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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Kratzer und Narben im Leder. Ihren Rucksack trug sie, als ob er federleicht wäre.
    Das Grinsen stand ihr gut. »Bist du dir sicher, daß du es schaffst?«
    »Ich kann's kaum erwarten.«
    Sie rückte die Kappe zurecht, die ihre Augen beschattete, und hob den Daumen. » Lass uns aufbrechen.«
    Ohne den Regen, durch den sie bei der letzten Wanderung marschiert waren, kam Noah der Wald nicht mehr so ehrfurchtgebietend vor. Sonnenlicht schien durch die Lücken im Oberholz, schimmerte unerwartet auf den dunkelgrünen Blättern des Efeus und den zerbrechlichen Farnwedeln.
    Die Luft kühlte sich ab und roch intensiv.
    Bald fand er sich wieder zurecht, erkannte einige der Pflanzen, die unterschiedlichen Muster der Rinden an den riesigen Stämmen, die Formen der Blätter in der Strauchschicht, die ausgedehnten, klumpigen Moosteppiche und die Muster der Flechten.
    Noah schwieg, während sich seine Muskeln an das Tempo gewöhnten, und stimmte seine Ohren auf die Geräusche ein, die gemeinsam die Musik des Waldes ausmachten.
    Olivia hatte erwartet, daß er reden, Fragen stellen oder in einen seiner Monologe, auf die er sich so gut verstand, verfallen würde. Aber er schwieg, und die vage Anspannung, die sie zusammen mit ihrem Rucksack auf ihren Schultern gespürt hatte, glitt von ihr ab.
    Sie überquerten einen schmalen Fluss , der ruhig vor sich hin plätscherte, kamen an einem Meer aus Farnen vorbei und erklommen schließlich den langen, kurvenreichen Pfad, der ins Hinterland führte.
    Efeu wucherte am Weg. Olivia mied sein Gewirr so gut wie möglich, bahnte sich einen Weg durch seine Ausläufer, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Einmal griff sie schnell zu, bevor Noah eine Ranke ins Gesicht schlagen konnte.
    »Danke.«
    »Ich dachte schon, du hättest deine Zunge verschluckt.«
    »Du wolltest doch Ruhe.« Er rieb ihren Nacken mit dem Handrücken. »Hast du schon genug?«
    »Ich schalte einfach ab, wenn du zu viel redest.«
    Noah lachte und ging weiter.
    »Ich bin wirklich gern mit dir zusammen, Liv.« Er nahm ihre Hand. »Das war schon immer so.«
    »Wenn du so weitermachst, kommst du aus dem Rhythmus.«
    »Wozu die Hetze?« Mit einer nachlässigen Geste führte er ihre Hand an seine Lippen. »Ich hatte gehofft, du würdest Shirley mitnehmen.«
    »Meistens bleibt sie bei Großpapa, außerdem sind im Hinterland keine Hunde erlaubt. Schau her.« Sie blieb abrupt stehen, hockte sich hin und zeigte auf schwache Abdrücke neben dem Pfad.
    »Sind das...«
    »Bärenspuren«, sagte sie. »Und zwar ziemlich frische.«
    »Wie machst du das nur? So reden die Cowboys im Film. Die Spur ist noch frisch«, sagte er mit tiefer Stimme. »Vor weniger als einer Stunde ist er hier vorbeigekommen. Er trägt einen schwarzen Hut, hat eine Banane gegessen und >Sweet Rosie from Pike< gesungen.«
    Olivia musste lachen. »Alle Bären, die ich kenne, pfeifen Revueschlager.«
    »Du hast tatsächlich mal einen Witz gerissen, Liv!« Noah beugte den Kopf und gab ihr einen schmatzenden Kuß. »Glückwunsch.«
    Sie runzelte die Stirn und richtete sich auf. »Auf dem Pfad ist Küssen verboten.«
    »Davon stand in meiner Campinganleitung aber nichts.« Er rappelte sich ebenfalls wieder auf und folgte ihr. »Was ist mit Essen? Darf man auf dem Pfad essen?«
    Seinen Hunger hatte sie einkalkuliert und zog einen Beutel Studentenfutter aus der Tasche.
    »Hm, lecker. Rinde und Zweige, mein Lieblingsgericht.« Aber er öffnete die Tüte und bot ihr daraus an.
    Er hätte wieder ihre Hand genommen, doch der Pfad wurde schmaler, so daß sie vor ihm gehen musste . Dennoch, dachte er, hat sie in den letzten zehn Minuten mehr gelächelt als sonst an einem ganzen Tag. Der gemeinsame Aufenthalt in der Welt, die sie am meisten liebte, tat langsam ihre Wirkung.
    »Du hast einen tollen Hintern, Liv.«
    Diesmal machte sie sich nicht die Mühe, das Efeu festzuhalten, und grinste wieder, als sie hinter sich das Klatschen und einen unterdrückten Fluch hörte. Olivia nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Ihre Muskeln hatten sich entspannt, sie konnte wieder klar denken. Und, das musste sie zugeben, sie genoss seine Gesellschaft.
    Sie hatte diesen Weg durch den Canon gewählt, weil andere Wanderer ihn mieden. Lange Strecken über Berg und Tal, die schließlich in noch steilere Gefilde führten, entmutigten die meisten, aber für Olivia gehörte der Pfad zu den schönsten der Gegend.
    Sie wanderten durch einen dichten, grünen Wald, der sich an den Bergen hochzog, und gingen

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