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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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zu versperren.
    Er nickte Quai-Lor zu: Weiter!
    Die beiden liefen den dämmrig beleuchteten Tunnel hinab, der sich vor ihnen auftat, auf der Suche nach einem Weg zur Oberwelt. Irgendwo, nicht weit von ihnen entfernt, gluckerte eine Kloake; mit jedem Schritt wurde der widerlich süße Gestank von Abwassern penetranter, sodass Telios es bedauerte, die Atemmaske weggeworfen zu haben.
    »Sie sagten, die Dragulia ist auf dem Weg hierher, Kommandant«, sagte er im Laufen. Obwohl er noch nicht all seine Kraft wieder erlangt hatte, bewegten sich seine Beine wie von selbst weiter.
    »Ich hielt es für das Beste.« Quai-Lor rang nach Atem. »Damit niemand Verdacht schöpft ... und um Sie aus der Stadt zu bringen. Sie nimmt die Abkürzung über den Orbit und müsste bald hier eintreffen. Das heißt, wenn alles klappt wie geplant!«
    »Das tut es leider viel zu selten«, sagte Telios. Er blickte sich ständig um, das Sonnenauge kampfbereit in Händen. »Trotzdem: Gute Arbeit, Kommandant.«
    »Danke, Admiral!«
    »Allerdings sind Sie und die anderen jetzt ebenfalls Verräter.«
    Quai-Lor verzog die Mundwinkel zu einem humorlosen Lächeln. »Falls es Sie tröstet: Ich fühle mich nicht wie ein Verräter, Admiral.«
    »Genauso wenig wie ich.« Telios zeigte in eine Richtung. Sie folgten einer offenen Kloake, wobei der Admiral versuchte, nicht allzu genau in die trübe Brühe zu sehen. »Und Sie haben Recht«, sagte er. »Syl Ra Van dient nicht länger den Hohen Völkern. Aber nicht erst seit Xanata.«
    Sein Erster Offizier blinzelte verwirrt. »Was meinen Sie?«
    »Ich erkläre es Ihnen später. Erstmal müssen wir hier raus.«
    »Admiral ...«
    Telios sah den Draxyll an.
    »Wie konnte das alles nur geschehen?«, fragte Quai-Lor. »Was haben wir falsch gemacht?«
    »Zu vieles«, antwortete Telios grimmig. »Angefangen damit, dass wir einer Maschine vertraut haben.«
    Sie folgten einem quer laufenden Tunnel und dann einem zweiten, passierten ein kindliches Graffiti, das besagte: »Orryn war hier«, bis sie eine rostige Leiter erreichten, die nach oben führte. Der Admiral versuchte, sich den Stadtplan von Teriam ins Gedächtnis zu rufen und war sicher, dass sie irgendwo im Nordwesten der Schwebenden Stadt herauskommen mussten, im Amethyst-Viertel, nicht weit vom Ringhafen entfernt.
    Varkonn Monaro, de facto Leiter des Sonderausschusses Nummer Neunzehn, stand vor dem großen Fenster im Westflügel des Ordenshauptquartiers und sah zu, wie sich der Mob auf dem Nexus-Boulevard ausbreitete: Tausende Wesen jedes Volkes und Geschlechts, die zusammen einen einzigen, rasenden Organismus bildeten, der das Pflaster überschwemmte. Er konnte ihr Rufen bis hierher hören; es klang wie das Brüllen einer hirnlosen Bestie.
    Drei Hundertschaften versuchten, sie zu beruhigen – wobei »beruhigen« in diesem Fall bedeutete, sie mit Hilfe von Betäubungsschüssen auszuschalten. Rote Blitze zuckten dort unten hin und her, doch das schien die Leute nicht zu kümmern. Sie warfen sich den weißgekleideten Ordnungshütern weiter entgegen wie die Brandung gegen einen Fels. Noch hielten die Kraftfelder sie auf Abstand zum Gebäude.
    Natürlich hatten der Gouverneur und er mit einer solchen Reaktion gerechnet. Die Aufstände waren ein Übel, das sie zu erdulden hatten. Das Volk würde wieder zur Besinnung kommen. Und vielleicht würde es dann verstehen, dass der Orden tat, was er tat, um es zu beschützen. Aber die wenigsten würden begreifen, welche Opfer dies forderte.
    Monaro war nicht überrascht gewesen, als der Gouverneur ihm den Befehl gegeben hatte, Andar Telios unter Arrest zu stellen – nicht seit dem letzten Gespräch zwischen dem Admiral und Syl Ra Van.
    Und auch wenn er sich nicht mehr so sicher war wie zuvor, dass Telios für den Feind arbeitete, war es dennoch klar, dass der Admiral längst nicht mehr auf der Seite des Ordens stand. Was letzten Endes auf das Gleiche hinauslief.
    Telios war hartnäckig wie erwartet; dennoch rechnete Monaro damit, noch im Laufe der nächsten zwei Tage ein Geständnis von ihm zu erhalten. Doch letzten Endes handelte es sich dabei nur um eine Formsache – wichtig war allein, dass der Gouverneur dem Sonderausschuss endlich alle Befugnisse erteilt hatte, die nötig waren, um die Bedrohung durch den Schattenkult ein für alle Mal auszurotten. Das Ziel, für das Varkonn Monaro monatelang gekämpft hatte, war zum Greifen nahe.
    Schritte auf dem Korridor ließen den Kommodore über die Schulter blicken. Sein Erster

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