Rueckkehr nach River's End
dagegen. Sie wusste nicht, wie lange sie dort so gestanden hatte, mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf, aber sie richtete sich abrupt auf, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte.
»Jamie, du muss t dich ausruhen.« David nahm sie in seine Arme. »Ich möchte, daß du eine Tablette nimmst und dich hinlegst.«
»Keine Pillen. Ich muss einen klaren Kopf bewahren.« Aber sie legte die Stirn an seine Schulter, und etwas von dem Druck wich aus ihrer Brust.
»Die beiden Detektive s waren gerade hier.«
»Du hättest mich rufen sollen.«
»Sie wollten mit mir sprechen, und mit Livvy.«
»Mit Livvy?« Er schob sie von sich und sah sie an. »Um Gottes willen, Jamie, du hast sie doch nicht etwa das Kind verhören lassen?«
»Es war nicht so schlimm, David.« Sie spürte Ablehnung in sich aufkeimen, fühlte sich a ber zu erschöpft dafür. »Detek tive Brady war sehr sanft zu ihr, und ich war die ganze Zeit dabei. Sie musste n wissen, was sie gesehen hat. Sie ist die einzige Zeugin.«
»Zum Teufel damit! Sie haben ihn erwischt. Er war im Haus, er hatte die Waffe in der Hand. Er war mit Drogen vollgepumpt, wie meistens im vergangenen Jahr.«
Als er Jamies warnenden Blick in Richtung Treppe bemerkte, holte er tief Luft und atmete langsam wieder aus. Ruhig, ermahnte er sich. Sie musste n alle Ruhe bewahren, wenn sie das durchstehen wollten. »Sie haben genügend Beweise, um ihn für den Rest seines erbärmlichen Lebens hinter Gitter zu bringen«, schloss er.
»Jetzt gibt es noch Livvys Aussage, daß sie ihn gesehen und gehört hat.« Sie hob die Hand zum Gesicht. »Ich weiß nicht, wie so etwas abläuft, ich weiß nicht, was als nächstes passiert. Ich kann nicht darüber nachdenken.«
»Es tut mir so leid.« Er zog sie wieder an sich. »Ich will nur nicht, daß du oder Livvy oder irgend jemand sonst aus der Familie mehr leidet als unbedingt notwendig. Ich glaube, wir sollten einen Kinderpsychologen konsultieren, um ganz sicher zu sein, daß ihr diese Fragerei nicht schadet.«
»Vielleicht hast du recht. Aber sie mag Detektive Brady. Man spürt, daß sie sich bei ihm geborgen fühlt.« Einen Moment lang lehnte sie ihr Gesicht an Davids Hals. »Ich will jetzt mit Mutter sprechen.«
»In Ordnung, Jamie.« Seine Hände strichen ihre Arme entlang und hielten dann die ihren fest. » Übermorgen wird Julies Leiche freigegeben. Am Tag darauf können wir den Gedenkgottesdienst abhalten, wenn du möchtest. Ich habe schon alles arrangiert.«
»Oh, David.« Unendlich dankbar bemühte sie sich, ihre Tränen zurückzuhalten. »Das war doch nicht notwendig. Ich wollte mich später darum kümmern.«
»Ich weiß, was du dir für sie wünschst. Ich möchte das gern erledigen, Jamie, für uns alle. Ich habe sie auch geliebt.« David nahm ihre Hand an seine Lippen, drückte einen Kuß auf ihre Fingerspitzen.
»Ich weiß.«
»Ich muss etwas tun. Ich - hm - habe eine Pressemitteilung vorbereitet. Wir kommen nicht darum herum.« Seine Hände strichen in einer tröstenden Geste ihre Arme auf und ab. »Das ist zwar eher dein Gebiet, aber ich fand, daß wir den Text möglichst einfach halten sollten. Ich zeige ihn dir, bevor ich ihn rausgebe. Aber was den Rest angeht... Lass mich nur machen.«
»Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde, David.«
»Das ist doch selbstverständlich.« Er küsste sie sanft. »Geh jetzt zu deiner Mutter und versprich mir, daß du dich ausruhst.«
»Versprochen.«
Er wartete, bis sie nach oben gegangen war, dann trat er an die Tür und starrte durch die Scheiben auf die Gestalten, die draußen in der Sommerhitze schwitzten.
Sie erinnerten ihn an Geier über einer frischen Beute.
Drittes Kapitel
Sie hatte keine Lust, einen Mittagsschlaf zu machen. Sie war überhaupt nicht müde. Olivia lag in einem fremden Bett und bemühte sich trotzdem, einzuschlafen, weil Tante Jamie sie darum gebeten hatte.
An den Wänden des hübschen Zimmers rankten sich kleine blaue Veilchen hoch, vor den Fenstern hingen weiße Gardinen mit winzig kleinen weißen Pünktchen, die alles, was man durch sie betrachtete, weich und verschwommen aussehen ließen. In diesem Raum hatte sie immer geschlafen, wenn sie zu Besuch gekommen war.
Aber es war nicht ihr Zuhause.
Sie hatte Großmama erklärt, daß sie nach Hause wollte, und daß sie gern mitkommen könne. Dann konnten sie zusammen im Garten eine Teeparty veranstalten, bis Mama wieder da war.
Aber Großmamas Augen waren groß und feucht geworden, und sie hatte
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