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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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einer Atemmaske verdeckt, sodass Telios ihn erst erkannte, als er seine Stimme hörte; sie klang gedämpft und blechern, als spreche er in eine Dose. »Admiral! Der Prophetin sei Dank!«
    Telios starrte ihn düster an. »Wozu die Verkleidung, Kommandant?«
    »Ich hole Sie hier raus!« Rema Quai-Lor ließ die Finger seiner rechten Hand über die Schalttafel des Zellenschlosses springen. Seine Linke hielt ein Sonnenauge. »Wir hatten schon befürchtet, man hätte Sie nach Sar-Nemion oder sonstwohin deportiert!«
    Telios antwortete nicht, er starrte nur auf die Waffe. Das ist ein Trick! Es muss ein Trick sein; irgendeine List, um dir erst Hoffnung zu machen und dich dann zu brechen!
    Er spannte die Muskeln an, bereitete sich darauf vor zuzuschlagen, sobald das Kraftfeld zusammenbrach. Er hoffte, die Verzweiflung würde ihm jetzt die Kraft geben, die sie ihm vorher genommen hatte.
    »Ich weiß, was Sie denken, aber Sie irren sich«, erklärte der Draxyll hinter seiner Maske und tippte weiter. »Ich hatte nichts mit Ihrer Festnahme zu tun!« Ein Piepen ertönte; das Kraftfeld erlosch mit einem Zischen, das Telios an Wassertropfen auf einer heißen Herdplatte erinnerte. Ein süßlicher Geruch strömte in die Zelle und machte ihn ganz benommen.
    Telios wollte gerade reagieren, als der Draxyll etwas von seinem Gürtel löste und ihm zuwarf. Der Admiral fing es aus Reflex auf: eine Atemmaske für Menschen, aus Leder, Glas und Metall gefertigt.
    »Schnell!«, drängte sein Erster Offizier, untermalt mit einem Horntuten. Er schien noch hektischer als sonst – Silberfeuer? »Setzen Sie sie auf!«
    Telios zögerte. Monaro hat ihn geschickt; er und seine Leute warten hinter der Tür! Ein Trick – alles nur ein Trick!
    Schwindel überkam ihn; es schien, als würde sich sein Körper langsam in Blei verwandeln.
    »Betäubungsgas!«, erklärte Quai-Lor. »Wir haben es durch die Lüftungsschächte gepumpt. Bitte Admiral, ich weiß nicht, wann sie wieder aufwachen! Vielleicht hat man außerhalb des Hauses schon etwas gemerkt!«
    Und wenn er für den Kult arbeitet? Wenn du aus diesem Gefängnis befreit wirst, nur um in ein anderes gesteckt zu werden?
    Seine Gedanken wurden schwer wie ein Amboss; der Drang, sich einfach hinzulegen und die Sache auszuschlafen wurde immer mächtiger.
    Und wenn er die Wahrheit sagt?
    Telios zögerte nicht länger, er stülpte sich die Maske über und sah seinen ebenfalls maskierten Ersten Offizier wie durch den Boden einer Glasflasche. Er tat ein paar tiefe Atemzüge, roch dabei Metall und Leder und etwas, das ihn an Kohle erinnerte, und kämpfte gegen die aufkommende Trägheit an.
    »Admiral, bitte! Sie müssen mir vertrauen!«
    Telios betrachtete die graue Hand mit den fünf kurzen Fingern – und ergriff sie. Wenn dies seine letzte Chance war, wollte er sie nicht verstreichen lassen.
    Quai-Lors Horn produzierte einen erleichterten Seufzer. »Wir müssen uns beeilen, die anderen warten!«
    Bevor er verraten konnte, wer »die anderen« waren, hatte er sich bereits umgedreht und watschelte den Zellentrakt hinab. Telios folgte ihm mit anfänglich steifen Schritten, aber die Bewegung half, seine Benommenheit abzuschütteln. Irgendetwas riet ihm, besser hinter Quai-Lor zu bleiben, anstatt vor ihm.
    Der Draxyll öffnete die Stahltür und sie traten in den angrenzenden Korridor. Ordensmitglieder lagen bewusstlos auf dem Boden. Eines davon, erkannte Telios durch den Glasschleier, war Leutnant Nelis Araan. Er lauschte: Es war so still hier wie der Name dieses Ortes besagte. Keine Stimmen, keine Sirenen, nichts , abgesehen von den gleichmäßigen Atemzügen der Wesen zu ihren Füßen.
    Quai-Lor interpretierte seinen Blick richtig. »Ich hoffe, sie wurden ohnmächtig, bevor sie Alarm auslösen konnten.«
    Telios nickte wortlos und schnappte sich im Vorbeigehen ein Sonnenauge aus der Pranke eines gepanzerten Skria. Als er die Waffe durchlud, spürte er das leichte Vibrieren von Energie in dem Metallstab. Es gab ihm zumindest ein wenig von seiner Selbstsicherheit zurück. »Bericht«, forderte er. Seine Stimme klang metallisch durch die schwere Maske.
    »Es herrscht absolutes Chaos«, sagte Quai-Lor hinter seinem eigenen Atemschutz. »Der Gouverneur hat vor zwei Stunden den Ausnahmezustand ausgerufen und den Pakt von Teriam außer Kraft gesetzt. Es gab Kämpfe zwischen Bürgern und dem Orden, überall. Es ist, als würde die Welt untergehen!«
    Telios schloss die Augen. »Sie wissen, wessen man mich beschuldigt,

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