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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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folgten.
    »Die Gegend hier ist nicht gerade für ihre Sehenswürdigkeiten bekannt. Wahrscheinlich bleiben wir allein.« Er ging so schnell voraus, dass sie Mühe hatte, Schritt zu halten.
    »Du leidest doch nicht unter Höhenangst, oder?«, fragte er.
    »Normalerweise nicht«, antwortete sie, den Blick auf den ausgetretenen, an manchen Stellen ziemlich steilen Pfad gerichtet. Nach einer Weile blieb sie stehen, um einen Schluck aus der Wasserflasche zu nehmen und ihre Jacke um die Taille zu schlingen. Ausnahmsweise brannte die Sonne so
heiß vom Himmel herunter, dass Kate bald schwitzte und außer Atem war.
    Wann würden sie endlich oben sein? Ihre Beine wurden immer schwerer. Dass Pilger diesen Weg früher auf Knien zurückgelegt hatten!
    »Wir haben’s gleich geschafft«, spornte er sie an. »Der Ausblick ist die Mühe wert.«
    Als sie den Gipfel erreichten, verstand sie, was er meinte.
    Er ergriff ihre Hand. »Wünsch dir was«, forderte er sie auf.
    Sie tat ihm den Gefallen.
     
    Als sie am Abend entlang der Küstenstraße nach Hause fuhren, formten Nebelschwaden über dem Wasser Gestalten. Als kleines Mädchen hatte Kate manchmal mit ihrer Mutter im Gras hinter dem Haus gelegen und die Wolkenformationen betrachtet.
    Hätte Irland den Erwartungen ihrer Mutter entsprochen; was hätte sie von Sullivan gehalten? Wieder einmal spürte sie den vertrauten Schmerz über ihren Verlust. Kate hatte Sullivan noch nichts über ihre Mutter, Ethan und ihren gescheiterten Versuch, sich in der Modewelt zu etablieren, erzählt, weil sie den Zauber des Anfangs nicht zerstören wollte.
    »Was denkst du?«, fragte er.
    »Ich bin nur neugierig, wo’s jetzt hingeht«, antwortete sie.
    »Das wirst du gleich sehen«, versprach er mit einem geheimnisvollen Lächeln.
    Es war Vollmond, die Sterne funkelten am schwarzen
Firmament, und im Norden hing ein fahles Wolkenband. Plötzlich fuhr Sullivan langsamer.
    »Was ist?«
    »Eine gefährliche Kurve«, erklärte er. »Besonders bei Sonnenuntergang, weil man geblendet wird. Zum Glück sind hier fast nur die Einheimischen unterwegs, und die kennen die Gefahr.«
    Als sie an einem kleinen Altar am Straßenrand vorbeikamen, bekreuzigte sich Sullivan. »Die alten katholischen Rituale stecken noch in mir drin, obwohl ich nicht mehr allzu viel auf die Religion gebe.«
    »Das kann ich verstehen.« Sie musste an ihre Mutter denken, an ihre unerhörten Gebete.
    Kate war gern in Sullivans Gesellschaft; dabei spielte das Ziel eine weniger große Rolle als der gemeinsame Weg. Er schaltete das Radio nicht ein, so dass sie nur den durchs Fenster pfeifenden Wind und die Meeresbrandung hörten. Der Motor heulte auf, als sie über Haarnadelkurven höher kletterten.
    Oben stellte er den Wagen in einer Parkbucht ab. Sie stiegen aus und schauten, die Arme umeinander gelegt, hinaus auf die dunkle See.
    »Als Junge bin ich gern mit dem Rad raufgefahren«, erzählte er. »Hier hatte ich das Gefühl, auf dem Dach der Welt zu stehen, und das Meer und die Klippen schienen sich endlos weit zu erstrecken.«
    »Ja«, pflichtete sie ihm bei. »Ein magischer Ort. Weißt du, auf dem Weg herauf hatte ich ein paar Mal das Gefühl, Gestalten wahrzunehmen.«
    »Welche?«

    »Frauen und Pferde. Ist das nicht merkwürdig?«
    Er lachte. »Von meinem Großvater kenne ich die Geschichte von Cuchulain, der seine Pferde während einer Schlacht ins Meer trieb. Angeblich kann man sie noch im Wasser sehen, mit Seejungfrauen auf dem Rücken, die die Männer in die Wogen zu locken versuchen.«
    »Behauptet irgendjemand in der Gegend, verhext worden zu sein?« Sie lächelte.
    »Einmal bin ich mit Freunden beim Surfen von der Strömung hinausgezogen worden. Damals glaubten wir noch, nichts könne uns etwas anhaben. An dem Tag wären wir fast ertrunken. Zum Glück waren Colleen und Finn mit dem Boot draußen und haben uns gerettet.«
    »Und die Pferde? Habt ihr die gesehen?«
    »Ich nicht. Einer meiner Freunde hat behauptet, er hätte sie entdeckt, aber das lag vielleicht am Ale«, antwortete Sullivan. »Allerdings lässt sich nicht leugnen, dass die Wellen damals seltsame Geräusche machten.«
    »Bist du seitdem jemals wieder beim Surfen gewesen?«
    »Nein.«
    »Gott sei Dank. Heißt das, du glaubst die Geschichten?«
    »Jedenfalls erzähle ich sie gern. Und ich bin überzeugt davon, dass Frauen Männer verzaubern können.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Eine Frau besonders.« Er führte sie zum Fuß eines alten Turms, von dem nur noch wenig

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