Rueckkehr nach Glenmara
verwundert zu sein wie sie und warteten, was als Nächstes kam.
Bernie starrte stur geradeaus, weil sie sich nicht von Pfarrer Byrne und seinem fehlgeleiteten Versuch, ihre Seelen zu retten, einschüchtern lassen wollte. Sie fand seinen Kreuzzug gegen ihr Spitzenprojekt lächerlich – sollten die Frauen vielleicht ohne Büstenhalter herumlaufen? Der Geistliche würde sie kennenlernen. Sie gehörte seit ihrer Geburt dieser Gemeinde an, war schon lange vor Pfarrer Byrne hier gewesen, und ihre Vorfahren und ihr Mann ruhten draußen auf dem Kirchhof.
Sie war zu wütend, um zur Kommunion zu gehen, zum ersten Mal in ihrem Leben. Die Genugtuung gönnte sie ihm nicht, dass er sie am Altar zurückwies. Sie wartete, froh darüber, einen Platz ganz hinten gewählt zu haben, bis alle in der Schlange standen, bevor sie Kate ein Zeichen gab, die Kirche zu verlassen.
Oona und Colleen folgten. Nur Aileen, die Bernies Blick auswich, blieb.
Sie marschierten geschlossen zum Parkplatz. »Bloß weg hier«, sagte Oona. »Ich bring euch nach Hause.«
»Ich hätte ihn niederbrüllen sollen, vor allen«, meinte
Colleen. »Vielleicht tue ich das noch.« Colleen machte einen Schritt zurück in Richtung Kirche.
Bernie legte eine Hand auf ihren Arm. »Das würde ihn nur noch weiter anstacheln.«
»Ist er immer so?«, fragte Kate bestürzt.
»So schlimm normalerweise nicht. Ich hab ihn vor dem Rausgehen angesehen. Ich glaube, er hat verstanden. Er weiß, dass ich nicht mehr im Chor singen werde, bis er mit dem Quatsch aufhört.« Colleen holte tief Luft. »Wie kann er es wagen, uns zu verurteilen? Von wegen Gottes Diener.«
»Es wird ihm leidtun, dich zu verlieren. Er sagt selber, du hättest eine Engelsstimme«, bemerkte Oona.
»Wenn ich doch auch mehr Mumm hätte …«
»Du hast mehr Mut als wir alle zusammen, immer schon gehabt«, munterte Bernie sie auf. »Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, das zu beweisen.«
»Wahrscheinlich hast du recht. Ich halte mich wohl lieber zurück«, pflichtete Colleen ihr bei.
»Ich begreife nicht, warum er sich so aufregt«, meinte Kate.
»Pfarrer Byrne braucht Ordnung in seinem Leben und in seiner Gemeinde und hasst Veränderungen«, erklärte Colleen. »Er fürchtet, dass Irland zu schnell modern werden und zu viel verloren gehen könnte.«
»Ganz unrecht hat er damit nicht«, sagte Oona.
»Ja, aber er ist zu engstirnig«, widersprach Bernie.
»Das scheint mir auch so.« Kate versuchte, den Reißverschluss ihrer Jacke zuzuziehen, während sie einen unsicheren Blick in Richtung Kirche warf.
»Dass er sich an unserem Spitzenprojekt stört … Also wirklich …«, meinte Bernie. »Und an Kate, wo sie doch unser Gast ist.«
Kate lächelte nervös.
»Zum Glück liegt Padraig krank im Bett«, sagte Oona, »sonst hätt’s was gegeben.«
»Und ich bin froh, dass ich Finn hab ausschlafen lassen«, schloss Colleen sich ihr an. »Er hält nicht viel von Pfarrer Byrne, ist aber wahrscheinlich ein zu guter Katholik, um ihm zu widersprechen. Dafür hatte ich mich bisher auch gehalten, doch es gibt Grenzen.«
»Die Nonnen haben ganze Arbeit geleistet mit ihren Horrorszenarien von der Hölle. Schwester Thomas Aquinas war schnell zur Hand mit dem Stock. Ich weiß heute noch, wie sie mir damit beinahe die Finger gebrochen hätte, weil ich im Gottesdienst mit einem losen Faden an meinem Pullover gespielt habe«, erzählte Oona.
»Stimmt, sie war schrecklich«, bestätigte Colleen. »Aber alle waren nicht schlecht. Erinnert ihr euch an Schwester Marie-Claire?«
»Ja, ein richtiger Schatz. Jung und hübsch und nett.«
»Waren Sie auch in einer Klosterschule?«, fragte Colleen Kate.
»Nein, in einer staatlichen.«
»Da ging’s mit Sicherheit lockerer zu, wie in den Staaten offenbar überhaupt.«
»Dort gibt es ebenfalls konservative Strömungen, jedoch nicht vergleichbar mit den hiesigen.« Kate schüttelte den Kopf.
»Kommt Aileen nicht mit?«, fragte Oona.
»Sieht nicht so aus«, antwortete Bernie.
»Wahrscheinlich sorgt sie sich zu sehr um ihre Seele«, spottete Oona.
»Vielleicht hat sie gar nicht gemerkt, dass wir gegangen sind«, sagte Bernie.
»Doch, doch«, meinte Colleen. »Aber sie muss sich darüber klarwerden, auf wessen Seite sie steht.«
»Sie und ihre Familie sind durch und durch katholisch«, erklärte Oona. »Sie verlassen die Kirche immer erst, wenn der Pfarrer den Schlusssegen erteilt hat.«
»So ein Geistlicher ist doch auch nur ein Mensch mit Schwächen, selbst
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