Rückkehr nach St. Elwine
doch, schieß los", forderte Elizabeth ihn auf.
„ Seit wann bist du wieder da?“
„ Och, ich war die ganze Nacht im Haus“, gab sie freimütig zur Antwort und wusste nur zu genau, dass er das nicht gemeint hatte. Früher, erinnerte sie sich jetzt wieder, hatten sie oft diese Art von Unterhaltung geführt. Mit versteckten Andeutungen, Zweideutigkeiten oder absichtlichen Irreführungen hatten sie gern ihre Fragen und Antworten gespickt. Das hatten sie beide tatsächlich gut gekonnt.
"Ich wollte wissen ... Au! Verdammt!" Er jaulte kurz auf, als Liz mit einer raschen Bewegung die Kanüle einstach. Dann jedoch nahm er sich zusammen und zog lediglich scharf die Luft ein, als sie die brennende Flüssigkeit in seinen Muskel drückte. Er rührte sich nicht. "Hörst du heute überhaupt noch mal damit auf? Wann bist du fertig?", presste er schließlich mühsam zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
"Tanner, du bist kein leichter Patient. Ich injiziere das Medikament extra langsam, um dir unnötige Schmerzen zu ersparen. Das Mittel brennt ein wenig."
"Ach was", schnappte er. "Warum klingt du, als würdest du dich über mich lustig machen?"
"Das tue ich nicht, keinesfalls."
"Wer es glaubt", antwortete Josh wenig überzeugt. Jetzt erst wurde ihm bewusst, wie geschickt sie ihn mit diesem Gespräch abzulenken versuchte. Er grinste sie an, als sie endlich die Nadel aus der Hand gelegt hatte.
"Nimm's leicht Tanner!"
"Wenn du es sagst, Doc." Er schwieg eine Weile, als überlegte er und traf letztlich eine Entscheidung. „Also?“, fragte er einfach.
„ Also, was?“ Sie stellte sich absichtlich dumm.
„ Komm schon, Lizzy! Stell dich nicht so an. Wie lange bist du bereits hier?“
„ Noch nicht lange. Warum interessiert dich das so brennend. Nicht genug Frischfleisch in deinem Jagdrevier?“ Sie erschrak ein wenig. Diese Äußerung hätte sie nicht machen dürfen. Er war schließlich ihr Patient. Sie war zu alt für solche pubertären Lästereien.
Er musterte sie schweigend, was sie erst recht verunsicherte. Warum zum Kuckuck schleuderte er ihr nicht eine eben solche gepfefferte Antwort vor die Füße. Früher hätte er das zweifellos getan. Was war denn nur los mit Joshua Tanner? Es wäre besser, wenn sie sich rasch wieder auf ihre Arbeit konzentrierte. Sie räusperte sich leise, wie um sich selbst zur Räson zu rufen.
"Also lüften wir mal dein Hemdchen“, fuhr Liz im leichten Plauderton fort. „Lass mal sehen, Josh! Ich möchte nur einen kurzen Blick werfen. Rein dienstlich natürlich.“ Sie zog sich rasch einen Handschuh über und tastete die Wunde behutsam ab. „Na also. Sieht gut aus, wirklich."
"Ebenfalls rein dienstlich, nehme ich an", brummelte er und spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss.
Sie lachte schallend und versuchte dabei, sein Erröten zu ignorieren. "Darauf kannst du wetten, Tanner!"
"Also hast du gute Arbeit geleistet, Lizzy." Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, doch seine Augen taten es nicht.
Elizabeth stutzte einen Moment. Etwas war anders an Joshua Tanner. Aber noch hatte sie keine Erklärung dafür. Stattdessen sagte sie einfach: "Hast du etwa was anderes erwartet?"
Er ging scheinbar auf den leichten Plauderton ein. "Ähm ... Nein, eigentlich nicht. Nicht bei dir."
War das Verlegenheit in seinem Blick?
Josh nahm das Telefon zur Hand. "Hallo Marc, ich bin's ..."
"Wo zum Teufel steckst du? Carry telefoniert sich die Finger wund. Weder bei dir zu Hause noch an dein Handy gehst du ran. Inzwischen kann ich die Ansage auf deinem Anrufbeantworter auswendig."
Oh, Marc war also tatsächlich mehr als beunruhigt, wenn er sogar persönlich versucht hatte, ihn zu erreichen.
"Sie muss ja umwerfend sein, wenn du darüber sogar deine Arbeit vergessen hast", witzelte sein Freund.
"Im Krankenhaus", unterbrach Josh ihn.
"Was?“ Und dann nach einer Pause: „Was ist denn passiert?"
"Das kann ich dir jetzt nicht erklären. Schick jemanden mit der Unterschriftenmappe her! Morgen müssen die Unterlagen zum Mercury-Projekt eingereicht werden. Du weißt, wie wichtig es ist."
"Ja, eben darum geht es ja. Ich habe jetzt gleich noch einen wichtigen Termin. Aber im Laufe des Tages bin ich bei dir. Geht es dir gut?"
"Ich bin okay. Mach dir keine Sorgen!"
Es war bereits Nachmittag. Josh döste ständig wieder ein. Er fühlte sich immer noch hundeelend und so schlapp, als hätte er an einem Marathonlauf teilgenommen. Ab und zu sah eine nette Schwester nach ihm, aber
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