Rueckkehr nach River's End
besonders verglichen mit dieser Caryn. Sie ist übrigens immer noch nicht wieder aufgetaucht.«
»Gut. Soll sie doch in der Hölle schmoren.«
»Da muss ich dir wohl zustimmen. Um noch einmal zum Thema zurückzukommen, es freut mich, daß du dich für jemanden interessierst.«
»Für Liv interessiere ich mich schon seit Jahren.«
»Wirklich? Wie ist das möglich? Sie war doch erst zwölf, als du sie zuletzt gesehen hast.«
»Neunzehn. Ich habe sie vor sechs Jahren auf dem College besucht.«
Überrascht legte Celia die Post beiseite. »Du hast sie besucht? Das hast du nie erwähnt.«
»Wohl hauptsächlich deshalb, weil ich mit dem Ausgang des Wiedersehens nicht zufrieden war.« Er atmete tief aus.
»Na gut, in Kurzfassung. Ich wollte schon damals das Buch schreiben und sie zur Zusammenarbeit überreden. Dann sah ich sie und... Mann, sie hat mich umgehauen. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, so vieles ging mir durch den Kopf, wenn ich sie nur ansah.«
»Noah!« Celia legte ihre Hand auf seine. »Mir war nicht bewusst , daß du jemals so für eine Frau empfunden hast.«
»Für Olivia habe ich so empfunden, und ich habe es vermasselt. Als sie herausfand, warum ich dort war, war sie enttäuscht. Von meinen Entschuldigungen und Erklärungen wollte sie nichts wissen. Sie hat mir sozusagen die Tür vor der Nase zugeschlagen.«
»Hat sie sie inzwischen wieder geöffnet?«
»Ich glaube, sie hat ein paar Schlösser aufgesperrt.«
»Du warst damals nicht ehrlich zu ihr, und deshalb ist es schiefgegangen. Daraus solltest du lernen.«
»Habe ich. Aber erstmal muss ich noch an ihr arbeiten.« Weil Noah sich nach seinem Geständnis besser fühlte, lächelte er. »Sie ist inzwischen viel härter als mit neunzehn.«
»Je mehr du dich um sie bemühen muss t, desto mehr wirst du sie schätzen.« Celia tätschelte seine Hand und wandte sich wieder ihrer Post zu. »Ich kenne dich, Noah. Wenn du etwas willst, holst du es dir. Vielleicht nicht gleich alles auf einmal, aber du gibst dir so lange Mühe, bis du es hast.«
»Es kommt mir so vor, als ob ich den Großteil meines bisherigen Lebens damit zugebracht hätte, hinter Olivia MacBride herzulaufen. Inzwischen... Mom? Was ist?« Sie war so bleich, daß er aufsprang, weil er einen Herzinfarkt befürchtete.
»Noah! O Gott.« Sie griff nach seiner Hand, die er an ihre Wange hielt. »Sieh nur, sieh!«
Er nahm ihr das Stück Papier aus der Hand und versuchte, die Nerven zu bewahren. »Bleib ruhig. Bleib sitzen und atme tief durch. Ich rufe den Doktor.«
»Nein, um Gottes willen, lies doch!« Sie griff nach seinem Handgelenk, zog an dem Blatt, das er mit der Schrift nach unten hielt.
Da sah er es. Die Fotokopie war verschwommen, eine schlechte Wiedergabe, aber er erkannte die Arbeit des Polizeifotografen, der den Körper von Julie MacBride am Tatort fotografiert hatte.
Er hatte einen Abzug davon bei seinen eigenen Unterlagen, und obwohl er das Bild schon so oft betrachtet hatte, wirkte die krasse Schwarzweißaufnahme seltsam erschreckend.
Dann erkannte er, daß es keine Fotokopie war. Ein Computerausdruck, und auch die Großbuchstaben unter dem Bild stammten von einem Computer.
ES KANN WIEDER PASSIEREN ES KANN IHNEN PASSIEREN
Kalte, kontrollierte Wut überkam ihn, als er in die erschrockenen Augen seiner Mutter blickte. »Diesmal ist er zu weit gegangen«, murmelte Noah.
Er wartete noch, bis sein Vater eilig zu Hause eintraf, aber kein Argument konnte ihn dazu bringen, auf die Polizei zu warten.
Der Hurensohn hatte mit ihm gespielt, hätte ihn fast eingewickelt. Und jetzt hatte er seine Familie bedroht. Aus Rache, vermutete Noah, als er aus dem Auto sprang und zielstrebig den Sunset Strip entlanglief. Rache an dem Cop, der dazu beigetragen hatte, daß er hinter Gitter kam. Nun bedrohte er seine Familie. Mach dich an den Sohn heran, verdreh die Geschichte, nimm das Geld, und jag der Frau einen ordentlichen Schrecken ein.
Noah trat durch den vorderen Eingang des Apartmentgebäudes, warf einen Blick auf den Lift und entschied sich für die Treppe. Die Farbe blätterte von den Wänden, die Stufen waren abgetreten, der süßliche Geruch von Pot hing in der Luft.
Der Hurensohn bevorzugte Frauen als Opfer. Noah hämmerte mit der Faust an die Tür des Apartments im zweiten Stock. Frauen und kleine Mädchen. Mal sehen, wie er damit zurechtkam, wenn er sich mit einem Mann auseinandersetzen musste .
Er hämmerte weiter und dachte ernsthaft daran, sie einzutreten.
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