Rueckkehr nach River's End
Vater!« Wieder hob er seine Hand, bohrte seine Fingerspitzen in die Schläfe, wo der Schmerz jetzt deutlich pochte. »Ich habe ein Recht dazu. Wenigstens dazu habe ich das Recht.«
»Sie haben jedes Recht auf sie verloren.« Noah kam näher. »Sie sind nicht mehr Teil von ihrem Leben.«
»Vielleicht nicht, aber sie ist ein Teil von mir. Ich habe fast ein Drittel meines Lebens darauf gewartet, ihr das endlich sagen zu können.«
»Und ihr Angst einzujagen, weil sie weiß, was Sie sind. Sie hat alles gesehen. Sie war ein kleines, unschuldiges Kind. Ist es nicht genug, daß Sie ihr diese Unschuld genommen haben?
Sie haben ihr die Spieluhr geschickt, um sie an Ihre Tat zu erinnern. Und die Anrufe, die weißen Rosen...«
»Rosen.« Ein verträumtes Lächeln breitete sich auf Sams Gesicht aus. »Früher habe ich weiße Rosen auf ihr Kopfkissen gelegt. Meine kleine Prinzessin.« Er presste seine Hand an die Schläfe und stieß dabei seine Kappe hinunter. »Schmerztabletten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Ich erinnere mich an Mittel, nach denen man keinen Schmerz mehr fühlte.«
Er zwinkerte, kniff die Augen zusammen. »Eine Spieluhr?« Er schwenkte die Pistole in einer geistesabwesenden Geste, die Noah b l ass werden ließ. »Was für eine Spieluhr?«
»Die Blaue Fee. Die Sie in der Nacht zerbrachen, als Sie Ihre Frau in Olivias Zimmer geschlagen haben.«
»Daran erinnere ich mich nicht. Ich war zugekokst bis zu den Augäpfeln.« Plötzlich wurden seine Augen wieder klar. »Die Blaue Fee. Ich habe sie von ihrer Kommode gestoßen. Jetzt fällt es mir wieder ein. Sie weinte, und ich habe ihr gesagt, daß ich ihr eine neue kaufen würde. Dazu ist es nie gekommen.«
»Sie haben sie ihr vor ein paar Tagen geschickt.«
»Nein. Den Zwischenfall hatte ich völlig vergessen. Ich hätte es wieder gutmachen müssen, ich hätte sie damals nicht zum Weinen bringen dürfen. Sie war so ein gutes kleines Mädchen. Sie liebte mich.«
Trotz seiner Wut verspürte Noah Mitleid. »Sie sind krank und müde. Geben Sie mir die Waffe, damit ich Sie zurückbringen kann.«
»Wozu? Noch mehr Ärzte, noch mehr Medikamente? Ich bin so gut wie tot, Brady. Ich bin schon seit Jahren tot. Ich wollte sie nur noch einmal sehen. Und ich wollte, daß sie mich sieht. Sie ist alles, was ich noch habe.«
»Geben Sie mir die Waffe.«
Verwirrt betrachtete Sam die Pistole in seiner Hand. Dann lachte er auf. »Haben Sie geglaubt, die sei für Sie? Sie ist für mich bestimmt. Ich habe nur nicht den Mut, sie zu benutzen. Mein Leben lang war ich ein Feigling. Und wissen Sie, was mir bewusst wurde, Brady, als ich den Lauf in meinem Mund spürte? Als ich den Finger am Abzug hatte und nicht dazu fähig war, abzudrücken?«
Seine Stimme klang nun selbstbewusst und klar. »Ich habe Julie nicht getötet. Mir hätte der Mut gefehlt.«
»Lassen Sie uns darüber reden.« Während Noah einen Schritt nach vorn machte und mit einer Hand nach der Waffe griff, hörte er ein Krachen im Gebüsch, nahm verschwommen eine Bewegung wahr.
Dann spürte er einen plötzlichen Schmerz in seiner Schulter. Ein Schrei erklang. Noah sah, wie sich David Melbourne mit verzerrtem Gesicht auf Sam warf und beide Männer zu Boden stürzten.
Auch Noah wurde von dem Angriff mitgerissen; während er seitlich abrollte, spürte er ein teuflisches Stechen in der Schulter. Er riss sich wieder hoch und packte Davids Hand, die das tödliche Messer führte am Gelenk, aber seine blutigen Hände rutschten ab.
Die Klinge landete im regennassen Moos, kaum eine Handbreit von seinem Gesicht entfernt. Noah rappelte sich wieder hoch, stieß Melbourne zur Seite und warf sich auf die Pistole, die im Handgemenge auf den Boden gefallen war.
Als er sie in der Hand hielt, verschwand David gerade im Gebüsch.
»An ihn hätte ich niemals gedacht.« Sams Gesicht war zerkratzt und blutete, und die Schmerzen in seinem Kopf ließen seine Augen glasig wirken. »Ich hätte es wissen müssen, ich habe nie an ihn gedacht. Ein Dutzend anderer Männer kamen für mich in Betracht, dabei hätte sie die keines Blickes gewürdigt. Die Affären existieren nur in meiner Fantasie. Trotzdem hatte ich sie in Verdacht, aber niemals ihn.«
Während er sprach, wickelte er sein Taschentuch um die Wunde an Noahs Schulter. »Konnte er nicht einfach meinen Tod abwarten, anstatt mich auch noch umzubringen?«
Noah heulte vor Schmerzen auf und klammerte sich an Sams Hemd. »Es geht nicht um Sie. Wir müssen ihn finden, ihn
Weitere Kostenlose Bücher