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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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Moira, eher nachdenklich als erfreut.
    »Du ziehst die Sachen doch an, oder?«, fragte Oona.
    Moira steckte sie in ihre Tasche und schloss den Reißverschluss. »Selbstverständlich.«

    Kate betrachtete die Klöppel genauer, die die Frauen ihr gegeben hatten. »Die sehen alt aus.«
    »Sind sie auch«, bestätigte Bernie. »Jede von uns hat einen spendiert. Sie werden in unseren Familien seit Generationen vererbt. Manche sind aus Bein, andere aus Holz.«
    »Dieser hier hat ein Gesicht wie von einer Puppe.« Kate, die ahnte, wie wertvoll die Klöppel waren, nahm sie vorsichtig in die Hand. Die Frauen hatten ihr einen Teil ihrer eigenen Geschichte geschenkt. Hoffentlich würde sie sich dieser Gabe als würdig erweisen.
    »Mein Da hat mir ein Set gemacht, als ich ein Mädchen war«, erzählte Colleen. »Damit ich beim Lernen nicht so schnell die Geduld verliere. Er hat abends, wenn die Boote an Land waren, gern geschnitzt.«
    »Lebt er noch?«
    »Du lieber Himmel, nein. Er ist lange tot«, antwortete Colleen. »Schauen Sie, es geht so.« Ihre Hände arrangierten das Kissen mit geübten Bewegungen. »Einfach nachmachen.«
    Kate folgte Colleens Anweisungen. »Das ist fast wie eine Form der Meditation«, sagte sie. Und schon bald verfiel sie tatsächlich in einen beruhigenden Rhythmus.
    »Genau. Sie haben’s raus«, lobte Moira sie.
    »Ich wüsste nicht, was ich ohne Sie und Ihre Anleitung tun würde.«
    »Das ist ja das Schöne dran: Diese Kunst wird immer von Person zu Person weitergegeben«, erklärte Colleen.
    »Dann bin ich also Ihr Lehrling?«
    »Und wir sind die Ihren, denn wir lernen von Ihnen die Kunst des Entwerfens«, sagte Bernie. »Jetzt können Sie den
nächsten Schritt wagen und den anspruchsvollsten Teil der Beziehung zwischen Spitze und Klöpplerin angehen.«
    »Eine Beziehung zwischen Spitze und Klöpplerin? Das klingt schräg«, meinte Oona und brachte sie damit zum Lachen.
    »Doch, Bernie hat recht: Es ist ein vertrauensvolles Geben und Nehmen; man muss sich der Arbeit öffnen«, bestätigte Colleen.
    »Unsere kleine Philosophin«, meinte Oona.
    »Tja, ich habe eben meine weisen Momente.«
    Als Kate einen Faden zwischen zwei Nadeln spannte, musste sie an Sullivan denken und die Kluft zwischen ihnen, die es zu überbrücken galt.

BILD ZWEIUNDZWANZIG
    Hundert kleine Verletzungen
    M oira dachte, Cillian sei nicht zu Hause, sondern mit seinen Freunden im Pub. Das machte ihr nicht viel aus, denn ohne ihn war es ruhiger, man hörte keine Klagen und kein Fernsehgedröhn – er drehte immer so laut, dass das Haus erzitterte und sie Kopfschmerzen bekam.
    Nun brauchte sie sich eine Weile keine Sorgen zu machen.
    Nein, Sorgen war der falsche Ausdruck. Sie hatte keine Angst vor ihm, jedenfalls nicht immer, sondern erachtete es lediglich als sinnvoll, sich seinen Bedürfnissen und Launen anzupassen. So gestaltete sich das Leben einfacher, und ein großes Opfer war das für sie ja letztlich nicht.
    Moira hatte die Spitze mit nach Hause genommen, die Schlüpfer und den Büstenhalter in den Grüntönen des Landes und ihrer Augen. Bisher hatte sie die Unterwäsche jedes Mal bei Bernie gelassen, weil Moira nicht wusste, was er dazu sagen würde.
    Warum traust du dich nicht? , hatte Oona gefragt. Männer lieben solche Sachen. Padraig und mir haben sie sehr geholfen.
    Moira hatte die Wäsche am Nachmittag anprobiert, allein, weil sie zu schüchtern war, sie den anderen Frauen vorzuführen.

    Was ist, wenn die Sachen nicht passen? , hatte Colleen gefragt.
    Wenn man was ändern muss, bringe ich sie eben wieder. Aber ich glaube, das wird nicht nötig sein , hatte Moira geantwortet.
    Sie wussten alle, dass es nicht die Wäsche war, die der Änderung bedurfte.
    Jetzt schlüpfte sie im Schlafzimmer aus der Kleidung, der Jeans und dem Pullover Aileens. (Aileen gab ihr immer die Sachen, die sie nicht mehr trug. Moira war dankbar, fühlte sich jedoch nicht sonderlich wohl dabei, ihre Geschenke anzunehmen.) Sie schaffte es nicht, ihren nackten Körper, der ihr seit jeher fremd war, im Spiegel zu betrachten. Auch Cillian hatte sie damals nicht geglaubt, als er ihr versicherte, er sei wunderschön.
    Wo bleibt dein Selbstbewusstsein? Aileens Worte kamen ihr in den Sinn.
    Moira schloss die Haken des Büstenhalters vorn, wie Aileen es ihr gezeigt hatte, und schob dann die Träger nacheinander über die Schultern. Nun musste sie sich umdrehen und sich ansehen. Sie schloss die Augen und öffnete sie zunächst nur ein wenig. Als sie es

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