Rueckkehr nach River's End
ihren Namen rief. Hände legten sich auf ihre Arme. Sie spürte, wie sie schwankte und die Dunkelheit sie aufnahm.
»Hey, hey, hey! Komm schon, komm zurück.«
Sie spürte sanfte Schläge auf ihrem Gesicht, fremde Lippen an ihren. Nach einer Weile stellte sie fest, daß sie auf dem Boden lag und Noah sie auf seinem Schoß hin und her wiegte.
»Hör auf, mich zu schlagen, du Idiot.« Olivia blieb still liegen, geschwächt vor Scham und dem letzten Aufkeimen ihrer Panik.
»O ja, das ist schon viel besser.« Noah bedeckte ihren Mund wieder mit seinem, legte seine ganze Erleichterung in den Kuß. »Zum ersten Mal ist eine Frau vor mir in Ohnmacht gefallen. Allerdings kann ich nicht behaupten, daß es mir gefällt.«
»Ich bin nicht in Ohnmacht gefallen.«
»Dann bist du eine gute Schauspielerin.« Sie war nur ein paar Sekunden lang bewusstlos gewesen, obwohl es ihm wie ein Leben lang vorkam, bis sie sich endlich in seinen Armen regte. »Tut mir leid, daß ich dich mit meinem Überfall so erschreckt habe. In deinem Büro brannte noch Licht.«
» Lass mich aufstehen.«
»Bleiben wir lieber noch eine Minute sitzen. Ich glaube nicht, daß meine Beine mich schon wieder tragen.« Er legte seine Wange an ihre. »Und wie ist es dir sonst so ergangen?«
Sie wollte lachen und gleichzeitig weinen. »Danke, bestens. Und dir?«
Er drehte sie zu sich um und lächelte sie an. Ihr Anblick, die klaren, bernsteinfarbenen Augen, die blasse Haut, bewegte etwas in ihm. »Ich habe dich vermisst .« Seine Hand glitt durch ihr Haar, streichelte es. »Es ist seltsam. Weißt du, wieviel Zeit wir bisher zusammen verbracht haben?«
»Nein.«
»Nicht genug«, murmelte er und küßte sie wieder. Diesmal waren ihre Lippen weich und öffneten sich. Sie hob die Arme, legte sie um ihn. Er ließ sich fallen, öffnete sich dem Wunder, das so natürlich schien wie sein Atmen.
»Liv.« Er küßte sie entlang ihres Kiefers und auf die Stirn. » Lass mich die Tür schließen.«
»Hmm?«
Ihre schläfrige Antwort trieb Hitzefunken durch seinen Körper. »Die Tür...«
Seine Hand streifte ihre Brust, und seine Finger spannten sich unwillkürlich, als sie sich ihm entgegenbog. »Ich will dich doch nicht zwischen Tür und Angel lieben.«
Wieder gab sie einen kehligen Laut von sich und nagte mit ihren Zähnen an seiner Unterlippe, während sie nach der Tür tastete, um sie selbst zu schließen.
Doch dann klingelte das Telefon. Hastig versuchte sie, sich zu befreien.
»Das ist er! Lass mich los! Er ist es.«
Noah fragte nicht nach, wen sie meinte. Diesen Ton schlug sie nur an, wenn sie von ihrem Vater sprach. »Woher weißt du das?«
Ihre Augen leuchteten weiß. »Er hat vorhin schon einmal angerufen - bevor du kamst.«
»Was hat er gesagt?«
»Nichts.« Verängstigt rollte sie sich zusammen und legte sich die Hände über die Ohren. »Nichts. Kein Wort.«
»Ist schon gut, bleib wo du bist.« Er schob sie zur Seite und lief entschlossen ins Büro. Gerade als er nach dem Hörer griff, hörte das Läuten auf.
»Er war es.« Olivia war aufgestanden und an die Tür zum Büro getreten, zitterte jedoch immer noch. »Er hat kein Wort gesagt, nur Musik gespielt. Das Stück, das auf dem Plattenspieler meiner Mutter lief, als er sie umbrachte. Er will mir sagen, daß er es nicht vergessen hat.«
Sechsundzwanzigstes Kapitel
Es war ihm zwar gelungen, für eine Nacht ein Zimmer zu bekommen, doch danach war das Gästehaus bis Ende des Monats ausgebucht. Ein paar Zeltplätze waren noch frei, aber in dieser Hinsicht fiel es Noah schwer, die nötige Begeisterung aufzubringen.
Vermutlich würde er dennoch in den sauren Apfel beißen und sich eine Campingausrüstung kaufen müssen, wenn er bleiben wollte.
Denn bleiben wollte er.
Ursprünglich hatte er vorgehabt, eine Luxussuite in einem Hotel in der Nähe zu mieten, wo er bequem arbeiten und Olivia nach allen Regeln der Kunst verführen konnte. Nun aber, angesichts der Ereignisse der letzten Nacht, war er nicht mehr dazu bereit, sich allzu weit von ihr zu entfernen.
Er wollte sie im Auge behalten. Das konnte er nur erreichen, indem er in River's End blieb und sich noch störrischer anstellte als sie.
Bereits in der vergangenen Nacht hatten sie ihre Kräfte gemessen. Olivia hatte ihm von dem Anruf und der Spieluhr erzählt, und dabei hatte ihre Furcht lebendig im Raum gestanden. Als sie fertig war, hatte sie sich jedoch sofort wieder verschlossen und von ihm zurückgezogen.
Er war davon überzeugt, daß
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