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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Admiral vorbei; Telios sah zu, wie er rasch die Steigeisen empor kletterte, bis nur noch die Schwanzspitze des Draxyll zu sehen war und einen Moment später gar nichts mehr. Dann folgte er ihm. Er zog die Luke hinter sich zu und nur die Anzeigen ihrer Sonnenaugen und die Fokuskristalle an deren Enden glommen grün und rot in der Finsternis. Telios’ Atem ging schneller und schneller – Klaustrophobie schnürte ihm die Kehle zu. Er sah zu Quai-Lor auf: Der Draxyll hing drei Meter über ihm. Im grünroten Schein erkannte Telios, wie sich seine Silhouette an die Steigeisen klammerte.
    »Weiter!«, rief er. Quai-Lor tat wie ihm geheißen. Er stieg die lichtlose Steinröhre hinauf, während Telios das erste halbe Dutzend Steigeisen erklomm. Er hielt sich mit der linken Hand fest, während seine Rechte das untere Ende des Sonnenauges festhielt und die Spitze der Waffe auf die Stahlluke unter sich richtete. Telios feuerte (keine leichte Angelegenheit mit nur einer Hand) und schloss die Augen. Funken flogen, als die Waffe zischend Licht spuckte. Qualm stieg auf und verschleierte die Sicht durch die Maske. Die provisorische Verschweißung sollte ausreichen, ihre Häscher wenigstens eine Weile zu beschäftigen.
    Er holte Quai-Lor schnell ein: Der Schwanz des Draxyll baumelte vor seinem Gesicht wie eine faule Schlange.
    Telios hatte das Sonnenauge in seinen Gürtel gesteckt. Seine Hände ergriffen wie automatisch ein Steigeisen nach dem anderen; die Sohlen seiner Stiefel knirschten auf dem rostigen Metall, während seine Schultern immer wieder Mauerwerk streiften. Staub rieselte durch die Dunkelheit.
    Ihre Verfolger waren nicht dumm: Sie würden schnell merken, wohin sie geflüchtet waren und sofort jemanden losschicken, um sie am Ende des Schachts in Empfang zu nehmen. Jede Sekunde zählte. »Schneller!«, trieb er seinen Ersten Offizier unnötigerweise an.
    »Zu Befehl«, ächzte Quai-Lor.
    Bald hatten sie zehn Meter hinter sich gebracht, dann zwanzig, dann dreißig; Telios zwang sich, nicht nach unten zu schauen. Irgendwann hörte er, wie das Filterstück von Quai-Lors Atemmaske gegen Metall schlug. »Wir haben es gleich geschafft!«, meldete der Draxyll. Ein Quietschen ertönte. »Einen Augenblick!«
    Tief, tief unter ihnen hämmerte eine Faust von unten gegen die Luke. Stimmen riefen etwas, aber der Admiral konnte sie nicht verstehen. »Beeilung, Kommandant!«
    »Das Schloss klemmt!«, antwortete Quai-Lor mit gepresster Stimme. »Warten Sie! Ich hab’s!«
    Über Telios öffnete sich eine Sichel aus trübem Licht, die immer breiter wurde. Er sah, wie sich Quai-Lors Horn vor dem hellen Schein abzeichnete. Der Draxyll kletterte aus dem Schacht; für einen Moment verließ er Telios’ Sichtfeld, dann erschien sein maskiertes Echsengesicht wieder. »Sicher!«, meldete er.
    Telios kletterte aus dem Schacht, seine Handflächen waren rotbraun von Rostpartikeln, Hemd und Hose fleckig vor Staub. Er hielt seine Waffe in beiden Händen und sah sich um:
    Sie befanden sich in einem kleinen Raum aus Ziegelsteinen, vielleicht drei Schritte lang und breit. Eine trübe Lichtkugel war an die Decke montiert, Spinnweben hingen wie grauer Nebel in den Ecken. Es gab keine Einrichtung und keine Fenster, nur eine metallene Tür, gesichert durch eine Schalttafel.
    Telios trat die Schachtluke mit einem lauten Scheppern zu, dann riss er sich die Maske von seinem verschwitzten Gesicht. Quai-Lor tat es ihm gleich. Beide atmeten tief durch – die Luft hier drinnen war stickig, modrig und warm.
    Der Untergrund . Sie befanden sich irgendwo in Teriams Kanalisationssystem, dicht unter der Oberfläche der Schwebenden Stadt.
    Aber noch war die Jagd nicht vorüber: Ihre Verfolger kletterten vielleicht genau in dieser Sekunde den Schacht hinauf – und möglicherweise wartete hinter der Tür schon ein ganzes Dutzend Ordensmitglieder auf sie.
    Sie verloren keine weitere Zeit. Während Telios die Luke mit dem Sonnenauge verschweißte, den freien Arm gegen die aufstiebenden Funken gehoben, gab Quai-Lor den Öffnungskode in das Tastenfeld der Tür ein.
    Der Admiral spürte, wie sich jedes Härchen auf seinen Armen aufrichtete, als sie den Raum verließen. Doch ihr Empfangskomitee schien auf sich warten zu lassen.
    Die Tür war von außen mit einem Ziegelsteinrelief bedeckt. Als Telios sie schloss, verschwand sie fast unsichtbar in der Wand. Der Admiral feuerte auf die Stelle, an der sich der Öffnungsmechanismus befand, und hoffte, dass dies reichen würde, ihn

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