Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

das andere. Die riesigen Augäpfel rotierten, orientierten sich und versuchten sich irgendwie zu justieren. Diese Prozedur dauerte eine ganze Weile! Ihr Gefieder schimmerte silbrig im Halbdunkel und ihre gelben Augen glühten.     
    Ein lautes Klopfen an der Tür des Turms ließ Nepomuk genauso aufschrecken wie seine Hauseule. Der alte Zauberer betrachtete seinen vom Bratfett tropfenden Bart. Aus der Wohnstube vernahm er ein leises „Schuhuuu!“
    „Jaja, ich hab es ja auch gehört, Hieronymus. Immer mit der Ruhe.“ rief er durch den Turm. Nervös wischte er sich das Fett aus dem Bart und stieg die breite geschwungene Wendeltreppe hinab. Dann besah er sich seinen Bart und runzelte die Stirn.              
    „Verflixt!“ murmelte er. „Wieso hab ich flüssiges Fett im Bart?“              
    Im Erdgeschoss angekommen öffnete er die schwere Tür und sah in das Gesicht eines Pferdes. Nepomuk wirkte nicht sehr überrascht.              
    „Oh, hallo! Kann ich dir helfen?“ fragte er freundlich und lächelte. Das Pferd wackelte mit dem Kopf und antwortete: „Seid ihr Nepomuk von Hinterhausen?“              
    Der alte Mann überlegte. „Ich weiß nicht. Der Name kommt mir bekannt vor, aber...“              
    „Nun, ich habe hier ein Paket für einen gewissen Nepomuk von Hinterhausen, Zauberer, wohnhaft im Gähnenden Turm, Hauptstadt Anduras.“              
    „Zauberer? Oh, ich bin Zauberer!“           
    „Aber seid ihr Nepomuk von Hinterhausen?“              
    „Gut möglich. Ich kann mich nicht erinnern. Wie war die Adresse noch mal?“              
    „Im Gähnenden Turm!“              
    Just in diesem Augenblick wurden Pferd und Zauberer von einem heftigen Sog erfasst, dem ein gewaltiger Windstoß folgte. Der Zauberer runzelte die Stirn, dann grinste er. „Ja, das hier ist der Gähnende Turm!“ sagte er stolz und warf sich in die Brust.              
    „Dann seid ihr also auch Nepomuk von Hinterhausen?“              
    „Weiß nicht. Warum willst du das wissen, Pferd?“              
    „Oh, Mann. Weil ich ein Paket habe für einen Nepomuk von Hinterhausen und... Moment mal, wie habt ihr mich gerade genannt?“ unterbrach das Pferd sich selbst und sah zur Seite.
    Dem alten Zauberer kam es schon etwas unhöflich vor, dass das Pferd wegschaute während es etwas hinterfragte. Aber schließlich standen hier nicht die Manieren dieses Huftieres zur Debatte, sondern sein Anliegen.              
    „Ich sagte Pferd. Da du mir deinen Namen nicht genannt hast, muss ich dich doch wohl so nennen, oder?“ antwortete er und wackelte mit den Ohren. Das Pferd tat ihm gleich, wackelte ein wenig heftiger mit den Ohren und dann sagte es in einem bestimmenden Tonfall: „Mein lieber Herr Zauberer, hebt doch bitte euren Blick etwas höher.“              
    Nepomuk gehorchte.              
    „Höher.“
    Wieder gehorchte der Zauberer.
    „Noch höher. Seht über den Kopf des Pferdes hinweg.“               
    Dass das Pferd nun plötzlich von sich selbst in der dritten Person sprach, kam dem Zauberer ebenfalls seltsam vor. Er hob den Blick höher und dann erblickte er den berittenen Boten, der auf dem Rücken des Pferdes im Sattel saß und ein kleines, in braunes Packpapier gewickeltes Paket in den Händen hielt. Mit einer lässigen Handbewegung warf er Nepomuk das Paket entgegen und der alte Zauberer fing es geschickt auf. Dann wieherte das Pferd auf und der Bote ritt ohne ein weiteres Wort davon.
    „Komischer Kerl!“ dachte Nepomuk. Das Paket begutachtend wandte er sich um und ging zurück in die Küche. Die Adresse war eindeutig die seine, ein Zauberer war er auch (zumindest glaubte er das) und was den Namen anging, tja, zwei Treffer auf drei Fragen erschienen ihm ausreichend relevant, um dieses Paket sein eigen nennen zu dürfen. Langsam öffnete er die Zustellung und als er den Inhalt sah, kam die Erinnerung zurück. Ein Lächeln flog über sein Gesicht.              
    „Jetzt erinnere ich mich wieder an diese Bestellung. Das entscheidende Teil, was mir gefehlt hat. Na, dann frisch ans Werk! Damit werde ich der größte Zauberer aller Zeiten sein!“ sagte er zu sich selbst und rannte so schnell er konnte in sein