Rueckkehr nach Abbeydale
schienen im Raum widerzuhallen.
„Kate …” Silas nickte kurz. „Ich hatte schon gehört, daß du zurück bist.”
Ob er auch von Cherry gehört hatte? Höchstwahrscheinlich schon. Kate preßte die Lippen zusammen.
Als er es sah, fühlte er sich plötzlich furchtbar müde. Diese Frau hatte ihm einmal so viel bedeutet, aber sie hatte ihn verlassen, einfach so, ohne ein Wort zu sagen. Seit er in den Dales wohnte, wußte er, daß sie mit ihrer Tochter in London lebte.
Unwillkürlich fragte er sich, wer der Mann war, mit dem sie zusammenlebte und der ihr das Kind geschenkt hatte. Dann stellte er beunruhigt fest, daß der alte Schmerz wieder in ihm aufstieg. „Was, zum Teufel, hattest du vor?” fragte Silas schroff, um seine Empfindungen zu überspielen. „Du weißt doch sicherlich, daß es verboten ist, dieses Grundstück zu betreten.”
„Das habe ich bereits gesagt. Ich war auf der Suche nach der Ziege meiner Mutter. Sie ist entwischt, und ich habe sie auf diesem Grundstück gefunden. Ich habe nur versucht, sie zurückzuholen.”
Mit einemmal war sie erschöpft und den Tränen nah. Alles tat ihr weh, besonders ihr Arm, und sie hob ihn automatisch ein wenig an, um den Schmerz zu lindern.
Silas musterte ihn stirnrunzelnd. „Wann ist das passiert?” erkundigte er sich scharf.
„Ich habe mich am Stacheldraht verletzt”, erwiderte sie geistesabwesend.
Als er bemerkte, daß auch etwas Erde an ihrem Arm klebte, wandte er sich an den jungen Mann, der offenbar sein Assistent war. „Bitte hol einige sterile Verbände, Sam.” An den anderen Mann gewandt, fuhr er fort: „Tom, hast du nach dieser verdammten Ziege gesucht? Wir können nicht zulassen, daß sie hier herumläuft …”
„Falls sie überhaupt existiert”, meinte der Uniformierte sarkastisch.
„Natürlich existiert sie”, entgegnete Kate. „Ihr Name ist Annabel. Sie brauchen nur meine Mutter anzurufen. Sie wird Ihnen bestätigen, was ich gesagt habe. Übrigens würde ich selbst gern mit ihr sprechen. Bestimmt macht sie sich mittlerweile Sorgen.”
„Du kannst später mit ihr reden, wenn ich dir einige Dinge klargemacht habe.”
Silas kehrte ihr den Rücken zu und blickte starr aus dem Fenster. Es herrschte eine seltsame Atmosphäre im Raum, und als er sich wieder umdrehte, wandte er sich nicht an Kate, sondern an ihren Bewacher.
„Sam, gehe ich richtig in der Annahme, daß wir zur Zeit keine freien Zimmer haben?”
„Stimmt, wir sind vollzählig. Du hast selbst gesagt, daß wir alle Tests durchführen sollen.”
„Ja, ich weiß.”
„Ich würde gern gehen”, erklärte Kate ärgerlich.
„Ich fürchte, das ist unmöglich.”
Unmöglich? Ungläubig blickte sie Silas an. Es mußte ein schlechter Witz sein.
Auf ihre verblüffte Miene hin erwiderte er leise: „Wir stecken gerade in einer Versuchsreihe, und die Sicherheitsbestimmungen erfordern, daß wir alle noch mindestens eine Woche in Quarantäne bleiben.”
„Nein, das stimmt nicht. Ich habe dich selbst gesehen … Du bist heute morgen durchs Dorf gefahren.”
„Ich habe einige Sachen abgeholt, die man für uns an einem vereinbarten Ort bereitgestellt hatte. Dabei bin ich mit niemandem in Kontakt gekommen, und selbst das war ein Risiko. Es gibt leider keine andere Möglichkeit. Du mußt hierbleiben, bis die Quarantänezeit vorbei ist. Und Annabel auch.” Er lächelte flüchtig und runzelte dann wieder die Stirn. „Das heißt, wenn wir sie finden. Sie darf das Grundstück nicht verlassen. Am besten rufst du die Männer zusammen, Tom, und …”
„Warten Sie!” rief Kate, als Tom den Raum verlassen wollte. Für einen Moment hatte sie ihren Schrecken und ihre Angst ganz vergessen. Sie nahm die restlichen Nüsse aus der Hosentasche und gab sie ihm. „Die frißt sie anscheinend für ihr Leben gern.”
Nachdem Tom gegangen war, waren sie allein. Nur der Schäferhund Max war bei ihnen und lag auf Kates Füßen. Doch bewachen tat er sie wohl kaum, denn als Kate auf ihn herunterschaute, wedelte er wieder mit dem Schwanz.
„Wenn ich den Schnitt verarztet habe, bringe ich dich in dein Zimmer. Es tut mir leid, dich hierbehalten zu müssen, aber es ist notwendig.”
Silas hatte sich mittlerweile wieder gefangen und versuchte, sie so zu behandeln, wie er jede Fremde in dieser Situation behandelt hätte.
„Ich glaube, einen kleinen Kratzer wie den kann ich selbst verarzten.” Seine Worte hatten ihr angst gemacht, aber sie bemühte sich, es nicht zu zeigen.
„Bestimmt”,
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