Rueckkehr nach River's End
und atmete tief durch. »Beim nächsten Mal, Sohn, denk bitte an mein Alter und weise mich vorher darauf hin, daß ich mich lieber setzen sollte.«
Noah war auf einen Streit gefasst , sehnte sich sogar nach einer Konfrontation. »Hast du damit ein Problem?«
»Nein, ganz im Gegenteil.« Ruhig studierte Frank das Gesicht seines Sohnes. »Aber du anscheinend.«
»Ich habe sie in diese Situation gebracht.«
»Nein. Nein, das hast du nicht.« Mit schnellen Schritten bewegte er sich vom Haus weg, um zu vermeiden, daß ihre Stimmen durch die offenen Fenster drangen. »Wenn Tanner zu ihr wollte, hätte er immer einen Weg gefunden. Du hast ihn nicht hierher geführt, Noah.«
»Das verdammte Buch...«
»Vielleicht ist es für ihn ein Werkzeug, vielleicht will er wirklich nur noch einmal im Rampenlicht stehen.« Frank schüttelte den Kopf. »Vielleicht wollte er dir anfangs tatsächlich nur seine Geschichte erzählen, genau wie er es ja auch getan hat. Ich habe ihn nie verstanden. Und ich sage dir, wenn du keinen klaren Kopf bewahrst, wirst du ihn auch nie verstehen. Und damit hilfst du Olivia nicht.«
»Mein Kopf ist klar.« Und seine Wut war eiskalt. »Klar genug um zu wissen, daß ich mehr als nur mit ihm reden werde, wenn ich ihn vor den Cops erwische. Er terrorisiert sie, und er hat Mom in die Sache hineingezogen. Er hat mich für seine Pläne benutzt.«
Noah steuerte auf eine Ecke des Gartens zu, wo das letzte goldene Licht wie Seide auf den Blumen lag. »Verdammt noch mal, ich habe neben ihm gesessen! Ich habe ihm in die Augen gesehen! Ich habe ihm zugehört. Ich habe mir immer eingebildet, zu verstehen, was in den Köpfen meiner Interviewpartner vorgeht, wann sie mir Lügen auftischen. Und ich hätte ihm um Haaresbreite geglaubt, daß er unschuldig ist.«
»Genau wie ich damals. Warum hast du ihm geglaubt?«
Noah steckte die Hände die Taschen und starrte auf die Bäume. »Er hat sie geliebt. Egal, wie verwirrt er war, er liebte sie. Er liebt sie heute noch. Das spürt man, sobald er von ihr spricht. Sie hat ihm alles bedeutet. Ich weiß jetzt, was das für ein Gefühl ist. Wenn man so empfindet, kann man einfach nicht töten.«
Er schüttelte den Kopf, bevor Frank sprechen konnte. »Aber so zu denken ist dumm, denn es passiert immer wieder. Drogen, Alkohol, Besessenheit, Eifersucht. Doch ein Teil von mir hat ihm geglaubt, wollte ihm glauben.«
»Du liebst Olivia. Und er ist ihr Vater. Das ist ein Unterschied, Noah. Sie haben Caryn gefunden.«
»Was?« Eine Minute lang hatte der Name keine Bedeutung für ihn. »Das ist jetzt auch egal.«
»Vielleicht nicht. Sie ist in New York aufgetaucht. Hat sich mit einem Photographen zusammengetan, den sie auf einer Party kennengelernt hat. Einem reichen Photographen.«
»Gut für sie. Ich hoffe, sie bleibt dort. Ein ganzer Kontinent Abstand zwischen uns sollte ausreichen.« Dann fiel ihm Mike ein. »Haben sie sie verhaftet?«
»Sie wurde verhört. Hat alles geleugnet. Offenbar wurde sie beim Leugnen ziemlich aggressiv.«
»Typisch.«
»Außerdem hat sie ein Alibi für die Nacht, in der Mike überfallen wurde. Eine Party. Ein paar Dutzend Leute haben sie auf einer Fete in den Hügeln gesehen.«
»Dann ist sie eben zwischendurch kurz verschwunden.«
»Sieht nicht danach aus. Ihr Alibi ist wasserdicht. Die Polizei konnte die Zeit des Angriffs auf dreißig Minuten zwischen dem Augenblick, als Mike am Haus ankam, und Dorys Eintreffen festlegen. Während dieser halben Stunde hing Caryn vor zwanzig Zeugen wie eine Klette an ihrem Photographen.«
»Das heißt doch nicht...« Noah schweifte ab, spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. »Tanner? O Gott.« Er zog die Hände aus den Taschen und presste seine Finger an die Augen. »Er weiß, wo ich wohne. Damals war er schon draußen, und er wusste , wo er mich finden konnte. Das Schwein, was wollte er damit bezwecken?«
»Hast du ihm deine Notizen gezeigt?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Die Sache könnte ganz einfach sein. Er wollte sehen, welche Richtung du mit deinem Buch einschlagen würdest. Für ihn war es immer wichtig, daß sein Name in dicken Lettern ganz oben steht, wahrscheinlich braucht er das heute noch. Und du hast Namen und Adressen in deinen Akten. Notizen, Bänder.«
»Rache? Geht es ihm darum? Sich an den Leuten zu rächen, die gegen ihn ausgesagt haben?«
»Ich weiß es nicht. Aber er wird sterben, Noah. Was hat er da noch zu verlieren?«
Er hatte nichts zu verlieren. Also blieb er sitzen, nippte
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