Rückkehr nach Kenlyn
Rüstungen und schlossen die Tür hinter sich. Liyen hörte ihre Schritte, als sie sich im angrenzenden Korridor neu postierten.
Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen. Sie wusste, was Yelos sagen würde, wenn er jetzt hier wäre: Du musst jetzt stärker sein als je zuvor, Liyen. Denn von nun an wird es noch viel schlimmer werden.
29. Rebellion
»Es ist gut, deine Feinde zu kennen – und besser, zu wissen, wer deine Freunde sind.«
– Sprichwort
Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, ob Tag oder Nacht; Zeit existierte nicht, wo er sich jetzt befand. Aber Telios spürte, dass Monaros nächster »Freundschaftsbesuch« kurz bevorstand, und dies und tausend andere Sorgen verhinderten, dass er einschlafen konnte, obwohl seine Erschöpfung und der Kerker, in dem er steckte, kaum etwas anderes zuließen.
Sein Körper und sein Geist hatten die Nachwirkungen des Schmerzprojektors überwunden. Was ihn nun quälte, waren Durst und Hunger, während er hier auf der Pritsche kauerte, die Beine an sich gezogen, die Arme auf den Knien verschränkt und das Gesicht darauf gelegt. Eine Zeit lang war er auf und abgelaufen, auf und ab, immer wieder, wie ein Panther in seinem Käfig, bis ihm klar geworden war, dass er seine Kräfte besser sparen sollte. Auch wenn er nicht wusste, wofür.
Dieser Trakt des Stillen Hauses beherbergte sechs Zellen, und die übrigen fünf waren alle leer. Die Stahltür zum Korridor verhinderte, dass er etwas von dem Treiben dahinter mitbekam. Wenn seine Festnahme irgendjemanden hier beunruhigt hatte, blieb dies vor ihm verborgen, genau wie die Antwort auf die Frage, ob Syl Ra Van bereits die Allmacht an sich gerissen hatte.
Er hatte einige Zeit damit vergeudet, sich eine Fluchtmöglichkeit einfallen zu lassen, hatte sein Gehirn zermartert auf der Suche nach irgendeinem Schlupfwinkel, irgendeiner Chance, von hier zu entkommen. Drei Wände um ihn herum bestanden aus massivem Stein, mindestens einen halben Meter dick. Den einzigen Ausgang versperrte das Klasse-4-Kraftfeld, dessen Brummen und Knistern und Summen an seinen Nerven sägte. Die Barriere würde nicht mal einen Geist hindurch lassen und besaß einen eigenen Energiegenerator (der sich natürlich nicht auf seiner Seite der Zelle befand). Doch selbst wenn dieser unwahrscheinlicherweise ausfallen sollte, und die Notenergie gleich dazu, erwartete ihn jenseits der Stahltür immer noch ein Dutzend Kommissionsmitglieder, an denen er – unbewaffnet und geschwächt – vorbeikommen musste.
Er wird dich umbringen. Früher oder später. Du kommst hier nicht raus.
Hass ließ Telios’ Blut wie Säure brennen. Er hatte immer gewusst, dass er dem bebrillten Dreckskerl nicht trauen konnte. Nun, wenigstens dieses eine Mal hatte ihn sein Gefühl nicht betrogen.
»Sie sind offensichtlich geisteskrank, Telios.«
Nein. Er kannte die Wahrheit. Xanata war kein Unfall gewesen. Ob mit der Zustimmung des Gouverneurs oder ohne: Monaro hatte den Tod Tausender in Kauf genommen, nur um die Macht der Kommission – seine Macht – zu stärken. Wahrscheinlich hatte er dabei den Dunklen Äther nicht einkalkuliert, aber wie es aussah, hatte dieser seine Pläne kaum vereitelt, im Gegenteil.
Telios bedeckte die Augen mit den Händen, in dem vergeblichen Versuch, die Erinnerungen an Körper voller Geschwüre und das tote Yadi-Kind unter der Decke auszusperren. Sein Puls hämmerte in den Schläfen. Monaro hatte alles, wofür er und Generationen vor ihm gekämpft hatten, zunichte gemacht. Jetzt gab es nichts mehr, das den Orden von seinem schlimmsten Feind unterschied.
Dann war es soweit. Auf dem Gang zwischen den Zellen ertönte ein leises, lang gezogenes Quietschen; die Tür zum Zellentrakt wurde geöffnet und Telios’ Herz fing augenblicklich an zu rasen.
Schritte näherten sich, durch das lärmende Kraftfeld verzerrt und kaum zu hören. Er spürte, wie sich die Haare auf seinen Armen aufrichteten. Sie kamen, um ihn zu holen. Eine neue Sitzung unter dem Schmerzprojektor.
Sollte Monaro ihn foltern, bis die Energiezellen des Projektors leer gesaugt waren – er würde ihn nicht brechen. Telios erhob sich mit knackenden Gelenken von der Pritsche. Er wollte seinen Peinigern lieber stehend begegnen.
Wenn nur seine Hände aufhören würden, zu zittern ...
Eine einzelne Silhouette erschien hinter der purpurnen Lichtbarriere. Doch es war weder Varkonn Monaro noch einer seiner Handlanger.
Der Draxyll trug die Uniform des Ordens; sein Schnabel und seine Augen waren von
Weitere Kostenlose Bücher