kopfschmerzen bei ihm.
„Eure Königin kann aber die Prinzessin nicht heiraten. Sie ist immerhin der Prinzessin Mutter, euer Hoheit!“ sagte er gepresst. „Denkt nach. Wem vertraut ihr noch, mal angesehen von euer Königin?“
Diesmal überlegte der König kurz, strich sich über das Kinn und zog eine Braue hoch. „Hmmm...“ machte er und sah an die Decke. Dann sagte: „Dir?“
Rupert nickte und lächelte. „Euer Wunsch sei mir Befehl, euer Hoheit, euer Wunsch sei mir Befehl! Doch nun solltet ihr die frische Morgenluft genießen und einen kleinen Spaziergang machen!“
Der König klatschte begeistert in die Hände. „Fürwahr, das ist eine wundervolle Idee, Rupert!“ rief er freudig aus und schritt davon. Rupert Le’Fuet sah seiner Majestät hinterher und schüttelte den Kopf. Doch nun war der König aus dem Weg und die Königin schlief noch. Ein geeigneter Zeitpunkt, um der Prinzessin eine Aufwartung zu machen.
Rupert durchschritt die Gänge des Schlosses und erreichte nach nicht allzu langer Zeit das Zimmer der Prinzessin. Doch vor der Tür stand bereits der persönliche Diener der Prinzessin. Sein Name war Miguel und er war ein gutaussehender und großer junger Mann. Pechschwarze Locken hingen lässig über die breiten Schultern. Seine Arme waren durchtrainiert, aber nicht aufgeblasen. Und er trug ein silbernes Tablett mit Brötchen, Aufschnitt, einer Tasse heißer Schokolade und einer kleinen Vase, in der eine einzige rote Rose steckte. Rupert beäugte ihn. Ja, dieser Miguel war fürwahr einer jener Männer, der Frauenherzen zum Schmelzen bringen konnte. Jedoch war der Diener nicht gerade einer der intelligentesten und was das wichtigste war: Er hatte eine Dienstbotenanstellung! Man konnte noch so gut aussehen und charmant sein und mutig und galant. Wenn man ein Niemand war, so war man einfach ein... nun ja, ein Niemand. Doch Rupert war kein Niemand. Er war die rechte Hand des Königs, der königliche Geschäftsführer! Aber dennoch war er neidisch auf das blendende Aussehen des Dieners Miguel. Just in dem Augenblick als der Diener an der Prinzessin Zimmertüre anklopfen wollte, schoss Rupert wie ein Sturm aus seiner Ecke hervor.
„Unterlasse das, Diener!“ zischte er.
Miguel hob die Augenbrauen, seine Hand hielt auf halber Strecke zur Tür inne.
„Wie meinen sie bitte, Senòr Le’Fuet? Aber ich muss doch der Prinzessin ihr Frühstück bringen!“ erwiderte Miguel und seine Augen wurden groß vor Unverständnis.
„Heute bringe ich der Prinzessin das Frühstück ans Bett!“ sagte Rupert und nahm dem verdutzten Miguel kurzerhand das Tablett aus der Hand.
„Verzeihen sie, Senòr Le’Fuet! Aber sie sind doch kein Diener!“
„Verzieh dich endlich, kapiert?“ zischte Rupert diesmal aggressiver. Und Miguel verzog sich.
Rupert ergriff die Türklinke, drückte sie leise herunter und betrat das Zimmer.
Da lag sie. In ihrem Bett nur halb zugedeckt, die goldenen Locken glänzten in der Morgensonne. Ihre Brust hob und senkte sich friedlich. Einige Minuten lang stand Rupert Le’Fuet nur da und
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