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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wie in den Filmen, die Rosa sich immer ansieht. Sie schreien und schreien, und ich wache auf. Ich höre nichts, weil alles nur ein Traum war. Ich will zu Mama.«
    »Hast du sie gesucht?«
    »Sie war nicht in ihrem Bett. Ich wollte zu ihr ins Bett klettern. Sie hat sonst auch nichts dagegen. Dann habe ich...«
    Sie brach ab und konzentrierte sich auf ihr Puzzle.
    »Ist schon in Ordnung, Livvy. Du kannst mir erzählen, was dann passiert ist.«
    »Ich soll die Zauberfläschchen nicht anfassen. Ich habe sie aber nicht zerbrochen.«
    »Wo sind die Zauberfläschchen?«
    »Auf Mamas kleinem Tisch mit dem Spiegel. Ich bekomme eigene, wenn ich größer bin, das ist Spielzeug für große Mädchen. Ich habe nur eine Minute lang damit gespielt.«
    Sie blickte Frank so ernst an, daß er lächeln musste . »Dann ist ja alles in Ordnung. Und was hast du dann gemacht?«
    »Ich bin nach unten gegangen. Die Lichter waren an, und die Tür stand offen. Draußen war es warm. Vielleicht haben wir Besuch, vielleicht gibt es Kuchen.«
    Tränen liefen jetzt ihre Wangen hinunter. »Ich will nicht weitererzählen.«
    »Es ist in Ordnung, Livvy, du kannst es mir ruhig sagen. Mir kannst du alles erzählen.«
    Und das konnte sie wirklich. Sie blickte in seine grünen Augen und sprach weiter.
    »Es riecht schlecht, und alles ist zerbrochen und rot und naß und ekelig. Die Blumen liegen auf dem Boden, überall ist Glas. Wenn man keine Schuhe anhat, muss man sich vor Scherben in acht nehmen, weil sie wehtun. Ich will nicht hineintreten. Ich sehe Mama, sie liegt auf dem Fußboden, und auf ihr sind rote, feuchte Flecken. Das Monster ist bei ihr. Es hat eine Schere in der Hand.«
    Sie hielt ihre eigene Hand hoch, die Finger fest geschlossen, ihre Augen glasig.
    »>Livvy. Gott, Livvy<«, sagte sie in einer erschütternden Imitation der Stimme ihres Vaters. »Ich bin weggelaufen, und er hat mich gerufen. Er hat Dinge zerbrochen und mich gesucht und geweint. Ich habe mich im Wandschrank versteckt.« Ein Schauer schüttelte sie. »Ich habe in die Hose gemacht.«
    »Das macht nichts, Schatz. Das macht überhaupt nichts.«
    »Große Mädchen machen nicht in die Hose.«
    »Du bist ein sehr großes Mädchen. Und sehr mutig und schlau.« Während sie ihn mit einem unsicheren Lächeln bedachte, betete er, daß er sie nie wieder an diese Nacht würde erinnern müssen.
    Er lenkte ihre Aufmerksamkeit erneut auf das Puzzle und machte eine Bemerkung über sprechende Kürbisse, die sie zum Kichern brachte. Er wollte nicht, daß sie ihn in ihrer Erinnerung mit Furcht, Blut und Wahnsinn in Verbindung brachte.
    Doch als er sich an der Tür noch einmal zu ihr umdrehte, starrte Olivia ihn still und flehentlich mit einem erschreckend erwachsenen Gesichtsausdruck an.
    Auf dem Weg nach unten stellte er fest, daß er in Gedanken Jamie Melbourne recht gab. Auch er wollte Sam Tanners Blut.
    »Sie waren sehr einfühlsam.« Jamie war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Sie wollte sich zusammenrollen und weinen, wie ihre Mutter. Oder wenigstens sich hinter Pflichten und Aufgaben verschanzen, wie ihr Mann es tat.
    »Sie ist ein erstaunliches Mädchen.«
    »Darin ähnelt sie ihrer Mutter.«
    Er blieb stehen und sah Jamie fest an. »Ich würde sagen, daß sie auch viel von ihrer Tante hat.«
    In Jamies Gesicht flackerte Überraschung auf, dann seufzte sie. »Letzte Nacht hatte sie Alpträume, und immer wieder ertappte ich sie dabei, wie sie mit diesem - diesem leeren Ausdruck in die Luft starrt und am Daumen lutscht. Dabei hatte sie mit dem Daumenlutschen schon vor ihrem ersten Geburtstag aufgehört.«
    »Wenn es ihr Trost gibt... Mrs. Melbourne, Sie haben jetzt viele Sorgen, und Sie müssen sich um viele Dinge kümmern. Sie sollten eine Therapie erwägen, nicht nur für Olivia, sondern für sie alle.«
    »Ja, ich werde darüber nachdenken, aber jetzt kann ich nur an den Augenblick denken. Ich will Sam sehen.«
    »Das halte ich für keine gute Idee.«
    »Ich will den Mann sehen, der meine Schwester ermordet hat. Ich will ihm in die Augen sehen. Das ist meine Therapie, Detektive Brady.«
    »Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Wir danken Ihnen für Ihre Zeit und Ihre Geduld. Noch einmal unser herzliches Beileid.«
    »Sehen Sie zu, daß er dafür bezahlt.« Sie öffnete die Tür, machte sich auf die Rufe der Journalisten gefasst , auf die neugierige Menge vor dem Haus.
    »Wir melden uns bei Ihnen«, war alles, was Frank sagte.
    Jamie schloss die Tür und lehnte sich schwer

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