Rueckkehr nach River's End
Gespräch beendet hatte, schwieg sie, und er untersuchte die Erde eines prächtig blühenden Usambara-Veilchens. »Ich habe beschlossen, ein paar Tage lang dem Fluch der Zivilisation zu entfliehen«, verkündete er schließlich. »Um mich auf die Probe zu stellen. Der Mensch gegen die Natur, du weißt schon.« Er sah sich um.
Sie stand ruhig da und hatte die Hände gefaltet. Das Feuer war aus ihren Augen gewichen.
»Wenn du keine Angst hättest, würde ich weniger von dir halten, denn dann wärst du dumm.«
Er hatte ruhig gesprochen, mit einem leicht entnervten Unterton. Wieso durchschaut er mich immer, fragte sie sich, wo er doch den Eindruck macht, als ob er gar nicht genau hinschauen würde.
»Ich bin keine in Not geratene Jungfer. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Um so besser, denn ich hoffe, daß du in den nächsten Tagen auf mich aufpassen wirst. Ich möchte im Hinterland wandern und zelten.«
Ihr Lachen kam prompt und war keineswegs schmeichelhaft. »Von wegen.«
»Drei Tage. Nur du und ich.« Er hob eine Hand hoch, bevor sie wieder lachen konnte. »Wir wären eine Weile von allem fort, und du könntest das tun, worauf du dich am besten verstehst. Genau wie ich. Du hast dich zu den Interviews bereiterklärt, also werden wir reden. Du liebst diese Gegend, und ich möchte, daß du sie mir zeigst. Ich will das sehen, was du siehst, wenn du dich umschaust.«
»Für dein Buch.«
»Nein, für mich. Um dir wieder näher zu kommen. Ich will mit dir allein sein.«
Sie spürte, wie ihre Entschlossenheit und ihre Wut dahin- 4 schmolzen. »Ich habe die Situation überdacht, und ich bin nicht interessiert.«
»Bist du doch.« Er war keineswegs beleidigt, nahm ihre Hand und rieb mit dem Daumen über ihre Fingerknöchel. »Du bist nur sauer, weil ich gestern stärker war als du. Eigentlich war ich es nicht...« Er betrachtete ihre Hand und entdeckte eine Reihe schwacher blauer Flecken über dem Gelenk. »Ich bin wohl nicht der einzige, der Blessuren davongetragen hat.« Er hob ihr Handgelenk an den Mund und küßte es. »Tut mir leid.«
»Hör schon auf.« Olivia schlug nach seiner Hand. »In Ordnung, ich bin sauer, weil du mich in einem schwachen Moment erwischt hast und ich es zugelassen habe. Ich bin sauer, weil du mir keine Ruhe lässt , und ich bin sauer, weil ich gern mit dir zusammen bin, selbst wenn du mir auf die Nerven gehst.«
»Dann kannst du dich darauf einstellen, noch für eine Weile sauer zu bleiben. Ich weiche nicht vom Fleck, bis alles wieder in Ordnung ist. Lass uns in den Wald gehen, Livvy.«
»Ich muss arbeiten.«
»Ich bin ein zahlender Kunde. Als Teil unserer Abmachung kannst du mir eine Liste mit der Ausrüstung geben, die ich benötige, und ich kaufe so viel wie möglich davon im Gästehaus. An der Führung und der Ausrüstung verdienst du locker ein paar Tausend. Delegiere deine Arbeit an andere, Liv. Du weißt, daß du es kannst.«
»Für das Hinterland benötigt man Genehmigungen.«
»Was werden Sie sich nur als nächstes einfallen lassen?«
»Binnen vierundzwanzig Stunden jammerst du nach deinem Laptop.«
»Willst du wetten?«
»Hundert Dollar.«
»Die Wette gilt.« Er schüttelte ihre Hand.
Er hatte nicht damit gerechnet, daß auf ihrer Liste detailliert aufgeführt sein würde, wieviel Paar Socken und Unterhosen er einpacken sollte. Noah kam sich vor wie ein Zwölfjähriger, der von seiner Mutter eine Aufstellung seiner Pflichten vorgelegt bekommt.
Er kaufte wie befohlen ein, einschließlich eines neuen Rucksacks, weil sie darauf hingewiesen hatte, daß seiner zu klein sei und eine Anzahl von Löchern aufwies. Obwohl sie eine zusätzliche Belastung darstellten, verstaute er zwei Flaschen Wein in seinen Reservesocken.
Zelten war eine Sache, primitiv leben eine andere.
Als er endlich fertig war, stellte er fest, daß er etwa fünfunddreißig Pfund auf dem Rücken schleppen musste , die sich nach etwa fünf Meilen vermutlich wie einhundert anfühlen würden.
Mit Bedauern schloss er das Handy und den Laptop im Kofferraum seines Mietwagens ein. »Ich komme wieder, Jungs«, murmelte er.
»Sieht ganz danach aus, als ob ich die hundert Dollar gewinne, bevor wir aufgebrochen sind.«
»Ich habe doch gar nicht gejammert, das war nur ein zärtlicher Abschied.«
Er drehte sich um und betrachtete Olivia. Sie hatte weite, ausgeblichene Jeans an, ein River's End-T-Shirt, trug eine leichte Jacke um die Hüften geschlungen und feste Stiefel mit einer Reihe beeindruckender
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