Rueckkehr nach River's End
an seinem Drink und sah zu, wie die Dunkelheit hereinbrach. Die Schmerzen hatte er unter den Medikamenten begraben, und die Medikamente reagierten auf den Alkohol.
Genau wie früher.
Am liebsten hätte er gleichzeitig gelacht und geweint.
Seine Zeit lief aus. War es nicht komisch, war es nicht umwerfend komisch, wie sie sich zwanzig Jahre lang im Schneckentempo fortbewegt hatte, nur um wie ein Läufer auf der Zielgeraden loszusprinten, seitdem er in Freiheit war?
Und wozu war diese Freiheit gut? Um an Krebs zu sterben.
Sam betrachtete seine Pistole, hob sie auf, streichelte sie. Nein, er glaubte nicht, daß er dem Krebs Gelegenheit geben würde, ihn zu töten. Er musste nur genügend Mut aufbringen.
Probeweise drehte er die Pistole, betrachtete interessiert den Lauf, ließ ihn wie einen Kuss seine Lippen berühren.
Ein schneller Tod. Sein Finger spielten mit dem Abzug.
Er könnte es tun. Für ihn war es nur eine andere Form des Überlebens. Und das Überleben hatte er im Gefängnis gelernt.
Aber es war noch zu früh. Zunächst musste er sich um Livvy kümmern.
Vor allem anderen kam Livvy.
Während des Essens sprach niemand davon. Die Unterhaltung plätscherte dahin, überspielte unterschwellige Spannungen. Nach den ersten zehn Minuten sah Noah seine Mutter bewundernd an. Sie hatte Olivia zum Reden gebracht, plauderte mit ihr über das Zentrum, befragte sie zu Themen wie dem Schicksal der nordamerikanischen Taschenratte - Woher wusste sie diese Sachen nur? - bis zu den Paarungsgewohnheiten des Fischadlers.
Er kam zu dem Schluss , daß Olivia entweder eine mindestens ebenso begabte Schauspielerin war wie ihre Mutter oder daß sie sich wirklich gut unterhielt.
Val hob eine Schüssel mit Kräuterkartoffeln an und reichte sie Frank. »Bedienen Sie sich.«
»Morgen werde ich mich wohl ernsthaft in Ihrem Fitneßcenter abstrampeln müssen.« Aber er nahm die Schüssel und füllte seinen Teller noch einmal. »Das ist ein tolles Essen, Val.«
»Frank toleriert meine eigenen Kochkünste lediglich«, warf Celia ein.
»Kochkünste?« Frank zwinkerte Noah zu und gab die Schüssel weiter. »Seit wann kochst du denn kunstvoll?«
»Hört euch das an«, sagte sie und gab ihm einen spielerischen Knuff. »Nach all den Jahren, die ich mich für meine Männer an einem heißen Ofen abgeschuftet habe!«
»Und den vielen Tofus, die ihr Leben lassen musste n«, murmelte Noah und kassierte ebenfalls einen Knuff. »Aber dafür bist du wirklich hübsch, Mom. Ist sie nicht hübsch?« Er nahm ihre Hand und küsste sie.
»Glaubst du, damit kannst du alles wieder gutmachen?«
Er nahm sich Kartoffeln. »Ja.«
Und schon hatte er Vals Herz erobert. Wie konnte sie einen Jungen nicht mögen, der seine Mutter so offensichtlich liebte? Sie nahm ein Körbchen und bot ihm daraus an. »Nehmen Sie sich noch Brot, Noah.«
»Danke.« Als er sie diesmal anstrahlte, lächelte sie zurück.
Sie ließen sich Zeit mit dem Kaffee. Unter anderen Umständen, ohne Komplikationen und böse Schatten, dachte Noah bedauernd, hätten die MacBrides und die Bradys sich sofort angefreundet.
Aber nun machten sich die Schatten wieder bemerkbar. Er erkannte es an der Art, wie Olivia aus dem Fenster sah, schnelle Blicke in die Dunkelheit warf. Wie sein Vater sich mit dem Haus vertraut machte, ein Cop, der die Sicherheitsvorkehrungen kontrolliert.
Und er sah die Anspannung auf Val MacBrides Gesicht, als seine Eltern sich verabschiedeten.
»Ich komme morgen zu deinem Vortrag im Zentrum.« Celia zog eine leichte Jacke über. »Und ich hoffe, daß du bei deiner Führung noch einen Platz für mich frei hast.«
»Das dürfte kein Problem werden.«
Celia übersah Olivias ausgestreckte Hand und drückte die junge Frau fest an sich. »Wir sehen uns morgen früh. Val, Rob, vielen Dank für das wunderbare Essen.« Und als sie Val umarmte, murmelte sie in ihr Ohr. »Bleiben Sie stark. Wir sind bei Ihnen.«
Sie klopfte Val ermunternd auf den Rücken, dann nahm sie Noahs Arm. »Bring deine Mutter zum Auto.« Beide wusste n, daß Frank die Gelegenheit nutzen würde, um die MacBrides noch einmal zu beruhigen.
Celia atmete die Nachtluft ein und fragte sich, was Frank wohl davon hielt, ein Ferienhaus in der Gegend zu kaufen. Immerhin waren sie daran gewöhnt, ihren Sohn in der Nähe zu wissen.
Es ist ein guter Ort, um Wurzeln zu schlagen, dachte sie, und roch den Duft wachsender Pflanzen. Ein guter Ort für ihren Sohn.
Sie wandte sich ihm zu, nahm sein Gesicht in beide
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