Rückkehr nach St. Elwine
Einfahrt seines Vaters. Jenny hatte sie wahrscheinlich vom Fenster aus beobachtet, denn sofort, als er den Motor abstellte, erschien sie an der Haustür.
„ Tu mir einen Gefallen und benimm dich!“, zischte Amy gerade noch und setzte ein herzliches Lächeln auf.
„ Hey, ich sagte bereits, ich werde es versuchen.“
Die Frau seines Vaters begrüßte sie herzlich mit einem Küsschen auf die Wange, als wären sie die allerbesten Freunde. War die Frau denn blind oder was? Na schön, er war gewillt, ihnen den Gefallen zu tun, also versuchte er es mit einem halbwegs unverbindlichen Lächeln. Der Tag würde sich noch hinziehen und da machte es vielleicht einen guten Eindruck, wenn er in seinem Verhalten den anderen gegenüber steigerungsfähig war. Er konnte so ein Meister der Diplomatie sein, verhöhnte er sich im Stillen selbst.
Nach dem Kaffeetrinken bot Jenny an, Amy das Haus zu zeigen. Sie schien eine professionelle Führung daraus zu machen, denn die Frauen blieben eine endlos lange Zeit, wie es ihm vorkam, verschwunden. Marc sah sich gezwungen, sich mit seinem Vater zu unterhalten.
„ Ich freue mich, dass ihr unsere Einladung angenommen habt“,
kam George seinem Sohn bereits entgegen.
„ Ja.“
„ Wie läuft ’s so in der Firma?“
„ Das Übliche. Joshua ist gerade in Kalifornien und ich hoffe, er kann einen ziemlich einträglichen Auftrag an Land ziehen.“
„ Du hattest Glück, dass er eurer langjährigen Freundschaft wegen, deine Karriere in seine Hand nahm.“
Noch immer lächelte George freundlich dabei. Aber da war es wieder, dieses Gefühl der Unzulänglichkeit, das Marc stets dann befiel, wenn er auf seinen Vater traf. In den Augen dieses Mannes würde er wohl immer ein Versager oder bestenfalls ein Günstling der Familie Tanner sein und kein Selfmademan, wie sein eigener Dad. Etwas Eigenes aufzubauen - das war es schließlich, was einen Mann ausmachte. Wann hatte dieser Argwohn zwischen ihnen beiden eigentlich angefangen? Das war doch nicht schon immer so gewesen. Marc konnte sich an viele gemeinsam verbrachte Stunden in der Hobbywerkstatt, gleich hinter seinem Elternhaus, erinnern. Sein Vater liebte von jeher Antiquitäten und auch alte, nicht besonders wertvolle Möbelstücke. Wenn er nicht in seiner Reederei schuftete, fand man ihn beim Aufarbeiten der alten Möbel. Als Junge durfte Marc dabei helfen. Es hatte ihm großen Spaß gemacht und er hatte sich gar nicht mal so schlecht angestellt. Er besaß durchaus handwerkliches Geschick. Als seine Eltern begannen, sich ständig zu streiten, hatte Marc sich mehr und mehr aus der Werkstatt seines Vaters zurückgezogen. Innerlich stellte er sich auf die Seite seiner Mutter. Schließlich war es sein Dad, der sich mit anderen Frauen einließ und damit Ehebruch beging. Oder etwa nicht?
Der Sport hatte Marc die Möglichkeit geboten, nach der er gesucht hatte. Er war für ihn die Plattform gewesen, auf der er seinen Eltern zeigen konnte, was in ihm steckte. Dabei hatte es ihm gar nicht waghalsig genug sein können. Doch irgendwie lief es nicht so, wie er es sich in seinem jugendlichen Leichtsinn ausgemalt hatte. Seine Mutter, von Natur aus ein überängstliches Wesen, hatte ihrem Mann bittere Vorwürfe gemacht, weil er seinen einzigen Sohn nicht daran hinderte, all die gefährlichen Sportarten auszuführen. George seinerseits hatte gar nicht daran gedacht, dies zu tun. Ihm war es nur recht gewesen, dass der Junge sich dem übermächtigen Einfluss seiner Mutter entzog. Sie verweichlichte ihn ohnehin viel zu sehr, wie George wusste. Selbst Marcs waghalsigste Aktion hatte in den Augen seines Vaters nicht den geringsten Anflug von Anerkennung gefunden, geschweige denn Achtung. So hatte er beschlossen, seinen Eltern zum Trotz, beim Sport zu bleiben.
„ Schon mal darüber nachgedacht, eine eigene Firma zu gründen?“, stellte sein Vater fast wie nebenbei seine Frage.
„ Ich leite eine eigene Firma, wie du vielleicht weißt.“
„ Unsinn. Eine hundertprozentige Tochterfirma von Tanner Construction. Das ist schon etwas anderes, würde ich behaupten.“
„ Dazu fehlten mir einfach die Mittel.“
Wieso rechtfertigte er sich bereits wieder vor seinem alten Herrn? Marc spürte leichten Ärger in sich aufsteigen.
„ Natürlich, das sehe ich ein. Damals hattest du nicht die Mittel und um zu mir zu kommen und um ein Startkapital, sagen wir als Darlehen, zu bitten, warst du zu stolz. Das ehrt dich. Doch jetzt müsstest du bereits einen ganz
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