Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
Aufmerksamkeit der Vier. Eine Begebenheit, die sich inmitten der Gärten abspielte:
Vor ihnen erhob sich ein Turm in die Luft und wirbelte Gras, Blumen und Erde auf. In der offenen Tür des Turms stand ein kleiner rattengesichtiger Mann mit einer Fledermaus auf der Schulter und lachte arrogant und siegessicher. Und eine junge Frau in einem rosafarbenen pompösen Kleidchen stand neben ihm und küsste die Fledermaus wieder und wieder auf die pelzige Stirn. Die Fledermaus hingegen streckte angewidert die Zunge heraus. Auf dem Boden unterhalb des schwebenden Turms, inmitten des grünen Grases, lag ein alter Mann mit einem langen Bart und einem spitzen Hut auf dem Kopf. Er schien ohnmächtig zu sein und über ihm flatterte eine wahrscheinlich nicht minder alte Eule auf der Stelle.
„Um Himmels willen, das ist Nepomuk von Hinterhausen!“ rief Thaddäus, rannte in den Garten hinein und kniete neben dem alten Mann mit dem spitzen Hut nieder. Sofort begann er, ihm leicht die Wange zu tätscheln und als das nicht half, den Mann aus der Bewusstlosigkeit zu holen, wurden aus dem leichten Tätscheln immer handfester werdende Ohrfeigen. Irgendwann öffnete Nepomuk die Augen, zog sofort die Brauen finster zusammen und starrte den Chronisten finster an.
„Aua, das tut weh! Was glaubt ihr eigentlich, was ihr da macht?“ schimpfte er, doch Thaddäus erstrahlte.
„Nepomuk, ich bin es! Thaddäus Jones, der Chronist!“
Keine Reaktion.
„Thaddäus Jones, ihr müsst euch doch an mich erinnern! Naja, es ist lange her, aber trotzdem! Das könnt ihr doch nicht vergessen haben!“
Die zuvor finster zusammengezogenen Brauen hoben sich nun fragend in die Höhe. Ein Kopfschütteln erfolgte als Antwort.
„Naja, vielleicht fällt es euch noch ein.“ winkte Thaddäus ab und fuhr fort. „Was geschieht hier eigentlich, alter Freund? Warum fliegt euer Turm hier in den königlichen Gärten?“
„Mein Turm?“ fragte Nepomuk verwirrt. „Mein Turm? Ich habe keinen Garten, nur einen Hügel und da gibt es nur Gras, soweit das Auge reicht!“
Daraufhin schrie Rupert Le’Fuet aus vollem Halse: „Sie gehört mir, mir, mir, mir, mir ganz allein! Und eines Tages werde ich König sein und ihr alle werdet im Staube vor mir kriechen! Hahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahaha!“
Sarah, Golgrimm und Mister Barcley, sowie Thaddäus und Nepomuk und auch Hieronymus Parzival, die Eule, schauten gleichzeitig zum fliegenden Turm hinauf. In diesem Moment erreichte auch Mietroll seine Freunde und sah nun ebenfalls nach oben. Der Wachmann hatte ihn schließlich doch passieren lassen um einer weiteren Ausführung über Bohneneintöpfe zu entgehen
„Ah, diesen Turm meint ihr! Jetzt fällt es mir wieder ein!“ sagte der alte Zauberer und lächelte den Chronisten selig an.
Dann rotierte der Turm um seine Achse, wirbelte Dreck und Blumen auf. Peitschend entfachte er einen immer stärker werdenden Wind und mit einem lauten Knall und einem Lichtblitz entschwand der Turm ins Nichts. Vor den Augen aller Zuschauer löste er sich buchstäblich auf und ward nicht mehr gesehen.
Dem Schock aller folgten nun fragende Blicke auf den Zauberer.
„Was habt ihr da nur gebaut, Nepomuk?“ fragte Thaddäus und der alte Mann mit dem spitzen Hut grinste verschmitzt.
„Eine Maschine, mit der man vergangenes und zukünftiges besuchen kann! Alles was geschehen ist ungeschehen machen kann und was noch geschehen wird, niemals geschehen lassen! Ist das nicht herrlich? Ich nenne diese Erfindung den Schicksalsturm!“ antwortete er und seine Augen strahlten wie schon ewig nicht mehr. Und neben ihm flatterte ein recht niedergeschlagener, von Liebeskummer geplagter kleiner Spatz.
„Wo ift der Turm hin?“ fragte Mietroll als Erster.
„Ihr meint, wann und wo ist er?“ erwiderte Nepomuk und seine Augen waren weit aufgerissen. Doch Sarah kannte die Antwort, zumindest teilweise.
„Sie ist nach wie vor im Garten des Palastes, genau hier, aber in einer anderen Zeit! In der Vergangenheit! Monster bewachen den Turm und sie fürchtet, ihren
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