Rueckkehr nach Glenmara
hab nichts dagegen, zu Fuß zu gehen«, erbot sich Kate.
»Nicht nötig«, meinte Oona. »Wir rutschen zusammen.«
»Kein Problem. Ich könnte die frische Luft vertragen.«
»Besonders nach den Unverschämtheiten von Pfarrer Byrne. Was der sich einbildet!«, brummte Bernie.
»Lasst euch von dem alten Narren nicht die Laune verderben. Wisst ihr was? Ich hab mich schon lange nicht mehr so amüsiert!« Denny rieb sich kichernd die Hände. »Daran hätte Niall sicher auch seine Freude gehabt. Schade, dass seine Tochter ihn zu dem Wochenende an der Küste eingeladen hat. Ich kann’s gar nicht erwarten, ihm heute Abend alles zu erzählen.«
»Freut mich, wenn’s dir Spaß gemacht hat, Da, aber Pfarrer Byrne könnte uns Schwierigkeiten machen. Glenmara ist ein kleiner Ort.«
»Ich wollte Sie nicht in die Bredouille bringen«, entschuldigte sich Kate. »Wer hätte gedacht, dass das Verzieren von Slips mit Spitze solche Kontroversen auslöst.«
»Schenken Sie Pfarrer Byrne keine Beachtung. Er sucht seit Jahren nach einer Möglichkeit, Rom zu beeindrucken.«
»Oona hat schon recht: Er könnte Ihnen das Leben schwermachen«, sagte Kate.
Colleen straffte die Schultern. »Soll er mal.«
BILD ZWANZIG
Ein anderes Leben
S obald die anderen Frauen weg waren und Kate die Kirche nicht mehr sehen konnte, begann sie vor Wut über die Demütigung durch den Geistlichen zu weinen. Hätte sie sich doch in der Kirche erhoben und ihn einen Heuchler genannt! Nun, hinterher war es immer leicht, die richtigen genant! Nun, hinterher war es immer leicht, die richtigen Worte und die richtige Reaktion zu finden. Er hatte sie alle überrascht mit seinem Angriff.
Wie konnte er es wagen?
Fragte sich nur, was jetzt geschehen würde mit den Spitzenklöpplerinnen, der Spitze und ihr selbst.
Kate war so in ihre düsteren Gedanken versunken, dass sie den Lieferwagen, der langsam neben ihr herfuhr, zuerst gar nicht bemerkte.
»Soll ich dich mitnehmen?«, rief Sullivan ihr durchs offene Fenster zu.
Sie schüttelte schweigend den Kopf, biss sich auf die Lippe und wandte den Blick ab.
Er hielt an. »Was ist los?«
»Pfarrer Byrne, er …«, hob sie schluchzend an.
Sullivan stieg aus und nahm sie in den Arm. »Hat dich im Gottesdienst niedergemacht, was?«
»Warst du da?«
»Nein, aber ich kann’s mir vorstellen. Er ist ein Gentleman der alten Schule.«
»So kann man’s auch ausdrücken.« Sie legte den Kopf an seine Brust. »Er war so wütend und selbstgerecht wegen der Spitze und hat mich mehr oder minder direkt als Außenseiterin bezeichnet. Ich glaube, er hasst mich.«
»Ach was.«
»Bernie hat auch ihr Fett weggekriegt für ihre Gastfreundschaft«, fuhr sie fort. »Und Colleen und Oona …«
»Es wird sich schon wieder einrenken. Schließlich kann er nicht alle verurteilen, sonst bleibt nichts mehr von seiner Gemeinde.« Sullivan nahm ihre Hand. »Komm.«
»Was machen wir?«
»Sullivan Deanes Tour durch die Hügel von Glenmara. Das lenkt dich von deinen Sorgen ab.«
»Aber was ist mit Bernie? Ich hab ihr gesagt, ich gehe nach Hause …«
»Die informieren wir vorher. Sie versteht das schon.«
Während Kate sich bei Bernie umzog, packte diese ihnen einen Picknickkorb. Kate hörte, wie Bernie sich in der Küche mit Sullivan unterhielt, als sie in Stiefel, Fleecejacke und Jeans schlüpfte; dann machten sie und Sullivan sich auf den Weg. »Hättest du Lust, einen Berg zu erklimmen?«
»Du weißt doch, wie ich mich an Greeghan’s Face angestellt habe.«
»Ist mir gar nicht aufgefallen. Ich war zu sehr auf dein hübsches Hinterteil konzentriert.«
»Du bist unmöglich.«
»Das liebst du doch so an mir. Außerdem ist der Weg den Croagh Morgan hinauf nicht schwierig; es handelt sich um einen alten Pilgerpfad.«
»Und worum wollen wir beten?«
»Das überlasse ich ganz dir.«
Die Fahrt durch die grün-goldene Landschaft, zwischen den Feldern und Klippen hindurch zu der majestätischen Erhebung mit der wolkenverhangenen Spitze, gestaltete sich kurzweilig. »Meinst du, dass es noch aufklart?«, fragte Kate.
»Der Wind kommt von Westen.« Sullivan blickte in Richtung Meer. »Das ist gut.«
Sie hatte die Regenjacke, ein Erste-Hilfe-Set, eine Decke und Streichhölzer eingepackt, für alle Fälle. »Ich komme mir vor wie bei den Pfadfindern«, sagte sie.
»Allzeit bereit … Das Wetter kann schnell umschlagen.«
»Es wundert mich, dass nicht mehr Menschen unterwegs sind«, bemerkte sie, als sie einem unmarkierten Weg
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