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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Sie fragen sich, wie Sie es ertragen können, hier mit mir zu sitzen und dieselbe Luft zu atmen.«
    »Nein.« Noah gab ihm sein Wasser und setzte sich. »Das gehört zu meinem Job. Ich frage mich, wie Sie damit leben können. Was Sie sehen, wenn Sie morgens in den Spiegel blicken.«
    »Zwei Jahre lang haben sie mich als selbstmordgefährdet unter Beobachtung gehalten. Damit hatten sie recht. Aber nach einer Weile lernt man, von einem Tag auf den nächsten zu leben. Ich habe Julie geliebt, und diese Liebe war das Beste in meinem Leben. Leider reichte sie nicht aus, um einen Mann aus mir zu machen.«
    »Und das haben die zwanzig Jahre hinter Gittern erreicht?«
    »Die zwanzig Jahre hinter Gittern haben mich bereuen lassen, daß ich alles zerstört habe, was ich besaß. Der Krebs hat mich dazu gebracht, das zu nutzen, was mir noch bleibt.«
    »Was bleibt Ihnen, Sam?«
    »Die Wahrheit, und die Auseinandersetzung mit ihr.« Er trank noch einen Schluck Wasser. »Ich habe nämlich auch ganz andere Erinnerungen an jene Nacht. Diesmal steht das Tor offen, als ich ankomme. Mann, das macht mich richtig wütend. Was zum Teufel denkt sie sich dabei? Darüber werden wir uns noch unterhalten. Wenn Manning bei ihr ist... Ich weiß verdammt genau, daß er da ist, kann geradezu sehen, wie er sich mit meiner Frau vergnügt. Ich ziehe in Erwägung, ihn mit meinen bloßen Händen zu erwürgen, während sie dabei zusieht. Die Tür zum Haus steht weit offen. Das Licht dringt nach draußen. Das gibt mir den Rest. Ich gehe hinein, suche die Auseinandersetzung. Ich will nach oben, bin mir sicher, daß ich sie zusammen im Bett erwische, da höre ich Musik aus dem Salon. Wahrscheinlich treiben sie es dort, mit Musik im Hintergrund, bei offener Tür, und meine Tochter ist oben. Dann...«
    Er hielt inne, nahm noch einen Schluck, setzte das Glas ab. »Überall ist Blut. Zunächst ist mir gar nicht bewusst , was das ist. Es ist viel zu viel, um echt zu wirken. Dann das zerbrochene Glas. Die Lampe, die wir auf unserer Hochzeitsreise gekauft haben, in tausend Scherben. Mein Kopf schwirrt vom Koks und dem Wodka, aber ich denke, Jesus, Jesus, jemand hat eingebrochen! Und dann sehe ich sie. O Gott, sie liegt auf dem Boden.«
    Sams Stimme brach, zitterte und erbebte, schilderte die Ereignisse genauso überzeugend wie den Strom der Gewalt in der ersten Version. »Ich gehe neben ihr auf die Knie, rufe ihren Namen, versuche, sie hochzuheben. Blut, überall ist Blut. Ich weiß, daß sie tot ist, aber ich bitte sie, aufzuwachen, sie muss wieder aufwachen! Ich ziehe die Schere aus ihrem Rücken. Wenn ich sie herausziehe, kann sie ihr nicht mehr wehtun. Und dann starrt Liwy mich an.«
    Er nahm eine Zigarette aus der Packung auf dem Tisch, und als er sie mit einem Streichholz anzündete, zitterte die Flamme wie im Wind. »Das hat mir die Polizei nicht abgenommen.« Er blies den Rauch in die Luft. »Genauso wenig wie die Jury. Nach einer Weile habe ich es mir selbst nicht mehr abgenommen.«
    »Ich sitze nicht hier, um Ihnen etwas abzunehmen, Sam.«
    »Nein.« Er nickte, aber sein Blick wirkte berechnend. Das Lächeln eines Verbrechers. »Aber Sie werden sich Ihre Gedanken machen, nicht wahr?«
    »Laut Manning hatten er und Julie kein Verhältnis. Nicht etwa, weil er es nicht wollte, das hat er offen zugegeben.« Noah stand mit seinem Vater vor dem Jugendzentrum, während eine Gruppe Jungen auf dem frisch asphaltierten Basketballfeld trainierte. »Er war in sie verliebt - geradezu von ihr besessen, verbrachte viel Zeit mit ihr, aber für sie war er nur ein Freund.«
    »Das hat er während der Ermittlungen ebenfalls behauptet.«
    »Hast du ihm geglaubt?«
    Frank seufzte und schüttelte den Kopf, weil einer seiner Jungs einen Paß vermasselte. »Er wirkte überzeugend, und die Haushälterin unterstützte seine Aussage. Sie schwor, daß kein Mann außer dem Ehemann der Ermordeten je eine Nacht im Haus verbracht hatte. Allerdings war sie Julie treu ergeben und hätte sie decken können. Aber wir konnten das Gegenteil nie beweisen. Immerhin glaubte Tanner an diese Affäre, für ihn war sie also real und ein Teil seines Motivs.«
    »Findest du es nicht sonderbar, daß Manning und Lydia Lo- ring später eine Affäre hatten, wenn auch nur ein paar Monate lang?«
    »Typisch Hollywood, würde ich sagen.«
    »Nur mal hypothetisch: Wenn ihr Tanner nicht am Tatort erwischt hättet, in welche Richtung hättet ihr dann ermittelt?«
    »Wir haben ihn am Tatort erwischt, und

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