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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Marc sie an.
    „ Bitte sie um Verzeihung! Es ist einfach demütigend, wie du mit meiner Frau sprichst.“
    „ Das sagst ausgerechnet du? Was hast du denn Mom angetan? Sie ist ein psychisches Wrack. Das hat dich doch auch nie gekümmert.“
    Marc hatte jetzt endgültig genug von den Spielchen seines Vaters.
    „ Werd endlich erwachsen, Junge! Du weißt nicht das Geringste von dem was sich zwischen deiner Mutter und mir abgespielt hat. Nichts weißt du, gar nichts. Megan ist krank, ja. Ich konnte ihr nicht geben, was sie brauchte. Sie war jung und wunderschön und hatte noch nach deiner Geburt einen makellosen Körper. Aber irgendwann begann sie, sich merkwürdig zu benehmen. Sie schloss sich ein, um stundenlang zu beten, wies mich immer öfter ab bestand auf getrennten Schlafzimmern und bezichtigte mich ständig sündiger Gedanken.“
    „ Kein Wunder bei deiner Hurerei.“
    George erhob zum ersten Mal in seinem Leben die Hand gegen seinen Sohn. Der Abdruck seiner fünf Finger brannte auf Marcs Wange.
    „ Es ist genug jetzt!“ Jenny sprang auf die Füße. „Er kann es nicht verstehen, George. Du hast anscheinend nie mit ihm darüber gesprochen. Wir sollten das in aller Ruhe klären.“
    Marc schleuderte bitterböse Blicke in ihre Richtung. Warum, zum Teufel, verteidigte diese Frau ihn noch? Ihr offensichtlicher Wunsch, sich in ihn hinein zu versetzen, brachte ihn nur noch mehr in Rage.
    „ Schluss jetzt!“ Marc hob ergeben die Hände.
    „ Amy, lass uns gehen! Ich will nichts mehr hören von all den Lügen.“
    Amy erhob sich rasch. Sie war mehr als peinlich berührt.
    „ Ich bin noch nicht fertig.“ Fast mühsam brachte sein Vater die Worte hervor.
    „ Tja, Pech gehabt. Wir brechen auf und ich wüsste nicht, wer uns daran hindern sollte“, antwortete Marc in saloppem Tonfall.
    „ Wenn du jetzt gehst, brauchst du nie mehr wieder zu kommen. Hast du mich verstanden?“
    „ George“, warf Jenny händeringend ein.
    Weder er noch sein Sohn kümmerten sich noch um die Frauen. Amy beschlich das unheimliche Gefühl, Zeuge eines Duells zu sein, in dem es nur einen Sieger geben konnte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf.
    „ Fein.“ Marc nickte fast nonchalant. „Ruf mich nie wieder an, Dad! Ich möchte deine Stimme niemals mehr hören.“
    Plötzlich schien er sich wieder auf seine Begleiterin zu besinnen, packte Amy etwas unsanft an der Hand und zog sie hinter sich her.
    „ Ich habe keinen Sohn mehr“, rief George ihm hinterher.
    Marc hob mit lässiger Geste die Hand zum Gruß.
    Jenny lief ihnen noch nach.
    „ Es tut mir sehr leid“, wandte Amy sich zu ihr um.
    „ Entschuldige dich nicht für mich, Babe!“, herrschte Marc sie an.
    Er schoss wie ein Irrer rückwärts mit überhöhter Geschwindigkeit aus der Einfahrt und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein.
    „ Fahr doch langsamer!“, mahnte Amy. Sie bekam es mit der Angst zu tun.
    Marc bog auf den Beltway ein. Seine Geschwindigkeit war besorgniserregend.
    „ Spinnst du jetzt total oder was?“
    Sie drückte lange und mit aller Kraft auf die Hupe. Endlich kam er zur Besinnung und fuhr rechts ran. Sein Kopf sank auf das Lenkrad, die Hände, die es umklammert hielten, zitterten. Amy sagte kein Wort. Sie kannte ihn mittlerweile viel zu gut. Hinter ihnen heulte bereits die Sirene eines Streifenwagens auf und das rotierende Blaulicht verwandelte die Gegend in die gespenstische Kulisse eines Horrorfilms.
    „ Guten Abend, gibt es ein Problem, Sir?“
    „ Nein, alles bestens, Officer.“
    „ Ihre Papiere bitte!“ Der Polizist spähte aufmerksam in den Fond des Wagens. Der BMW war vom Feinsten.
    „ Sie dürfen hier nicht stehen bleiben.“
    „ Das ist mir klar, Sir.“
    „ In Ordnung.“ Der Beamte gab Marc die Papiere zurück.
    „ Heute kommen Sie mit einer Verwarnung davon.“
    „ Besten Dank.“
    Das Funkgerät im Streifenwagen gab anscheinend eine Meldung durch, woraufhin der zweite Officer seinem Partner ein Zeichen gab. Der verabschiedete sich rasch und stieg in den Wagen.
    Amy öffnete ihre Tür und lief um das Fahrzeug herum.
    „ Los, rutsch rüber!“, befahl sie.
    „ Was soll das?“
    „ Rutsch rüber, hab ich gesagt. Ich fahre nach Hause.“
    Da Marc nicht widersprach und ihrer Aufforderung ohne weiteres Zögern nachkam, war ihr klar, welchen Kampf er ausfocht. Er lehnte sich im Beifahrersitz zurück und schloss müde die Augen. Sein Atem ging unregelmäßig. Amy konzentrierte sich auf den fließenden Verkehr und schottete sich

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