Rückkehr nach St. Elwine
ein Junge, flink wie ein Wiesel, von einem Markierungspunkt zum anderen. Versteh einer diese Ami-Spiele, überlegte sie stirnrunzelnd. Angefeuert von der kompletten Mannschaft, wahrscheinlich handelte es sich um Baseball, hechtete der kleine Bursche nach vorn. Flo ging bis an den Zaun und suchte das Spielfeld und die Ränge nach Kevin ab, konnte ihn jedoch nirgends entdecken.
Dafür hatte sie schon wieder mal diesen edlen Häuptlingssohn im Visier. Er trug ein Shirt, kurze Sporthosen und auf dem Kopf ein Basecap mit der Aufschrift St. Elwine High. Wie sie bereits geahnt hatte, machte er auch darin eine erstklassige Figur. Sie unterließ es allerdings besser, einen anerkennenden Pfiff auszustoßen, da sie sich letztens erst vor diesem Mann völlig zum Dödel gemacht hatte und sie um nichts in der Welt eine Wiederholung wünschte.
„ Suchen Sie jemanden?“ Er stand plötzlich direkt vor ihrer Nase und lächelte sie freundlich an.
Josh war aufgefallen, wie die Frau ihr Gesicht derart fest gegen den Zaun gepresst hatte, dass er schon befürchten musste, sie würde für den Rest ihres Lebens dieses Abdruckmuster mit sich herum tragen. Das ließ eigentlich nur den einen Schluss zu.
Sie trat tatsächlich gleich ein Stück von der Umzäunung weg und es sah fast ein bisschen so aus, als wenn sie vor ihm zurückwich.
„ Meinen Sohn, Kevin. Er wollte eventuell hierher gehen und mitspielen. Wir wohnen noch nicht sehr lange in der Stadt und er kennt niemanden. Miss Parker hat von dem Treffpunkt hier erzählt, da dachte ich, es könnte ja bestimmt nicht schaden, mal vorbei zu schauen. Wenn Schule wäre, hätte Kevin sich bestimmt schon mit jemandem angefreundet. Aber in den Ferien...“ Sie zuckte vielsagend mit den Schultern.
Konnte diese Frau denn niemals eine kurze, einfache Antwort abgeben?
Josh schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Ich kenne die Jungen. Hier ist niemand neues dabei.“
Drei der Kinder standen ganz in der Nähe und hatten anscheinend mitgehört.
„ Da war einer hier, Coach. Hat gefragt, ob er mitmachen kann“, schaltete sich der Größte von ihnen jetzt ein.
„ Ach ja und warum ist er dann nicht hier?“, hakte Josh nach.
Die Köpfe neigten sich wie auf ein Kommando hin nach unten und alle drei starrten ostentativ auf ihre Schuhspitzen.
„ Moment, ich kläre das, Mrs. Usher. Warten Sie hier!“
Josh gesellte sich zu der kleinen Gruppe und stellte die Jungen zur Rede.
„ Erklärt mir das doch bitte mal!“ Er sah dabei jedem Einzelnen in die Augen. Billy schielte zu Zach rüber, wich dann aber dem Blick des Trainers aus. „Hat keiner etwas dazu zu sagen?“ Joshs Stimme enthielt einen leicht gereizten Unterton.
Schließlich gaben die Kinder zu, dass Kevin zwar da gewesen und gefragt hatte, aber sie ihn nicht hatten dabei haben wollen. Josh gelang es nicht, sich ein klares Bild vom genauen Hergang zu machen. Offenbar hatte Kevin aber angegeben oder geprahlt, und das genügte den anderen, um ihn mit ein paar saftigen Bemerkungen in die Flucht zu treiben.
„ Ziemlich uncool von euch - das muss ich schon sagen. Ich hoffe sehr, dass ihr das wieder gerade biegen könnt.“
Die Jungen sahen betreten zu Boden. Da sie Josh sehr verehrten, traf sie seine Missbilligung mehr, als laute Schimpftiraden es vermocht hätten. Er ließ sie stehen und ging wieder zu Miss Strubbelkopf zurück.
„ Nun, es hat da wohl einen kleinen Zusammenstoß gegeben und kurz gesagt, sie wollten ihn anschließend nicht mehr mitmachen lassen. Tut mir wirklich leid, das Ganze.“
„ Ich verstehe.“
In ihre Augen trat so ein schauerlich resignierter Ausdruck, der ihn anrührte.
„ Sie können ja schließlich nichts dafür“, murmelte sie in ihrem harten rollenden Akzent.
„ Kevin gerät öfter mal in solche Schwierigkeiten. Er ist manchmal recht impulsiv und nimmt dann gern den Mund etwas zu voll. Na ja, ich hatte gehofft, dass er hier Anschluss findet. Da kann man wohl nichts machen.“
Als Flo sich umwandte, bemerkte sie, dass sich jemand auf einem Fahrrad näherte. Sie erkannte Dr. Crane. Liz stieg kurz ab und grüßte freundlich.
„ Hallo, Mrs. Usher, hallo Josh.“
„ Liz, wie geht `s?” Er lächelte kurz.
„ Danke, gut. Ich habe da diese Einladung bekommen...“
Er musterte Elizabeth unauffällig. Sie hatte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, doch wie immer, ließen sich ein paar ihrer vorwitzigen Locken nicht durch ein einfaches Gummi bändigen. Josh ertappte sich bei dem Wunsch, das Band
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