Rückkehr nach St. Elwine
mental ab.
Die Auseinandersetzung zwischen Marc und seinem Vater konnte sie einfach nur als peinlich bezeichnen. Sie hatte im Moment keine Lust, mit ihm darüber zu diskutieren zumal er ohnehin stur wie ein Maulesel war. Das fällige Gespräch würde noch etwas warten müssen.
Tagelang lastete dieses Schweigen zwischen ihnen und es hielt auch noch an, als Joshua längst wieder aus Kalifornien zurück war.
Eines Abends jedoch hatte Amy genug. Sie sprach ihn einfach darauf an: „Was soll das eigentlich?“
„ Was?“ Marc spielte den Ahnungslosen.
Er tat doch tatsächlich so, als wüsste er nicht ganz genau, was sie meinte.
„ Wie lange willst du mir noch ausweichen?“
„ Aber wie kommst du denn auf so etwas? Ich komme doch jeden Abend zu dir nach Hause, oder nicht?“, antwortete er ruhig.
„ Ja, aber um welche Uhrzeit und mit einem Stapel Unterlagen, die du angeblich noch durchsehen musst.“
„ So ist das nun mal. Zurzeit habe ich viel um die Ohren“, rechtfertigte er sich.
„ Dann delegier ein paar von deinen Aufgaben!“, empfahl sie ihm.
„ Davon verstehst du nichts“, stellte er kurzerhand fest.
„ Typisch!“, versetzte sie und legte eine kurze Pause ein, um nach den richtigen Worten zu suchen.
„ Weißt du, was ich glaube? Du kneifst ganz einfach. Du hast Angst, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen oder deinen Standpunkt klar zu machen.“
„ Was soll das werden?“ Er klang bereits genervt. „Eine Grundsatzdiskussion über zwischenmenschliche Beziehungen? Da muss ich dich enttäuschen, meine kleine Freizeitpsychologin. Es ist ganz einfach so, dass Männer versuchen, im Stillen mit sich ins Reine zu kommen und Frauen immer alles stundenlang zerreden müssen. Ich bitte dich einfach nur, mir etwas Zeit zu geben, das ist alles.“
„ Du machst dir da selbst etwas vor. Aber bitte, wenn du mehr Zeit brauchst, nimm dir so viel du benötigst“, sagte Amy schließlich bissig.
Erst der erhoffte Anruf von Rafe Masterson am nächsten Tag, dass es endlich einen konkreten Hinweis gäbe, löste Marc aus seiner Erstarrung.
25. Kapitel
Die Temperaturen fielen von einem Tag auf den anderen. Tatsächlich fegten jetzt heftige Herbststürme über den Küstenstreifen. Die meisten Touristen hatten St. Elwine den Rücken gekehrt.
Liz war gerade mit der Operation eines Geschwürs am Zwölffingerdarm fertig geworden, als Schwester Taylor ihr ausrichtete: „Dr. Crane, der Chef möchte Sie sprechen. Er ist in seinem Büro."
„ Danke, ich bin schon unterwegs."
„ Ah Elizabeth, kommen Sie! Nehmen Sie bitte Platz! Ich möchte nur schnell mit Ihnen reden. Unsere Zeit ist ja immer knapp bemessen."
Er lachte kurz aber laut, bevor er fort fuhr: „Wie Sie wissen, habe ich meine Augen überall. In Ihrem Fall gefällt mir sehr, was ich sehe. Sie leisten hervorragende Arbeit für unsere Klinik. Das betrifft sowohl Ihr fachliches Können, als auch Ihren Umgang mit den Kollegen im Team. Sie kümmern sich um die Sorgen und Probleme Ihrer Patienten. Ich bin zufrieden mit Ihrer Arbeit. Erlauben Sie mir nur eine kleine Kritik, die keinesfalls ein Angriff sein soll, meine Liebe, nur ein kleiner Tipp: mir ist aufgefallen, dass Sie sich den Patienten gegenüber meist etwas unnahbar geben. Manchmal vermisse ich eine kleine Dosis Herzlichkeit. Sie sind selbst nie krank gewesen und lagen in einem Krankenhaus, nicht wahr?"
„ Nein, nie Sir, ich verstehe nicht." Elizabeth blinzelte verwirrt.
„ Nun, ich kann schlecht verlangen, dass sich alle Kollegen unseres Berufsstandes einmal eine Woche lang in ein Klinikbett legen und Patient spielen“, erklärte ihr Jefferson lächelnd, „einfach nur um zu fühlen, was ein Patient fühlt, aber es wäre weiß Gott, eine interessante Erfahrung für jeden. Sie sind freundlich Elizabeth, das steht außer Zweifel. Ich möchte nur, dass mein offizieller Stellvertreter mit bestem Beispiel vorangeht und weiterhin dafür sorgt, dass die Patienten uns vertrauen, denn wir wollen ihren Körper heilen und das geht nur, wenn wir auch ihre Seelen berühren."
Liz sah ihn verwirrt an.
„ Verstehe ich Sie richtig, Dr. Jefferson? Ich bin mir nicht ganz sicher."
„ Sie dürfen sich absolut sicher sein, Elizabeth. Ich möchte Sie zu meinem offiziellen Stellvertreter ernennen. Das heißt, wenn Sie nichts dagegen haben."
Ein freudiges Kribbeln breitete sich in ihr aus. Dies war ihre Chance. Sie wäre schön blöd, wenn sie dieses Angebot nicht annähme. Solch eine Gelegenheit,
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