Rueckkehr nach River's End
verriegelt.«
»Verschließ auch die Tür von diesem Zimmer und warte hier auf mich.«
»Geh lieber nicht.«
»Er ist nicht mehr hier.« Er stand auf. »Aber du fühlst dich besser, wenn du dir ganz sicher sein kannst. Schließ die Tür«, befahl er ihr, »und warte.«
Obwohl sie sich dafür hasste , folgte sie seinen Anweisungen. Versteckte sich, genau wie sie sich schon einmal versteckt hatte. Als er zurückkam und klopfte, öffnete sie die Tür und sah ihn mit leeren Augen an.
»Niemand da. Ich habe auch keine Anzeichen dafür entdeckt, daß er dort war. Wir müssen es deinen Großeltern sagen.«
»Meine Großmutter wird sich fürchten.«
»Sie muss es wissen. Versuch du, deinen Großvater zu finden. Frag im Gästehaus nach. Ich rufe meine Eltern an.« Er rieb mit seinen Fingerknöcheln über ihre Wange. »Du wirst dich gleich sicherer fühlen, wenn du deinen Cop wiedersiehst.«
»Ja. Noah!« Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Als ich dich vorhin aus dem Auto steigen sah, wusste ich, daß ich mich auf dich verlassen kann. Das habe ich mir so sehr gewünscht.«
»Wenn ich dir aber vorhin gesagt hätte, daß ich auf dich aufpassen werde, hätte ich dich nur verärgert, stimmt's?«
Sie lachte unsicher und ließ sich wieder auf dem Bett nieder. »Na ja, im Augenblick vielleicht nicht, weil ich so erschrocken bin, aber später schon.«
»Wenn du gerade erschrocken bist, kann ich es ja riskieren. Ich werde auf dich aufpassen.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küßte sie. »Glaub mir. Und jetzt kannst du deinen Großvater suchen.«
Er war ein großes Risiko eingegangen. Ein sehr dummes und gleichzeitig befriedigendes Risiko. Wie leicht hätte er erwischt werden können!
Und was dann?
Damit mochte er sich jetzt noch nicht auseinandersetzen. Noch nicht. Als er wieder in seinem Zimmer saß, hob er das Glas Bourbon mit seiner immer noch leicht zitternden Hand an die Lippen.
Aber er zitterte nicht vor Angst, sondern vor Aufregung, vor Lebendigkeit.
Zwanzig Jahre lang hatte er keine andere Wahl gehabt, als die Regeln zu befolgen. Das zu tun, was von ihm erwartet wurde. Das Spiel mitzuspielen. Während der Zeit hatte er nicht geahnt, hätte gar nicht ahnen können, wie es war, wieder davon befreit zu sein.
Es war beängstigend. Und zugleich berauschend.
Sie würde wissen, was die Rose bedeutete. Dieses Symbol hatte sie bestimmt nicht vergessen.
Daddy ist wieder da.
Er trank noch einen Schluck, spürte nach den vielen Jahren der Machtlosigkeit endlich wieder ein Gefühl der Macht.
Fast wäre er erwischt worden. Was für ein unglaubliches Timing! Kaum hatte er das Haus durch die Hintertür verlassen - war es nicht wunderbar, daß diese Leute auf das Schicksal vertrauten und ihre Türen offenließen? -, als er sie auch schon aus dem Wald treten sah.
Livvy, die kleine Livvy, und der Sohn des Bullen. Darin lag genügend Ironie für ein ganzes Drehbuch. Der Zyklus, der Kreislauf, eine Laune des Schicksals: Die Tochter der Frau, die er geliebt hatte, zusammen mit dem Sohn des Cops, der sein Verbrechen untersucht hatte.
Julie, seine wunderschöne Julie.
Er hätte gedacht, daß es genügen würde, Livvy zu erschrecken, sie an jene blutige Nacht vor vielen Jahren zu erinnern, an das, was sie gesehen und wovor sie davongelaufen war.
Wie hätte er ahnen können, daß er nach all den Jahren zusehen musste , wie sie sich einem Mann zuwandte, und dabei nur an Julie denken konnte? Julie, die ihren hochgewachsenen, schlanken Körper an einen anderen schmiegte?
Wie hätte er wissen können, daß er sich wie in einem wahnsinnigen Alptraum daran erinnern würde, wie es war, das, was man liebte, zu zerstören? Und das verzweifelte Bedürfnis verspüren würde, alles zu wiederholen?
Und wenn es vorbei war - er nahm das Messer und drehte es im Licht der Lampe - würde es endgültig aus sein. Der Kreis würde sich endlich schließen.
Dann war nichts mehr übrig von der Frau, die ihn einst abgewiesen hatte.
»Sie müssen gewisse grundsätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.« Frank saß im Wohnzimmer der MacBrides, sein Puls pochte laut. Wieder bei der Arbeit, dachte er. Endlich den Fall abschließen, den er nie aufgegeben hatte.
»Wie lange?« fragte Olivia. Sie machte sich die größten Sorgen um ihre Großmutter, aber die Krise schien Val gefestigt zu haben. Sie saß mit geraden Schultern, wachsamen Augen und zusammengepressten Lippen auf ihrem Stuhl.
»So lange, wie es dauert. Niemand darf das Haus allein
Weitere Kostenlose Bücher